Plug Power-Aktie +8,5%: Wieso der Kurssprung?
Nach dem nächsten Kurssprung von Plug Power locken neue Großaufträge – doch hinter dem Höhenflug verbirgt sich ein riskanter Spagat zwischen Optimismus und finanziellen Sorgen. Wer jetzt dabei ist, sollte die Schwachstellen kennen.
Die Plug Power-Aktie hat am Donnerstag den nächsten großen Sprung nach oben gemacht.
Als die Schlussglocke im US-Handel am Abend läutete, stand bei Plug Power 1,65 US$ auf der Anzeigetafel, was gegenüber dem Vortag ein Plus von 8,55% bedeutet. Solche Kurssprünge waren zuletzt keine Seltenheit. Seit Mitte Mai befindet sich das US-Papier in einem deutlichen Aufwärtsdrang.
Auch der gleitende Durchschnitt der letzten 200 Tage, eine wichtige Widerstandslinie, aktuell bei 1,69 US$, wurde zuletzt zeitweise durchbrochen.
Großauftrag und Insiderkäufe beflügeln das Papier
Ursachen für den Aufschwung gibt es einige.
Ein Großauftrag verhalf am 9. Juni zu einem massiven Kurssprung. Gemeinsam mit dem australischen Partnerunternehmen Allied Green Ammonia soll Plug Power ein nachhaltiges Chemieprojekt in Usbekistan mit grünem Wasserstoff beliefern. Dabei geht es um die Produktion von grünem Diesel, Kerosin und Harnstoff. Geplant ist die Lieferung einer Elektrolyseuranlage mit einer Kapazität von zwei Gigawatt. Das Projektvolumen soll bei etwa 5,5 Milliarden US$ liegen.
Zudem haben Insiderkäufe das Vertrauen der Anleger vergrößert. CEO Paul Middleton erwarb zuletzt 650.000 Plug Power-Aktien zu einem Durchschnittskurs von 1,034 US$. Nach einem Kauf Anfang Juni ist es bereits das zweite Mal, dass sich der Unternehmenschef mit Aktien eindeckt. Aktienkäufe durch Insider sind für Anleger immer ein gutes Zeichen. Schließlich spiegeln sie die Einschätzung des Managements wider, dass ihr Unternehmen am Kapitalmarkt unterbewertet ist.
Das politische Umfeld hat sich Anfang Juli ebenfalls aufgehellt. Senatorin Shelley Moore Capito brachte in der Überarbeitung des großen Steuer- und Ausgabengesetzes eine unerwartete Verlängerung der Steuergutschriften für die Produktion von sauberem Wasserstoff bis Ende 2027 ein. Damit läuft diese noch zwei Jahre länger als ursprünglich geplant, was für die zumeist unprofitablen Unternehmen aus der Branche eine deutlich bessere Ausgangslage bedeutet.
Fundamentale Schwächen überschatten die Euphorie
Die Rally bei der Wasserstoff-Steuergutschrift-Verlängerung ist jedoch übertrieben – das Geschäft bleibt grundsätzlich herausfordernd, selbst mit staatlichen Anreizen. Das Unternehmen verbrennt weiterhin massive Mengen an Bargeld, meldet negative Bruttomargen und verfehlt Umsatzziele trotz Kostensenkungsmaßnahmen.
Der Auftragsbestand von Plug Power beträgt insgesamt 860 Mio. US$, davon entfallen lediglich 224 Mio. US$ auf Elektrolyseur-Bestellungen bis 2026. Wie so oft kündigt das Unternehmen zahlreiche potenzielle Vertragsabschlüsse an, doch die bestätigten Aufträge bleiben überschaubar. Über mehrere Jahre hinweg erreichen die tatsächlich gesicherten Bestellungen nie das angestrebte Umsatzziel für das laufende Jahr.
Im ersten Quartal meldete das Unternehmen einen Verlust von fast 200 Millionen US$, nach operativen Cashburn von 106 Millionen US$ ohne nicht-zahlungswirksame Belastungen. Das Unternehmen gab über 40 Millionen US$ für Sachanlagen aus, während es trotz eines 200-Millionen-US$-Kostensenkungsprogramms 150 Millionen US$ Bargeld verbrannte.
Die Bruttomargen sind aufgrund der Brennstoffverträge deutlich negativ. Das Unternehmen prognostiziert bis Jahresende ausgeglichene Bruttomargen, doch man muss erst sehen, ob das Geschäft mit einem sich verbessernden regulatorischen Umfeld substanzielle Bruttomargen produzieren kann. Die Umsatzprognose für das zweite Quartal liegt bei nur 140 bis 180 Millionen US$. Damit würde Plug Power in der ersten Jahreshälfte knapp 300 Millionen US$ umsetzen – die Jahresumsatzziele sind inzwischen von 972 auf nur noch 733 Millionen US$ gesunken.
Fazit für Anleger: Rechtzeitig Gewinne realisieren
Trotz der Ausgabenkürzungen gibt Plug Power weiterhin deutlich mehr für Verwaltung und Vertrieb aus, als ein Unternehmen mit negativen Bruttomargen und großen operativen Verlusten sollte.
Die 80 Millionen US$ für Verwaltungskosten im ersten Quartal allein zeigen, dass das Unternehmen über 300 Millionen US$ jährlich für diese Ausgaben aufwendet, während es Verträge mit negativen Margen abschließt.
Wenn ich investiert wäre, würde ich spätestens um die 2-US$-Marke verkaufen, da die anhaltenden Verluste und der Bargeldverbrauch jeden kurzfristigen Optimismus überwiegen.
Hier sei angemerkt: Anleger, die nach Unternehmen mit überdurchschnittlichem Wachstumspotenzial suchen, finden in unserem exklusiven Report „3 Top-Picks“ fundierte Analysen zu drei vielversprechenden Aktien aus verschiedenen Megatrend-Bereichen.
ℹ️ Plug Power in Kürze
- Plug Power (WKN: A1JA81) ist ein US-Entwickler und -Hersteller von Brennstoffzellen für stationäre Anwendungen (etwa Notstromanlagen) und mobile Lösungen (zum Beispiel Flurfördergeräte).
- Das Unternehmen beliefert seine Kunden auch mit Wasserstoff und produziert Anlagen zur Speicherung und Ausgabe von Wasserstoff.
- Plug Power ist im Technologieindex Nasdaq gelistet und hat einen Börsenwert von rund 1,8 Milliarden US$.