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Wirecard: Langsam wird es wirklich lächerlich!

Marc Rendenbach / 31.05.19 / 11:34

Bekanntlich schießt die britische "Financial Times", in Person des Journalisten Dan McCrum, seit einiger Zeit scharf gegen Wirecard (WKN: 747206). Dies führte zwischenzeitlich sogar zu einem viel diskutierten Shortverbot der Aktie durch die deutsche Finanzaufsichtsbehörde BaFin. Bisher erwiesen sich alle Vorwürfe, die aus London gegen Wirecard erhoben wurden, als weitestgehend haltlos, weshalb die Aktie zuletzt wieder zu einem kleinen Höhenflug ansetzte. Dieser kurzfristige Höhenflug wurde heute dann jedoch jäh unterbrochen.

Der Grund hierfür war ein negativer Artikel über Wirecard im "Handelsblatt". In diesem wird dem DAX-Konzern vorgeworfen betrügerische Trading-Netzwerke unterstützt zu haben. Konkret geht es um die Seite "Option888", die vorgegeben habe für Anleger mit Hilfe des Handels binärer Optionen große Gewinne zu erzielen. Ich bin bekanntlich nicht der größte Freund von Wirecard, denn meines Erachtens müsste das Unternehmen viel transparenter sein.

So hat man sich den Schlamassel, in den man zuletzt durch die Berichterstattung der "Financial Times" geraten ist, zum großen Teil selbst eingebrockt. Denn wenn das Management schon seit Monaten von – wenn auch nur kleinen – Unregelmäßigkeiten in Singapur wusste, hätte man damit viel offensiver umgehen müssen. Aber so langsam werden die immer neuen Vorwürfe absurd, so dass ich diejenigen Anleger, die hier an eine Verschwörung glauben, langsam verstehen kann.

Finanzdienstleister sind nicht dazu da gierige Anleger zu beschützen!

Denn konkret berichtet das "Handelsblatt", dass (gierige) Anleger hohe Beträge auf Konten in der Karibik überwiesen hätten. Für diesen Geldtransfer sei Wirecard zuständig gewesen, weshalb man dem Konzern eine Art "Beihilfe zum Betrug" unterstellt. Dies geht in meinen Augen aber viel zu weit. Denn erstens müsste jeder Anleger merken, dass es sich bei solchen Internetseiten wie "Option888" um keine seriösen Angebote handelt. Aber auch wenn das nicht der Fall ist, stellt sich mir die Frage nach dem konkreten Vorwurf, den man Wirecard machen möchte.

Denn wenn nicht Wirecard diese Transaktionen ausgeführt hätte, hätte es eben ein anderer Finanzdienstleister gemacht. Das ist nämlich der Job eines Finanzdienstleisters. Nicht deren Job ist es jedoch erwachsene – und damit mündige – Bürger wie Kinder im Kindergarten vor jeglicher Dummheit zu schützen. Oder mit anderen Worten: Wenn ich Geld auf ein Wettkonto bei irgendeinem Wettanbieter einzahle und auf irgendein Sportereignis wette, dass dann nicht eintritt, dann ist dieser Verlust meiner eigenen Dummheit geschuldet.

Bezahlvorgang mit der boon-App von Wirecard...

Fundamental fairer Wert bleibt zwischen 160,00 und 175,00 Euro, wenn...

Insofern kann ich den heutigen, heftigen Abverkauf in Reaktion auf den "Handelsblatt"-Artikel in keinster Weise nachvollziehen. Inzwischen ist man in dieser Republik ja schon einiges gewöhnt, bspw. das "Flüchtlingsbürgen" am Ende nicht für ihre Bürgschaft haften müssen, sondern der Staat und somit der Steuerzahler dafür aufkommt. Aber irgendwann ist es dann auch mal gut.

Dabei kann ich durchaus nachvollziehen, dass sich die betroffenen Anleger sowohl über ihre eigene Dummheit sowie die damit einhergehenden Verluste ärgern – wer würde das nicht? Aber wir leben immer noch in einem demokratischen Rechtsstaat – was Menschen gewisse Freiheiten gibt, die dann eben auch Gefahren bergen. Wichtiger als die neue Vorwürfe des "Handelsblatt" war, ist und bleibt daher für mich, ob und was die Ermittlungen in Asien ergeben.

Denn beispielsweise ermitteln die Behörden in Singapur, im Hinblick auf die Vorwürfe der "Financial Times", immer noch gegen den Konzern. Sollten sich im Zuge dieser Ermittlungen die Vorwürfe aus London bestätigen oder gar neue Abgründe auftun, wäre ein Absturz der Aktie möglich und auch gerechtfertigt. Wenn aber nicht, dann bleibt es beim Ergebnis meiner kürzlichen Analyse und der fundamental faire Wert der Aktie liegt zwischen 160,00 und 175,00 Euro!

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