Bayer-Aktie: Was kommt nach dem Desaster?

21.11.23 um 10:50

Einen Tag wie den gestrigen Montag haben die wenigsten Bayer-Aktionäre erlebt. Mit einem Verlust von -18% erlitt die Bayer-Aktie (WKN: BAY001) den größten Kurssturz seit 32 Jahren und stürzte auf ihren niedrigsten Wert seit 17 Jahren. Wie wird der Pharma- und Chemiekonzern dieses Desaster verdauen?

Bayer AG

ℹ️ Bayer vorgestellt

Die Bayer AG ist einer der weltgrößten Chemie- und Pharmakonzerne. Der Konzern ist in die drei Geschäftsbereiche Pharmaceuticals (rezeptpflichtige Arzneimittel), Consumer Health (rezeptfreie Medikamente) und Crop Science (Pflanzenschutz und Schädlingsbekämpfung) untergliedert. Bayer hat seine Konzernzentrale in Leverkusen und notiert sowohl im deutschen Leitindex DAX als auch im Index der größten europäischen Unternehmen EURO STOXX 50. Der Konzern kommt derzeit auf eine Marktkapitalisierung von ca. 33 Milliarden €.

Gleich zwei Hiobsbotschaften

Bayer-Aktionäre waren in den letzten Monaten schlechte Nachrichten gewöhnt, doch das Ausmaß an bad news zum Wochenauftakt überstieg alles bislang Dagewesene (mehr dazu hier).

Zum Ersten musste Bayer ein weiteres Mal einen herben Rückschlag in puncto Glyphosat hinnehmen. Ein US-Geschworenengericht verurteilte den Leverkusener Konzern zur Zahlung von mehr als 1,5 Milliarden US$ an drei krebskranke ehemalige Nutzer des Unkrautvernichtungsmittels Roundup.

Wie gegen alle bisherigen Verurteilungen wird Bayer auch gegen dieses Urteil Rechtsmittel einlegen. Zudem ist es in den USA üblich, dass Kläger sehr hohe Summen zugesprochen bekommen, die im Anschluss von Richtern deutlich herabgesetzt werden. Trotzdem ist die Wirkung fatal und dürfte die weiteren laufenden Gerichtsverfahren in den USA beeinflussen.

Zum Zweiten erklärte Bayer das Ende einer klinischen Studie. Bei dieser Studie handelt es sich nicht um irgendeinen Wirkstoff, sondern um Asundexian, den größten Hoffnungsträger in der Entwicklungspipeline der Leverkusener. Aufgrund mangelnder Wirksamkeit wurden die Studie zum Mittel, das bei Patienten mit Vorhoffflimmern und Schlaganfallrisiko zur Prophylaxe eingesetzt werden kann, vorzeitig abgebrochen.

Für Bayer bedeutet das einen herben Umsatzverlust. Der Konzern schätzte das jährliche Umsatzpotenzial von Asundexian auf über 5 Milliarden €. Damit wäre es das wichtigste Medikament von Bayer überhaupt geworden.

Auf dem Stand von 2006

Über den Chart der Bayer-Aktie muss man keine großen Worte mehr verlieren. Innerhalb von nur sieben Monaten hat der DAX-Konzern -45% seines Wertes verloren und notiert auf dem niedrigsten Stand seit 2006. Ob die Bayer-Aktie nun endlich ihren Boden gefunden hat, ist ungewiss. Weitere charttechnische Überraschungen sind nicht ausgeschlossen.

Erste Analystenstimmen

Erste Analysten haben auf die Nachrichten zum Wochenbeginn reagiert. Wie zu erwarten, fielen die Reaktionen alles andere als positiv aus. Das Analysehaus Jefferies stufte die Bayer-Aktie von „Kaufen“ auf „Halten“ herab und reduzierte das Kursziel drastisch von 60 auf 37 €. Auch die britische Barclays-Bank ruderte zurück und stufte den Pharmatitel nur mehr mit „Gleichgewichten“ bei einem Kursziel von 40 € ein.

Kein „Weiter so“ mehr!

Die Lage bei Bayer ist dramatisch. Die Probleme mit Glyphosat sind zwar seit Jahren bekannt, die Folgekosten nehmen aber immer bedrohlichere Ausmaße an. Schlimmstenfalls muss Bayer seine Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten weiter erhöhen.

Noch schwerer wiegt jedoch der Wegfall von Asundexian. Damit brechen Bayer nicht nur Milliardenumsätze und -gewinne weg, es erhöhen sich auch die Kosten für weitere Forschungsarbeiten. Ganz zu schweigen vom Vertrauensverlust, den der Pharmakonzern dadurch erleidet.

Die Ereignisse am Montag machen es für mich inzwischen höchstwahrscheinlich, dass Bayer im kommenden März seine Zerschlagung beschließen wird. Investoren werden es angesichts des Ausmaßes der Probleme nicht mehr hinnehmen, dass der Konzern als Einheit bestehen bleibt.

Ich wäre nicht überrascht, wenn 2024 das Pharmageschäft, das Consumer Business (mit rezeptfreien Medikamenten) und die Agrarchemiesparte voneinander getrennt würden. Das würde Bayer deutlich mehr strategische Optionen für die Zukunft geben. Diese Trennung in drei Geschäftseinheiten hatte Bayer im Zuge der Präsentation der letzten Quartalszahlen eigentlich ausgeschlossen. Ein „Weiter so“ darf und wird es aber nicht mehr geben.

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