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Nio schließt Mega-Investitionsdeal – Aktie wieder ein Kauf?

Simon Ruić / 26.06.23 / 11:00

Die Nio-Aktie (WKN: A2N4PB) hat die nächste schwache Handelswoche hinter sich gebraucht mit mehr als einem Zehntel Kursverlust. Vor einigen Tagen wurde jedoch auch bekannt, dass der chinesische Autobauer einen sehr finanzstarken neuen Ankerinvestor bekommt, der dem Unternehmen den Weg auf einen neuen Wachstumsmarkt ebnen und die Verkäufe wieder ankurbeln könnte. Die Gelegenheit für Anleger, jetzt günstig zuzuschlagen?

stock.adobe.com/Mike Mareen

Nio vorgestellt
Mit einer ungewöhnlichen Marketing-Strategie und dem Alleinstellungsmerkmal des Batterie-Tausch-Prinzips hat Nio sich im chinesischen E-Auto-Premium-Segment in wenigen Jahren eindrucksvoll etabliert. An der Börse hat das Unternehmen derzeit einen Wert von knapp 14 Milliarden US$.

Abu Dhabi steigt mit 3/4-Milliarde US$ ein

Enttäuschende Q1-Auslieferungen, rückläufige Fahrzeugmargen und eine schwache Prognose für das laufende Quartal haben die Nio-Aktie zuletzt wieder gehörig unter Druck gesetzt: In den vergangenen sechs Monaten hat der China-Titel knapp zwei Drittel an Wert verloren. Vor einigen Tagen meldete das Unternehmen jedoch nun ein Investitionsabkommen, das den Weg in einen neuen attraktiven Markt ebnen und die inländischen Verkäufe wieder ankurbeln könnte.

Demnach hat der Autobauer einen neuen Ankeraktionär durch eine Kapitalbeteiligung von CYVN Holdings – eine Investmentfirma, die sich mehrheitlich im Besitz des Arabischen Emirats Abu Dhabi befindet. Für eine Gesamtsumme von 738,5 Millionen US$ kauft die Gesellschaft Aktien zu einem Stückpreis von 8,72 US$. Nach Abschluss der Transaktion soll der Investmentfonds aus Abu Dhabi etwa 7% der ausstehenden Anteile des Herstellers besitzen.

CYVN hat den Angaben nach außerdem einen Aktienkaufvertrag mit einer Tochterfirma des chinesischen Tech-Riesen Tencent geschlossen über den Weiterverkauf von mehr als 40 Millionen Nio-Aktien. Tencent gilt als wichtiger Player auf dem Markt für autonomes Fahren und pflegt in diesem Bereich seit Ende 2022 mit Nio eine strategische Partnerschaft.

Vorbild Lucid Group?

In einer Zeit, in der Nios Verluste wachsen, hilft die Investition über knapp eine Dreiviertel-Milliarde US$ dem Unternehmen, seine Barreserven aufzustocken, während es derzeit seine Produktlinien ausbaut.

Der Deal mit dem Scheichtum am Persischen Golf ist aber nicht nur finanziell für den Hersteller sinnvoll, sondern auch strategisch. Denn Abu Dhabi tritt damit offiziell in den Wettbewerb mit dem Nachbarland Saudi-Arabien, das über seinen Investmentfonds eine 60%ige Beteiligung am US-Hersteller Lucid Group hält. Im vergangenen Jahr haben die beiden Partner zudem eine Vereinbarung getroffen, dass Lucid in dem Wüstenstaat eine Fertigungsanlage bauen und den inländischen Markt bis 2030 mit 100.000 Fahrzeugen versorgen soll.

Nio könnte nun einen ähnlichen Vertrag mit dem Scheich aus Abu Dhabi schließen. Zwar gibt noch keine Hinweise für einen solchen Deal; die Ambitionen der Vereinigten Arabischen Emirate auf dem E-Auto-Markt sind jedoch groß. So hat die Beratungsfirma Arthur D. Little das kleine Land in seinem Global Electric Mobility Readiness Index 2022 auf Platz 8 der vielversprechendsten Märkte für Elektrofahrzeuge weltweit eingestuft. Das Unternehmen schätzt, dass der Markt bis 2028 jährlich um 30% wachsen könnte.

Geldspritze als Dosenöffner?

Nio befindet sich aktuell in einer kritischen Phase: Die Margen des Unternehmens sind im ersten Quartal arg unter Druck geraten, was vor allem den steigenden Inputpreisen geschuldet ist, aber auch auf den stärkeren Inlandswettbewerb und die nachlassende Verbrauchernachfrage zurückzuführen ist.

Die Investitionspartnerschaft mit Abu Dhabi wird Nio dabei helfen, neue Modelle auf den Markt zu bringen, die die Absatzzahlen merklich steigern dürften. Sie könnte allerdings auch den Weg ebnen auf einen sehr attraktiven, aufstrebenden Markt im Nahen Osten. Ein Markteintritt in die Vereinigten Arabischen Emirate, möglicherweise durch die Errichtung einer Produktionsstätte, könnte der nächste logische Schritt sein.

Noch zu früh für Euphorie

Der neue Ankeraktionär stärkt natürlich auch das allgemeine Marktvertrauen in die langfristigen Wachstumsaussichten von Nio. Mir persönlich reicht der Scheich-Deal jedoch noch nicht, um meine Skepsis gegenüber dieser Aktie aufzuweichen.

So ist das Unternehmen in diesem Jahr bislang meilenweit hinter den eigenen Vorgaben zurückgeblieben und die erhoffte Sonderkonjunktur durch die laufende Produkt-Offensive und die radikalen Preissenkungen hat sich bislang noch nicht eingestellt. Auch Analysten haben ihre Kursziele für den China-Titel reihenweise eingedampft.

Der neue Investment-Deal ist nun eine große Chance für Nio, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Ich werde nun genau beobachten, wie sich die Nah-Ost-Partnerschaft und die Absätze der neuen und rabattierten Fahrzeuge entwickeln. Solange Nio aber nicht anfängt, Zahlen zu liefern, die den Optimismus des Managements rechtfertigen, bleibe ich bei dieser Aktie an der Seitenlinie.

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