Knallt es jetzt bei Biotech-Aktien?

Profi sieht gute Aussichten

Der Biotech-Sektor segelt aktuell im Aufwind. Ist das nur ein kurzes Intermezzo oder ist das Umfeld für Biotech-Aktien generell positiv mit guten Aussichten auf künftige Kursgewinne? Profi Maximilian Ruth schätzt die Lage ein und verrät, wie er sich persönlich aufstellt.

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US-Indizes an den Allzeithochs

Worauf müssen sich renditehungrige Anleger, die im volatilen Biotech-Sektor unterwegs sind, jetzt einstellen? Maximilian Ruth, Biotech-Profi und Chefanalyst des exklusiven Anlegerclubs No Brainer Club, beleuchtet im Interview mit SD-Chefredakteur Frank Giarra die Lage und zieht Schlussfolgerungen.

DAX, Dow Jones, S&P 500 & Co. stehen derzeit an ihren Allzeithochs, halten Sie das für gerechtfertigt?

Maximilian Ruth: Einer der wichtigsten Treiber der Rallye war die Erwartung sinkender Zinsen, gerade in den USA. Nachdem die US-Inflation seit dem Höchststand 2022 deutlich gefallen ist, preisen viele Marktteilnehmer ein baldiges Ende des restriktiven geldpolitischen Kurses der Federal Reserve ein. Gleichzeitig haben Unternehmen – vor allem die Tech-Schwergewichte wie Nvidia, Microsoft und Alphabet – durch enorm hohe Margen und KI-bezogene Wachstumsphantasien ihre Bewertungen weiter nach oben getrieben. Das erklärt einen Teil der Kursanstiege, besonders im S&P 500 und Nasdaq.

Aber ein Aspekt wird oft unterschätzt: die Entwertung des US-Dollars. Der Dollar-Index (DXY) hat in diesem Jahr phasenweise klar nachgegeben, auch weil die Fed Signale für Zinssenkungen in 2025 gesendet hat sowie der komplizierten politischen Lage in den USA bestehend aus einer sich massiv ausweitenden Staatenverschuldung.

Damit steigen die Preise risikobehafteter Assets wie Aktien nominell, während ihre reale Kaufkraft gemessen an Sachwerten oder anderen Währungen nicht in gleichem Maße wächst. Kurz gesagt: Ein Teil des Kursfeuerwerks ist eher eine Spiegelung der Dollar-Entwertung als ein Ausdruck realer Wertschöpfung.

Kurzum: Ob diese Bewertungsniveaus gerechtfertigt sind, hängt maßgeblich davon ab, ob 1) die Zentralbanken tatsächlich signifikant lockern, 2) die Gewinnmargen in einem sich abschwächenden Konjunkturumfeld stabil bleiben und 3) die Währungsabwertung nicht weitergeht oder gar beschleunigt wird.

Rein fundamental betrachtet wirken viele Bewertungskennzahlen (z. B. das Shiller-KGV des S&P 500) inzwischen sehr ambitioniert. Nimmt man die Dollar-Entwertung als Korrektiv, sind die realen Höchststände längst nicht so spektakulär, wie sie auf den ersten Blick erscheinen.

Insofern sind die Allzeithochs zu einem großen Teil eine Funktion der expansiven Liquiditäts- und Erwartungspolitik sowie der abnehmenden Kaufkraft der Leitwährungen. Sie sind nur teilweise durch nachhaltig gestiegene reale Unternehmenswerte untermauert. Wer langfristig investiert, sollte diese Relativierung im Hinterkopf behalten und nicht den Fehler machen, nominale Rekorde automatisch als Ausdruck wirtschaftlicher Stärke zu interpretieren.

Rückenwind für Risiko-Assets

Die US-Anleiherenditen sinken, das scheint Risiko-Assets zu beflügeln?

Maximilian Ruth: Ja, genau – die zuletzt sinkenden US-Anleiherenditen signalisieren, dass der Markt baldige Zinssenkungen der Fed erwartet. Das macht Risiko-Assets wie Aktien attraktiver, weil zukünftige Gewinne weniger stark abgezinst werden.

Gleichzeitig fließt Kapital aus Anleihen in Aktien, was die Kurse zusätzlich stützt – auch wenn das fundamentale Bild dadurch nicht automatisch besser wird. Unterm Strich für den Gesamtmarkt eine vorteilhafte Situation, insbesondere für Firmen, die von Risikokapital abhängig sind.

Max_Ruth_NBC_Interview

Spannende Phase

Sehen Sie angesichts dessen auch den Biotech-Sektor kurzfristig positiv?

Maximilian Ruth: Auf jeden Fall – wir sehen derzeit mehrere positive Faktoren für den Biotech-Sektor. Dazu gehören M&A-Transaktionen, starke Studiendaten, ein Ausdünnen der gelisteten Titel und eine expansivere Geldpolitik.

Auch die Querelen in der US-Gesundheitsbehörde scheinen fürs Erste reduziert zu sein. Vieles deutet auf eine spannende und chancenreiche Phase für US-Biotechs hin.

Wie sind Sie aktuell persönlich aufgestellt, voll investiert oder viel Cash?

Maximilian Ruth: Nach der Erholung im Anschluss an die Zoll-Ankündigungen im April habe ich mittlerweile einige NBC-Chancen abgebaut, die einfach hervorragend gelaufen sind, und in etwas defensivere, dafür aber liquide Investments gesteckt.

Ich glaube, was viele Investoren maßlos unterschätzen, ist, wie wichtig es ist, offen zu sein für neue Trades und Chancen. Ich bin jederzeit bereit, in neue Trades einzusteigen, und nutze dafür dann meine derzeit liquiden/risikoaversen Investments.

Ich würde schätzen, dass ich derzeit gut 30% in zinsähnlichen Produkten halte. Das kann sich aber heute bereits wieder ändern. Hinter jeder Ecke lauert oftmals bereits der nächste Trade.

Gute Performance

Wie läuft es im No Brainer Club und welche Aussichten sehen Sie für die zweite Jahreshälfte, die gerade begonnen hat?

Maximilian Ruth: Ich bin sehr zufrieden mit dem No Brainer Club. In einem äußerst herausfordernden Umfeld konnten wir eine gute Performance abliefern und viele Trades und Investments erfolgreich beenden.

Dabei stachen Investments wie Lyra Therapeutics oder Spero Therapeutics heraus, die beide mehr als +200% zulegen konnten. In jeder Korrektur und Krise liegt auch eine Chance. Das ist wichtig zu verstehen und zu akzeptieren.

Das Umfeld dürfte sich vermutlich weiter aufhellen, auch wenn bei den aktuellen Gesamtmarktständen eine gewisse Vorsicht angebracht ist. Trotzdem stehen Biotechs meiner Meinung nach erst am Anfang der Erholung und weisen keine übertriebenen Multiplikatoren oder Bewertungskennzahlen auf.

Sollte der M&A-Hype weiter gehen, wird hier noch einiges an Spaß entstehen.


Ergänzend bemerkt: Es gibt auch einen neuen Report zu aussichtsreichen Aktien aus dem Biotech-Bereich, der zwei derzeit sehr spannende Titel enthüllt, die aus dem Milliardenmarkt Abnehmpillen stammen.

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