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Siemens Energy: Warum der Gamesa-Flop die Aktie nicht belastet

Simon Ruić / 20.01.23 / 17:08

Die Siemens-Energy-Aktie (WKN: ENER6Y) notiert am Freitag kurz vor Börsenschluss leicht im Plus bei 18,85 €, obwohl die Windkraft-Tochter Gamesa dem Mutterkonzern schon wieder die Bilanz verhagelt hat. Wie kommt es, dass sich Anleger angesichts der hartnäckigen Probleme keine Sorgen mehr machen?

Die in München ansässige Siemens Energy AG ist ein Strom- und Gaskonzern im Bereich der konventionellen und erneuerbaren Energien. Nach einem Übernahmeangebot hält das Unternehmen nun knapp 93% der Anteile an Siemens Gamesa Renewable Energy, das noch in diesem Monat vorbehaltlich der Zustimmung der Aktionäre von den spanischen Börsen genommen wird.

Prognose eingedampft wegen neuen Gamesa-Problemen

Die Gamesa-Misere schien vorerst beendet, nachdem der als Sanierer bekannte Siemens-Manager Jochen Eickholt das Ruder übernahm und den Spaniern prompt zu einem starken September-Quartal verhalf. Aber Pustekuchen: „Unerwartet hohe Garantie- und Wartungskosten“ aufgrund von Qualitätsmängeln haben dem Münchener Mutterkonzern nun einmal mehr einen Strich durch die Rechnung gemacht.

So verbuchte Gamesa, wie am Freitag bekannt wurde, zwischen Oktober und Dezember einen EBIT-Verlust von -760 Millionen €, der das Minus bei Siemens Energy im gleichen Zeitraum auf -384 Millionen € hochgeschraubt hat. Analysten hatten im Schnitt mit nur -32 Millionen € gerechnet.

Als Folge der neuen operativen Probleme der Windkraft-Tochter musste Siemens Energy bei seiner Prognose nun zurückrudern: Die operative Marge vor Sondereffekten wird demnach nur noch bei +1 bis +3% liegen, statt der bisher in Aussicht gestellten +2 bis +4%. Darüber hinaus rechnet der DAX-Konzern nun nicht mehr damit, den Nettoverlust im laufenden Geschäftsjahr gegenüber 2021/22, als das Minus 647 Millionen € betragen hatte, reduzieren zu können.

Beim Umsatzwachstum ohne Wechselkurs- und Portfolioeffekte blieben die Münchener jedoch bei ihrer bisherigen Prognosespanne von +3 bis +7%. Schließlich liefen die sonstigen Geschäfte im Dezember-Quartal alles andere als schlecht: Mit Blick auf Umsatz und Auftragseingang hat der Energiekonzern die Analystenschätzungen übertroffen.

Sind die Anleger besorgt?

Die Börse reagierte relativ gelassen auf die neue Hiobsbotschaft: Die Siemens-Energy-Aktie stieg bis kurz vor Handelsschluss um +0,75% auf 18,85 €. Die Sorgenfalten bei Anlegern dürften jedoch nun wieder tiefer werden, auch wenn Gamesa-Chef Eickholt versicherte, dass in Zukunft weniger Probleme bei Qualitätsprüfungen auftauchen werden.

Beunruhigend ist, dass neben den chronisch anfälligen Onshore-Turbinen nun auch die Offshore-Anlagen von den Mängeln betroffen sein sollen. Die aufgetretenen Schwierigkeiten dürften den Barmittelfluss gar bis zu acht Jahre lang belasten, sagte Finanzchefin Beatriz Puente.

Abwarten lohnt sich

Die Tatsache, dass nach dem Gamesa-Rückschlag ein Abverkauf der Siemens-Energy-Papiere ausgeblieben ist, deutet an, dass seit der De-facto-Komplettübernahme der Windkraft-Tochter viel Anlegervertrauen zurückgekehrt ist.

Mit der vollen Kontrolle im Windkraftbereich kann der DAX-Konzern nun dem unrentablen Eigenleben der Spanier ein Ende machen, um bereit zu sein, vom riesigen Aufwärtspotenzial in der Branche bis 2030 zu profitieren.

In den kommenden Quartalen wird die Rentabilitäts-Situation jedoch schwierig bleiben. Die Finanzprognose des Unternehmens geht zwar davon aus, dass die COVID-19-Pandemie keine größeren negativen Auswirkungen haben wird; die Situation in der Lieferkette und bei den Rohstoffkosten soll sich demnach jedoch verschlechtern.

Es wird als noch eine Weile dauern, bis Siemens Energy wieder nachhaltig profitabel wirtschaftet. Meiner Meinung nach lohnt es sich jedoch, geduldig zu bleiben und hier auf die Karte der erneuerbaren Energien zu setzen.

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