Viking Therapeutics nach Zahlen: Geht die Rallye weiter?
Seit meinem letzten Update läuft die Aktie von Viking Therapeutics immer höher. Die Rallye des Biotechs könnte sich nach dem Quartalsbericht von dieser Woche fortsetzen.
Sektor erholt sich – Viking +25% seit letztem Kauftipp
Der Biotechnologiesektor erlebt derzeit eine gewisse Wiederbelebung, wobei der XBI-Index seit den Tiefständen im April sogar besser abschnitt als der breiter gefasste Gesundheitssektor XLV. Diese relative Stärke sollte jedoch nicht überbewertet werden, da XLV 2025 zu den schwächeren Sektoren innerhalb des S&P 500 zählt.
Zwar liegt die Viking-Aktie auf Jahressicht immer noch rund 30 Prozent im Minus, doch seit unseres letzten Kauftipps Anfang des Monats hat sie den S&P 500 deutlich übertroffen. Das zeigt: Mit dem richtigen Timing lassen sich auch bei jungen, wachstumsorientierten Biotechunternehmen attraktive Chancen nutzen.
Langfristiger Blick bleibt entscheidend
Investoren müssen bei einem noch umsatzlosen Unternehmen wie Viking Therapeutics Geduld mitbringen. Die Entwicklung von Medikamenten gegen Adipositas in einem stark umkämpften Markt erfordert einen langfristigen Horizont. Entscheidend ist deshalb, genau zu beobachten, wie sich die Kommerzialisierung der vielversprechenden Substanz VK2735 entwickelt – insbesondere im Vergleich zu etablierten Wettbewerbern wie Novo Nordisk oder Eli Lilly.
Daher kam es für mich auch nicht überraschend, dass die Aktie nach den jüngsten Quartalszahlen nicht weiter abgestraft wurde. Zwar lagen die Ergebnisse unter den Erwartungen, was vor allem auf höhere Ausgaben für Forschung und Entwicklung zurückzuführen war. Doch der Markt hat zu Recht den Fokus auf den Fortschritt der klinischen Pipeline gelegt – und nicht auf kurzfristige Ergebnisabweichungen.
Fortschritte bei VK2735 schaffen Vertrauen
Viking Therapeutics verfolgt eine zweigleisige Strategie mit einer injizierbaren und einer oralen Version von VK2735, um sich gegen die führenden Anbieter im GLP-1-Segment zu positionieren. Dabei wurden zuletzt wichtige Meilensteine erreicht: Die subkutane Variante befindet sich mittlerweile in Phase-III-Studien für Adipositas und Typ-2-Diabetes, während die orale Formulierung in Phase II voranschreitet. Besonders beachtlich war das Ergebnis der Phase-I-Studie, bei der Probanden nach 28 Tagen im Schnitt 8,2 Prozent an Gewicht verloren – ein potenzieller Best-in-Class-Wert im Vergleich zur Konkurrenz.
Auch wenn nun eine längere Untersuchungsdauer folgt, rechnet das Unternehmen mit ersten Top-Line-Daten in der zweiten Jahreshälfte. Wenn diese Resultate – insbesondere bezüglich Wirksamkeit und Verträglichkeit – den Erwartungen entsprechen, könnte das Unternehmen die Zulassungsstudien zügig vorantreiben und einen bedeutenden Schritt in Richtung Markteinführung machen.
Angesichts dieser Entwicklung scheint es nicht ausgeschlossen, dass Viking mittelfristig entweder attraktive Monetarisierungschancen realisiert oder von einem größeren Biopharmaunternehmen übernommen wird, das sich Zugang zu vielversprechender Technologie sichern will.
Die Dynamik im Adipositasmarkt verändert sich – Viking könnte profitieren
Der globale Wettlauf um Medikamente gegen Fettleibigkeit nimmt weiter Fahrt auf. Unternehmen wie Eli Lilly holen zunehmend zu Branchenprimus Novo Nordisk auf – ein Hinweis darauf, wie dynamisch sich dieser Markt verändert. Vor diesem Hintergrund erscheint die Marktkapitalisierung von derzeit rund 3,8 Milliarden US-Dollar bei Viking nicht überzogen, wenn man die Bandbreite der Pipeline berücksichtigt. Der Markt für Adipositasbehandlungen dürfte in den kommenden fünf bis zehn Jahren erheblich wachsen, wovon auch kleinere Akteure mit marktnahen Produkten profitieren könnten.
Allerdings ist Vorsicht geboten: Eine aktuelle Studie von Goldman Sachs hat das mögliche Marktvolumen für Adipositasmedikamente um 25 Prozent nach unten korrigiert. Das zeigt, dass auch große Wachstumserwartungen keine Selbstläufer sind – und selbst etablierte Unternehmen wie Novo durch neue Marktmechanismen unter Druck geraten können.
Dennoch bleibt der Adipositasmarkt einer der wenigen strukturell wachsenden Bereiche im von politischen und regulatorischen Unsicherheiten belasteten Gesundheitswesen. Entsprechend dürfte Viking mit seinem klaren Fokus auf diese Indikation weiterhin im Interesse der Anleger stehen.
Solide Liquidität – aber langfristige Finanzierung bleibt ein Thema
Ein wesentlicher Punkt für Investoren bleibt die finanzielle Ausstattung. Mit einer Liquiditätsposition von rund 808 Millionen US-Dollar zum Ende des zweiten Quartals dürfte Viking Therapeutics seine Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten bis ins Jahr 2027 ohne neue Kapitalmaßnahmen finanzieren können.
Das verschafft dem Unternehmen wertvolle Zeit, um die laufenden Studien zu VK2735 zum Erfolg zu führen – ein Aspekt, der angesichts der hohen Short-Quote von zuletzt über 26 Prozent besonders wichtig ist. Die Skepsis am Markt ist hoch, doch bisher hat sich das Unternehmen in einem schwierigen Umfeld behauptet.
Auch wenn Risiken bestehen, scheint die Sorge vor Produktionsengpässen aktuell übertrieben. Zunächst geht es darum, die Wirksamkeit und Sicherheit der Wirkstoffe überzeugend zu belegen – alles Weitere folgt danach.
Fazit: Spekulativer Wert mit Potenzial – Geduld bleibt gefragt
Die kommenden zwölf Monate dürften für Viking Therapeutics entscheidend werden. Wenn die klinischen Daten überzeugen, könnten sich viele der aktuell noch pessimistischen Marktteilnehmer gezwungen sehen, ihre Short-Positionen zu schließen – was die Aktie zusätzlich stützen würde. Die Erholung seit den April-Tiefs spricht bereits jetzt für ein gewisses Vertrauen in die Story.
Investoren, die früh eingestiegen sind, sollten ihre Position halten. Für Neueinsteiger gilt: Viking Therapeutics bleibt ein spekulativer Wert ohne kurzfristige Profitabilität – laut Prognosen bis mindestens 2029. Wer investiert, sollte dies mit Bedacht tun und die Aktie nicht als zentralen Baustein seines Portfolios betrachten.