Rheinmetall-Aktie: Kommt jetzt der Absturz?

Kursrisiko steigt

Rheinmetall expandiert massiv in Rumänien – doch die Aktie ist seit Anfang 2024 bereits von 300 auf knapp 2000 € geklettert. Das explosive Wachstum ist eingepreist, die Bewertung setzt beispiellose Gewinnsprünge voraus.

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Produktionsnetz in Rumänien

Es ist eine mächtige Präsenz, die Rheinmetall mittlerweile in Osteuropa hat.

Laut Unternehmensmeldung von Montagmorgen hat der DAX-Konzern in Rumänien ein weit verzweigtes Produktionsnetz geknüpft. Demnach bündelt der Rüstungskonzern dort eigene Tochterfirmen, Partnerschaften mit Uzina Automecanica Moreni, Interactive Software und MarcTel-SIT sowie ein neues Excellence Centre für Training. Ziel ist, den Schützenpanzer Lynx und Mittelkaliber-Munition komplett vor Ort zu fertigen. Victoria Explosive Powder Factory liefert das Pulver, Rheinmetall steuert Technologie für eine Propylanlage bei. Lokale Servicestützpunkte sollen die Einsatzbereitschaft sichern, hunderte Arbeitsplätze entstehen.

Laut Unternehmen stärkt die Initiative langfristig Rumäniens Verteidigungsindustrie und verringert die Abhängigkeit von externen Zulieferern.

Rückenwind, aber Bewertungs-technisch am Limit

Die Rumänien-Pläne unterstreichen, wie breit Rheinmetall inzwischen aufgestellt ist – von Fahrzeugen über Munition bis hin zu Ausbildungslösungen.

Der Auftragsbestand kletterte zuletzt auf 63 Mrd €, das 6-Fache des Umsatzes von 10,5 Mrd €. 2024 stiegen die Erlöse dank Kriegsnachfrage um 41,67%, die operative Marge erreichte 15,2%. Verteidigung allein kommt sogar auf 19%. Das klingt bombastisch, an der Börse wurde daraus eine Kursversechsfachung: Von unter 300 € Anfang 2024 schnupperte der Titel zeitweise an der 2.000-€-Marke.

Damit liegt das KGV der zurückliegenden zwölf Monate bei über 100 – mehr als das Vierfache des Branchenschnitts. Ein Reverse-DCF-Modell zeigt: Um diesen Preis zu rechtfertigen, müsste der freie Cashflow jährlich um etwa 30% wachsen; beim Gewinn wären 36% nötig. Selbst mit vollen Auftragsbüchern ist das ambitioniert. Zum Vergleich: General Dynamics kommt mit einem KGV von 20 schon bei 15% FCF-Wachstum aus.

Hinzu kommt die politische Unsicherheit: EU-Staaten werden Beschaffungen künftig breiter streuen, um nationale Industrien zu stützen. Gleichzeitig drängen US-Konzerne auf den Kontinent. Diese Diversifizierung bremst mögliche Marktanteilsgewinne der Düsseldorfer.

Der Konzern hält zudem zwar nur 1,83 Mrd € Barmittel, schultern aber 9,73 Mrd € Verbindlichkeiten – genug, um steigende Zinsen spürbar zu merken.

Fazit für Anleger

Rheinmetall liefert – operativ wie strategisch.

Doch das explosive Wachstum ist im Kurs eingepreist, die Bewertung setzt ein beispiellos hohes Gewinn- und Cashflow-Tempo voraus. Wer Europa defensiv abdecken will, greift besser zu einem breit gestreuten Defence-ETF und nutzt die Aktie höchstens als Halteposition. Erst wenn das KGV deutlich Richtung 30 sinkt, eröffnet sich wieder ein attraktives Chance-Risiko-Verhältnis.

Bis dahin heißt es: Rumänien-Fortschritte beobachten – und Geduld behalten.

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ℹ️ Rheinmetall in Kürze

  • Rheinmetall (WKN: 703000) ist ein deutscher Rüstungskonzern und Automobilzulieferer mit Sitz in Düsseldorf.
  • Nach Airbus ist Rheinmetall der zweitgrößte deutsche Hersteller von Rüstungsgütern.
  • Schwerpunkte der Waffenproduktion sind militärische Rad- und Kettenfahrzeuge wie Kampf- und Schützenpanzer sowie Munition.
  • Seit Anfang 2023 ist der Konzern Mitglied im deutschen Leitindex DAX und ca. 80 Milliarden € wert.
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