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Mullen Automotive: Nur ein glorifizierter Autohändler?

Simon Ruić / 02.11.22 / 17:05

Mullen Automotive (WKN: A3C67R) gilt in einschlägigen Finanzforen als das neue GameStop. Der Absturz der Aktie in den vergangenen 12 Monaten von 13 auf 0,5 US$ wird entsprechend als große Einstiegschance angepriesen. Nun hat das Unternehmen wieder fleißig Schulden umgewandelt, um eine starke Finanzposition zu demonstrieren. Ich erkenne jedoch mindestens zwei rote Flaggen, die die Investmentstory des Elektro-Start-ups schnell zu Fall bringen dürften.

Mullen Automotiv ist ein US-amerikanischer Elektroauto-Bauer in spe. Auf der Los Angeles Auto Show in November 2021 hat der Hersteller erstmals seinen SUV „Mullen Five“ präsentiert. Außerdem will das Unternehmen Cargo-Vans verkaufen und ist an der Entwicklung von Festkörper-Batterien beteiligt. Die Marktkapitalisierung beträgt aktuell 925 Millionen US$.

Ein Drittel der Schuldenlast umgewandelt

Am Mittwoch hat Mullen bekannt gegeben, weitere Schulden in Höhe von 13 Millionen US$ abgebaut zu haben. Demnach hat der E-Autoentwickler seine Gesamtverschuldung von mehr als 30 Millionen US$ im vergangenen Jahr auf weniger als 10 Millionen US$ reduziert.

Bei der nun weggefallenen Last handelt es sich den Angaben nach um eine Schuldverpflichtung gegenüber der Esousa Holding, einem Ankeraktionär des Elektro-Start-ups. Die Schuldenumwandlung soll dem Unternehmen laut Mitteilung mehr als 3,5 Millionen US$ an Zinskosten ersparen.

Mullen-CEO David Michery kommentiert:

Es war ein großartiges Jahr für Mullen Automotive; wir haben an allen Fronten enorme Fortschritte gemacht, einschließlich einer deutlichen Verbesserung unserer finanziellen Gesundheit. Die Fortführung unseres Ziels, schuldenfrei zu werden, ist ein Hauptfokus und bietet uns einen starken Weg nach vorne für unsere EV-Innovationen und -Programme, um das Vertrauen der Investoren und die allgemeine Gesundheit des Unternehmens zu sichern.

Transparent geht anders

Mit der Schuldenumwandlung signalisiert Mullen einmal mehr, dass das Unternehmen sich in einer guten Finanzlage befindet. Wenn es CEO Michery jedoch ernst damit meint, das Vertrauen der Anleger zu gewinnen, dann sollte er sich zunächst einmal auf die Verbesserung der Kommunikation konzentrieren.

Denn die Art und Weise, wie Mullen Informationen in den Markt trägt, ist derzeit mehr als intransparent. Ankündigungen werden in der Regel ohne jegliche Details gemacht. Statt sich nach Finanzupdates Analysten in Fragerunden zu stellen, gibt Michery reihenweise Youtube-Interviews, wo der Vorstandschef keine kniffeligen Fragen befürchten muss.

Das beste Beispiel für die verworrene Informationspolitik bei dem US-Unternehmen sind die Andeutungen zu den geplanten Cargo-Vans. Im Jahresbericht 2021, der im Februar veröffentlicht wurde, stand kein Wort über die Transporter – obwohl Mullen wenige Wochen zuvor in einer separaten Mitteilung bekanntgab, an den Vans zu arbeiten, und erste Auslieferungen im zweiten Quartal versprach.

Im Frühjahr kündigte das Unternehmen dann an, einen „großen, bedeutenden Fortune-500-Kunden“ in wenigen Monaten mit den Transportern zu beliefern. Auf Einzelheiten über diesen ominösen Großabnehmer warten Anleger jedoch weiterhin vergeblich.

Nur ein glorifizierter Auto-Händler?

Der Shortseller Hindenburg Research, der schon die Nikola Corporation überführt hat, wegen der Fahrbarkeit seiner Truck-Prototypen gelogen zu haben, hat sich Mullen auch vorgeknüpft. Die Gesellschaft kommt zu dem Schluss, dass Mullen wahrscheinlich gar keine eigenen Fahrzeuge herstellt, sondern nur chinesische Modelle modifiziert und weiterverkauft.

Sollte das US-Unternehmen in der Tat nur E-Autos handeln, statt sie selbst herzustellen, würde das das zukünftige Gewinnwachstumspotenzial erheblich einschränken.

Festkörperbatterie: Mullen-Testdaten zu schön, um wahr zu sein?

Schließlich wäre da noch das Thema Festkörperbatterie, der Hauptanreiz für Mullen-Anleger. Die neue Technologie verspricht gegenüber den handelsüblichen Lithium-Ionen-Zellen mit flüssigem Elektrolyten deutlich bessere Werte in puncto Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und Sicherheit.

Bei seinen Tests hat Mullen beeindruckende Leistungsdaten für seine Solid-State-Prototypen vorgelegt, die die bisherigen Ergebnisse von führenden Unternehmen wie etwa BMW um den Faktor 10 übertreffen. Darüber hinaus plant das US-Unternehmen die Markteinführung schon in 12 Monaten, während der Rest der Welt mindestens 2-4 Jahre bis zum Durchbruch veranschlagt.

Fazit für Anleger: Finger weg

Unter dem Strich stelle ich fest, dass Mullen für reichlich Verwirrung sorgt. Es ist nicht einmal klar, ob das Unternehmen Fahrzeuge eigenständig herstellt oder sie nur weiterverkauft. Mindestens genauso rätselhaft ist, wie es den US-Amerikanern gelingen soll, die gesamte Milliardenindustrie beim Thema Feststoffbatterien meilenweit abzuhängen.

Alles in allem sehe ich einfach keine seriösen Ergebnisse bei Mullen und damit auch keine Grundlage, das Unternehmen zu bewerten. Entsprechend lasse ich auch die Finger von dem Papier.

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