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Thyssenkrupp-Aktie: Nucera-Börsengang bereits im Juni?

Simon Ruić / 06.04.23 / 12:48

Die Aktien von Thyssenkrupp (WKN: 750000) klettern am Donnerstag um +1,1% auf 6,37 €, nachdem Medien berichtet haben, dass der Börsengang der Wasserstoff-Sparte kurz bevorsteht. Wie lauten die Details und wie sind die Gerüchte für Anleger einzuordnen?

stock.adobe.com/ Tobias Arhelger

Der Essener Industriekonzern Thyssenkrupp ist Deutschlands größter Stahlhersteller. Weltweit beschäftigt das Unternehmen über 100.000 Mitarbeiter und setzt jährlich mehr als 35 Milliarden € um. An der Börse ist das MDAX-Mitglied mit knapp 4 Milliarden € bewertet.

Nucera-Börsengang im Juni?

Bald könnte Dynamik reinkommen bei Thyssenkrupps auf Eis gelegtem Nucera-IPO. So plant der Stahlriese seine Wasserstoff-Sparte unter Umständen im Juni an die Börse zu bringen, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstagmorgen unter Berufung auf „mit der Angelegenheit vertraute Personen“.

Einen endgültiger Zeitplan für ein erstes öffentliches Aktienangebot habe der MDAX-Konzern den Angaben nach aber noch nicht. Man warte demnach noch ab, wie sich das Marktumfeld in den kommenden Wochen entwickelt.

Laut der von Reuters zitierten Quellen könne der Wert der Wasserstoff-Sparte der Essener zwischen 2 und 5 Milliarden € liegen, wenn man die Umsatzmultiplikatoren der Konkurrenten Nel ASA und ITM Power zugrunde lege. Jüngste Schätzungen von Credit Suisse und Bank of America gehen jedoch von einer bescheideneren Bewertung von 450 Millionen bis 1,1 Milliarden € aus.

Miteigentümer De Nora als Vorbild

Eine Stellungnahme zu dem Bericht lehnten die Essener bislang ab. Letzten Monat sagte Vorstandschefin Martina Merz aber, dass man einen neuen Versuch unternehmen würde, Nucera an die Börse zu bringen, ohne dies näher zu erläutern.

Nucera stellt Elektrolyseure her, die für die Produktion von grünem Wasserstoff benötigt werden – ein Sektor, der derzeit vom U.S. Inflation Reduction Act und den Initiativen der Europäischen Union zur Unterstützung der grünen Energiewende profitiert.

Ungünstige IPO-Bedingungen nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs waren jedoch dafür verantwortlich, dass die Pläne für die Börsennotierung des 66%-34%-Joint-Ventures zwischen Thyssenkrupp und der italienischen De Nora vergangenes Jahr auf die lange Bank geschoben wurden.

De Nora ging selbst im Juni 2022 erst an die Börse, und seit ihrem Debüt legte die Aktie um ein Drittel zu – zusammen mit Porsche einer der wenigen positiven Ausreißer unter den Newcomern im Vorjahr. Der gute Lauf des Miteigentümers gibt den Thyssenkrupp-Verantwortlichen dem Reuters-Bericht zufolge Anlass zur Hoffnung, dass ein IPO des Joint Ventures jetzt bessere Erfolgschancen hat als noch vor zwölf Monate.

Hürden beim Verkauf der Stahl-Sparte

Thyssenkrupp-Chefin Merz steht unter Druck, ihr Versprechen einzulösen, das weitläufige Konglomerat in eine schlankere und fokussiertere Holding zu verwandeln. Das Unternehmen kämpft derzeit mit einem Konzern-Umbau hin zu erneuerbaren Energien und einem operativen Turnaround. Im Rahmen des bislang größten Restrukturierungsprogramms in der Geschichte des Konzerns wurden bereits 10.000 Vollzeit-Stellen gestrichen.

Aus meiner Sicht könnten die inneren Probleme der Essener zumindest teilweise gelöst werden durch einen Nucera-Börsengang – ebenso wie durch den Verkauf der Stahl-Sparte. Letzteres ist bislang jedoch gescheitert wegen der milliardenschweren Pensionsverpflichtungen, die mit dem Geschäft verbunden sind und mehr als 200 Jahre zurückreichen. Der Prozess stockt, auch wenn sich die Gewerkschaft zuletzt für eine Veräußerung offen gezeigt hat.

Aktie Rezessions-sicher?

Für Thyssenkrupp-Aktionäre besteht, wie ich finde, weiterhin eine solide Wertperspektive, wenn der Konzern daran arbeitet, sein Portfolio zu bereinigen und seine strukturelle Rentabilität zu verbessern. Sollten wir in den kommenden Quartalen jedoch wie von vielen Fachleuten befürchtet in eine handfeste Rezession schliddern, dürften die Geschäfte der Essener vorerst weiter stagnieren, da das Unternehmen stark abhängig ist vom allgemeinen Industrieklima in Europa und China.

Dank seiner üppigen Barmittelbestände von über 3 Milliarden € dürfte der Stahlriese einer Konjunkturflaute zwar gewachsen sein; der Aktienkurs würde vorerst jedoch weiterhin unter Druck und volatil bleiben.

Das niedrige Bewertungsniveau der Thyssenkrupp-Titels (Vorwärts-KGV < 7) und ein möglicher Börsengang der Wasserstoff-Sparten laden Anleger aktuell zum Einstieg ein. Angesichts der vielen Unsicherheiten beim MDAX-Konzern ist dabei jedoch anzuraten, mit Bedacht und in Tranchen vorzugehen.

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