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Novo Nordisk-Aktie: Das Ende eines Börsenstars?

Größter historischer Kurssturz

Über zwei Jahrzehnte lang waren Novo Nordisk-Aktionäre fast nichts anderes gewohnt als mehr oder weniger kontinuierliche Kurssteigerungen. Doch in den letzten knapp fünf Monaten erlebte der dänische Pharmakonzern den schlimmsten Kurseinbruch seiner Börsengeschichte. Seit Ende Juni ist der Kurs der Novo Nordisk-Aktie um über -30% abgestürzt. Was steckt hinter dem Kurssturz des einstigen Börsenstars?

stock.adobe.com/Tobias_Arhelger

Fällt das Duopol bei Abnehmspritzen?

Für Novo Nordisk-Aktionäre mag es nur ein schwacher Trost sein, dass der Hauptwettbewerber im Markt für Abnehmpräparate, der US-Pharmakonzern Eli Lilly, in den letzten Wochen und Monaten ebenfalls an der Börse unter die Räder kam, wenngleich nicht ganz so stark. Der Kursrückgang der beiden Konzerne versinnbildlicht eine Entwicklung: Das Duopol der Amerikaner und Dänen im extrem dynamischen und hochprofitablen Markt für Spritzen gegen Fettleibigkeit neigt sich dem Ende zu.

Zumindest sehen viele Analysten und Anleger das so. Und sie haben einen guten Grund für diese Einschätzung, denn Wettbewerber arbeiten mit Hochdruck an der Entwicklung eigener Mittel gegen Adipositas.

Zu den zukünftigen Wettbewerbern werden nicht nur Pharmagroßkonzerne, sondern auch kleinere Biotech-Unternehmen zählen. Bestes Beispiel ist ein neuer Highflyer aus der Heimat von Novo Nordisk.

Die dänische Biotech-Firma Gubra ist eines der vielversprechendsten Unternehmen in Bezug auf die Entwicklung von Abnehmpräparaten. Erst vor wenigen Wochen präsentierte Gubra eine sehr überzeugende Frühphasenstudie zu seinem Adipositas-Wirkstoff GUBamy. Der Wirkstoff lieferte nicht nur starke Daten bei einer alleinigen Verabreichung, sondern scheint sich auch gut für Kombinationstherapien mit anderen Präparaten zu eignen.

Noch befindet sich die Entwicklung von GUBamy in einem frühen Stadium und bis zur Marktreife des Wirkstoffs kann noch viel schiefgehen. Dieses Beispiel verdeutlich jedoch, dass die Tage, an denen Novo Nordisk astronomische Preise und Margen für seine Fettleibigkeitsspritzen verlangen konnte, in naher Zukunft gezählt sein dürften.

Charttechnisch schlechte Zeichen

Die Novo Nordisk-Aktie steckt seit Ende Juni in einem hartnäckigen Abwärtstrend fest. Mehrfach scheiterte der Pharmatitel in diesem Zeitraum am Durchbrechen der oberen Trendlinie.

Dass die Aktie sowohl die psychologisch wichtige Marke von 100 € unterschritten und das Support Level zwischen 96 und 98 € gerissen hat, sind charttechnisch schlechte Zeichen. Es droht ein Rückfall auf ein Kursniveau von 89 €.

Kein Grund zur Panik

Trotzdem ist das für mich absolut kein Grund, in Panik zu verfallen und die Novo Nordisk-Aktie auf Teufel komm raus zu verkaufen. Der dänische Pharmakonzern ruht sich keineswegs auf seinen Lorbeeren aus und ist seit längerem dabei, die nächste Generation von Abnehmpräparaten zu entwickeln.

In Kürze wird Novo Nordisk Studiendaten zu seinem neuen Hoffnungsträger CagriSema, einer Kombinationstherapie aus Cagrilintide und Semaglutide, vorstellen. Bei positiven Studienergebnisse dürften Anleger wieder Hoffnung schöpfen.

In meinen Augen sollten Anleger auch nicht vergessen, dass die technologischen, personellen und finanziellen Ressourcen von Novo Nordisk die von potenziellen Wettbewerbern, vor allem kleinerer Biotech-Unternehmen, um ein Vielfaches übersteigen. Die Milliardengewinne des dänischen Pharmariesen aus dem Diabetes- und Adipositas-Geschäft erlauben es ihm, nahezu jedes nur erdenkliche Forschungsvorhaben zu verfolgen. Darüber hinaus kann Novo Nordisk seine prall gefüllte Kriegskasse dazu nutzen, sehr attraktive Kaufpreise für interessante Übernahmekandidaten aus der Pharma- und Biotechbranche aufzurufen.

Mit einem aktuellen Kurs-Gewinn-Verhältnis von 33 ist die Novo Nordisk-Aktie zwar kein Schnäppchen, aber wesentlich günstiger bewertet als der Wettbewerber Eli Lilly mit einem KGV von 81. In meinen Augen ist die Bewertung vor dem Hintergrund, dass Umsatz und Gewinn in diesem Jahr um 21 bis 27% steigen werden und Novo Nordisk eine phänomenal hohe operative Marge von fast 50% besitzt, absolut gerechtfertigt.

Anleger mit Weitblick können meiner Meinung nach langsam in die Novo Nordisk-Aktie investieren. Vielleicht dauert der Kursrückgang noch eine Weile an, aber langfristig zählt der dänische Konzern zu den aussichtsreichsten Playern der gesamten Pharmabranche.

Wer auf der Suche nach vielversprechenden Biotech-Werten ist, sollte einen Blick in unseren neuen Evotec-Report werfen. Darin beleuchten wir die Chancen und Risiken dieses volatilen SDAX-Titels.

ℹ️ Novo Nordisk in Kürze

  • Novo Nordisk mit Sitz in Bagsværd bei Kopenhagen produziert und vermarktet pharmazeutische Produkte und Dienstleistungen.
  • Der Konzern ist der weltweit führende Hersteller von Insulin. Fast jedes dritte Diabetes-Präparat weltweit stammt vom dänischen Pharmakonzern. Außerdem ist Novo Nordisk in den Bereichen Blutgerinnungsmedikamente und Hormonersatztherapien aktiv.
  • Darüber hinaus ist Novo Nordisk eines der weltweit führenden Unternehmen in der Herstellung von Adipositas-Medikamenten (Mittel zur Gewichtsabnahme).
  • Mit einer Marktkapitalisierung von 348 Milliarden US$ ist Novo Nordisk das wertvollste Unternehmen Europas.

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