Nvidia-Aktie: Diesen Denkfehler machen viele

Ungebremster KI-Boom

Mit der Nvidia-Aktie ist es derzeit so eine Sache: Kaum eine andere Aktie spaltet Anleger und Analysten derart in bullische Optimisten und skeptische Mahner. Die einen wittern zu jedem Rücksetzer eine neue Einstiegschance. Die anderen warnen vor dem vermeintlichen Höhepunkt des KI-Booms – und sehen explodierende Lagerbestände als drohendes Unheil. Wer hat Recht? Was Du wirklich zur aktuellen Lage wissen musst, liest Du hier.

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Der KI-Hype – nur ein Strohfeuer?

Wer in den letzten Wochen die Märkte verfolgt hat, konnte den Eindruck bekommen, der große Run auf KI-Hardware sei vorbei.

Einzelne Analysten sprachen offen von zurückgehender Nachfrage, nachdem Firmen wie Microsoft oder Amazon angeblich Data-Center-Projekte gestoppt oder verlagert hätten. Doch beim genauen Hinsehen zeigt sich: Die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Amazon etwa hat die Investitionen für 2025 sogar erhöht. Google plant mit 75 Mrd. US$ Kapitalaufwand – ein Rekordwert. Zulieferer wie Celestica oder Vertiv haben ihre Umsatzprognosen angehoben. In deren Zahlen steckt viel Nvidia, denn ohne entsprechende Chips und Systeme läuft kein Hyperscale-Rechenzentrum.

Was steckt also hinter der Sorge um den Abbruch des Booms? Oft ist sie reine Kaffeesatzleserei auf Basis etwa von einzelnen Standortverlagerungen – nicht aber echter Schwäche in der Endnachfrage. Selbsternannte Brancheexperten interpretieren zu viel in Meldungen zu Rechenzentrums-Leasing. Beispiel: Microsoft hatte einige Mietverträge für Rechenzentren in Ohio gekündigt und kurz darauf Amazon einige Verpflichtungen für Rechenzentren ausgesetzt, was fälschlicherweise als Nachfragetief gewertet wird.

Doch im Gegenteil: Die Nachfrage nach KI explodiert, so ein Anthropic-Mitbegründer kürzlich auf der vom Hamm Institute for American Energy organisierten Konferenz. Die große Frage hingegen sei, ob das Land über die notwendigen Stromkapazitäten verfüge, um den prognostizierten Anstieg des Stromverbrauchs um 50 Gigawatt zu bewältigen.

US-Exportstopp als Damoklesschwert

Für den kurzfristigen Stress in der Branche sorgt hingegen der Exportstopp für KI-Beschleuniger in Richtung China.

Hintergrund: Die US-Regierung lässt Nvidia H20-Chips nicht mehr frei an chinesische Kunden liefern – für jede Lieferung braucht es eine Sondergenehmigung. Nvidia hat daraus die Reißleine gezogen und bilanziert einen Sonderposten von 5,5 Mrd. US$ auf Lager, die kurzfristig nicht verkauft werden können. Klar ist: Ohne China fehlen dem Konzern 13 bis 16 Mrd. US$ Umsatz. Das entspricht etwa 10% des Data-Center-Umsatzes des kommenden Jahres. Auch wenn die Führung betont, man arbeite weiter an Lösungen oder Verlagerungen – für das laufende Quartal (Februar bis April) rechnet der Markt mit „nur” 43,1 Mrd. US$ Umsatz, exakt auf Höhe der eigenen Prognose. In der Vergangenheit hatte Nvidia die Schätzungen regelmäßig um 1 bis 2 Mrd. US$ pro Quartal übertroffen – dieses Mal wird’s eng.

Die gute Nachricht: Viele Analysten halten die Abschreibung für übervorsichtig. Nvidia-CEO Jen-Hsun Huang tourt gerade durch China, um Alternativen auszuloten, und die USA könnten in der heißen Phase der Handelsgespräche sehr wohl Lockerungen zulassen – darauf deuten jedenfalls Insider hin.

Die Zahlen: Wachstum bleibt gewaltig

Trotz der Bremsspuren sieht es fundamental weiter spektakulär aus.

Nach aktuellen Konsensschätzungen wachsen die Gewinne je Aktie (EPS) derzeit um 30% und könnten damit bis 2027 auf 5,68 US$ klettern. Selbst nach dem jüngsten Kursrückgang liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für das übernächste Jahr damit bei nur rund 20. In Hype-Phasen wird der US-Titel auch mal mit 50er-KGV gehandelt.

Sollte die KI-Revolution nicht abrupt enden (wovon ich natürlich ausgehe), steckt in der Überfliegeraktie derzeit wieder erhebliches Kurspotenzial.

Die Risiken: Rezession, Konkurrenz, Politik

Was Anleger nüchtern bedenken sollten:

Ein globaler Wirtschaftsabschwung – etwa in Folge einer Eskalation im US-China-Handelskonflikt – könnte das Nachfragewachstum dämpfen. Im Extremfall entwickelt ein Wettbewerber wie AMD einen überlegenen KI-Beschleuniger, was Preisdruck und Marktanteilsverluste bringen würde.

Noch ist davon wenig zu sehen, aber ein Restrisiko bleibt.

Fazit: Die Angst vor dem KI-Ende ist überzogen

Anleger tun gut daran, die aktuelle Schwächephase als das zu nehmen, was sie ist: ein politisch bedingter Dämpfer, aber kein Ende des KI-Trends.

Die Nachfrage nach Spitzenhardware bleibt gewaltig – zu achten ist vor allem auf den Ausbau der Cloud von Amazon, Google und Co, wo derzeit kein Ende in Sicht ist. Ergänzend sei erwähnt: Wer nach fundierten Einblicken in die vielversprechendsten KI-Aktien sucht, findet in unserem Report „KI-Boom-Gewinner“ eine ausgewogene Analyse der Top-Performer und aufstrebenden Stars.

Die Nvidia-Aktie bleibt eine Wachstumsstory, die aktuell mit einem Abschlag auf das eigene Gewinnwachstum zu haben ist. Wer antizyklisch agieren will, kann die jüngsten Rückschläge zum Einstieg nutzen – muss aber mit Volatilität und kleineren Dellen leben. Wer schon gut investiert ist, bleibt an Bord. Wer neu einsteigt, sollte in Tranchen vorgehen und bei weiteren Schwächephasen gezielt aufstocken.

Klar ist: Die Musik im KI-Orchester spielt weiter – und Nvidia bleibt der Kapellmeister.

ℹ️ Nvidia in Kürze

  • Die Nvidia Corporation (WKN: 918422) ist einer der weltweit größten Entwickler von Grafikprozessoren und Chipsätzen.
  • Die Chips und Prozessoren des Konzerns kommen in Personal Computern, Spielekonsolen und Rechenzentren zum Einsatz.
  • Das in Santa Clara im US-Bundesstaat Kalifornien beheimatete Unternehmen ist Marktführer im Bereich Hochleistungschips für Anwendungen auf Basis künstlicher Intelligenz.
  • Nvidia ist Mitglied in den US-Leitindizes Nasdaq 100 und S&P 500 und mit einem Börsenwert von rund 2,7 Billionen US$ das aktuell drittwertvollste Unternehmen der Welt.

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