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Thyssenkrupp-Aktie: Kaufsignal für Mutige?

Simon Ruić / 29.02.24 / 13:15

Die Thyssenkrupp-Aktie ist seit Anfang der Woche im Erholungs-Modus mit insgesamt knapp +7% Kursgewinn. Am Mittwochabend hat der Konzern nun Stellung genommen zum Handelsblatt-Bericht über massive geplante Stellenstreichungen. Bietet das fast historisch tiefe Kursniveau aus Anlegersicht nun Chancen auf hohe Renditen?

stock.adobe.com/Tobias Arhelger

ℹ️ Thyssenkrupp vorgestellt

  • ThyssenKrupp mit Hauptsitz in Essen ist ein diversifizierter Industrie- und Technologiekonzern mit Schwerpunkt in der Stahlherstellung.
  • Der Konzern ging 1999 aus der Fusion der beiden Traditionsunternehmen Friedrich Krupp AG und Thyssen AG hervor.
  • ThyssenKrupp ist im Nebenwerteindex MDAX notiert und ist aktuell knapp 3 Milliarden € wert.

Thyssenkrupp: Handelsblatt-Bericht „Spekulation“

Dass ein auf Insider-Gespräche beruhender Bericht des Handelsblatts (HB) zunächst nüchtern dementiert wird, kommt häufiger vor. Selten jedoch wehren sich die Protagonisten derart aufbrausend gegen die in der Finanzzeitung vorgebrachte Darstellung, wie es Thyssenkrupp am Mittwochabend getan hat.

Zum HB-Bericht, wonach bei Thyssenkrupp Steel Europe bald mindestens 5.000 der 27.000 Arbeitsplätze wegfallen könnten, erwiderte der Konzern:

Zum jetzigen Zeitpunkt sind alle Mutmaßungen über möglicherweise betroffene Aggregate Spekulation und im hohen Maße unseriös. So werden völlig unnötigerweise Ängste und Befürchtungen bei unseren Mitarbeitenden geschürt.

„Stream“-Programm eine Ente?

Einige Stunden zuvor hatte die in Düsseldorf sitzende Zeitung unter Berufung auf Unternehmenskreise von drastischen drohenden Einschnitten bei der Stahltochter des MDAX-Konzerns berichtet.

Den Angaben nach arbeite der Steel-Europe-Vorstand an einem Konzept, das eine Schließung von mindestens einem Hochofen und zwei Walzwerken am Standort Duisburg vorsehe. Die Planungen beinhalten demnach einen Rückbau auf etwa 8 bis 9 Millionen Tonnen Produktions-Kapazität. Firmenintern laufe das Programm unter dem Namen „Stream“.

Der Stahl-Riese erklärte jedoch nun in seiner Stellungnahme, dass es ein Projekt mit diesem Namen nicht gebe.

Der tatsächliche Stand der Dinge entspreche laut dem Unternehmens-Statement nach wie vor der Darstellung, die Stahl-Aufsichtsratschef Sigmar Gabriel kürzlich in einem WAZ-Interview kundtat. Demnach arbeitet der Vorstand weiterhin nur an Vorschlägen für eine Neustrukturierung, die Mitte April mit der Mitbestimmung und den Gremien beraten würden.

Über die im Handelsblatt geäußerten „Spekulationen“ sei man hingegen äußerst verwundert.

Verkaufs-Verhandlungen bislang ohne Ergebnis

Der Wahrheitsgehalt des HB-Berichts ist von außen nicht einzuschätzen. Sicher ist jedoch, dass Thyssenkrupp schon seit Jahren nach Lösungen für das Konjunktur-anfällige Stahlgeschäft sucht.

Im vergangenen September hatte ebenfalls das Handelsblatt zuerst berichtet, dass ein Teilverkauf der Stahlsparte kurz bevorstünde. Die Verhandlungen hatte der Konzern bestätigt. Demnach führt Vorstandschef Miguel Lopez seit Monaten Gespräche mit der EPH-Holding des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky – bislang jedoch ohne Ergebnis.

Dass es dringenden Handlungsbedarf gibt, der auch Stellenstreichungen nicht ausschließt, hatte Aufsichtsratschef Gabriel in dem WAZ-Interview eingestanden. Demnach verkauft Thyssenkrupp derzeit nur drei Viertel seiner Produktionskapazität von jährlich 12 Millionen Tonnen.

Das kann noch schlimmer kommen

Die kritische Dauerdiskussion über die zukünftige Unternehmensstrategie von Thyssenkrupp – vor allem, was den Stahlbereich angeht – ist seit Jahren ein Hemmnis für den Aktienkurs. Vor zwei Wochen stürzte der Titel zudem fast zweistellig ab, nachdem der MDAX-Konzern schockierend schlechte Quartalszahlen präsentiert hat.

Obwohl das Industrie-Papier derzeit zu fast historisch niedrigen Preisen gehandelt wird, bietet sich aus meiner Sicht ein spekulativer Einstieg für Anleger nicht an.

Für mich sieht es derzeit danach auch, dass der Deal mit Kretinsky platzen wird. Dann wird es vorerst auch keine Solar- und Windkraftparks geben, die die Stahlwerke der Essener mit grünem Strom versorgen könnten.

Im Worst-Case-Szenario hält das Unternehmen am zyklischen Stahlgeschäft fest und veräußert andere, zukunftsträchtigere Segmente, um die grüne Transformation der europäischen Stahlsparte zu finanzieren.

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