Gerresheimer-Aktie: Ist das der Befreiungsschlag?
Die Gerresheimer-Aktie ist nur ein Schatten von einst. Innerhalb eines Jahres sank sie um -56%, dabei verlief der Rückgang immer in größeren Schüben. Am Freitag gewinnt sie aktuell leicht und steht bei 46,10 €. Was ist hier zu erwarten?
Neuer Investor
Nach der Absage der Gespräche mit Finanzinvestoren bezüglich einer Übernahme kam es zu einem stärkeren Kursverlust. Damals waren Übernahmepreise von 90 € pro Aktie im Gespräch. Mittlerweile halbierte sich der Kurs auf rund 45 €.
Am 21. August teilte der Konzern mit, dass Active Ownership Capital (AOC) mit 5,31% eingestiegen ist. Zudem hält er über Finanzderivate eine indirekte Beteiligung von knapp 1,9%. Damit ist er der zweitgrößte Anteilseigner hinter der Goldman Sachs-Verwaltungstochter mit 8,9%.
Bereits seit Juni ist der britische aktivistische Investor Asset Value Investors mit 3,5% beteiligt.
Unternehmensverkäufe und Sparprogramm geplant
Aktivistische Investoren steigen immer dann ein, wenn sie Potenzial bei der Aktie sehen. Sie drängen das Management auf Veränderungen in seiner bisherigen Geschäftspolitik. Hierzu nehmen sie oftmals Plätze im Aufsichtsrat ein, und können somit einen direkten Einfluss auf das Management ausüben.
Laut Mediengerüchten soll AOC auf schnelle Verkäufe von Geschäftsbereichen, insbesondere des Glasgeschäfts, drängen. Zudem soll die Rendite durch das Auflegen eines Sparprogramms verbessert werden. Durch dieses Versäumnis gerät der Finanzvorstand Dr. Bernd Metzner in den Mittelpunkt der Kritik.
Den Verkauf der Glassparte brachte das Management selber ins Spiel. Das Unternehmen will sich zukünftig auf das Verpackungsgeschäft in der Pharma- und Biotechbranche fokussieren.
Prognose gesenkt
Nachdem das Geschäft im ersten Halbjahr an Dynamik verlor, wurde die Jahresprognose bereits im Juni gesenkt. Beim Umsatzwachstum wird nur noch mit einem Wert im unteren einstelligen Prozentbereich gerechnet. Die EBITDA-Marge soll weiterhin bei 19% liegen. Im zweiten Quartal hatte sie ebenfalls bei 19% gelegen.
Was bedeutet das für die Aktie?
Oftmals führt ein Einstieg aktivistischer Investoren mittelfristig zu steigenden Kursen. Das Management gerät unter Druck und trimmt das Unternehmen auf eine höhere Profitabilität. So dürfte es auch hier kommen.
Je schneller der Verkauf der Glassparte erfolgt, umso eher dürfte sich auch die Ertragslage verbessern. Allerdings besteht die Gefahr, dass der Verkauf zu einem ungünstigeren Preis erfolgt. Momentan dürften die potenziellen Käufer nicht Schlange stehen, daher kann sich der Verkaufsprozess länger hinziehen.
Meiner Meinung nach ist die Aktie unterbewertet. In diesem Artikel bin ich auf einen fairen Wert von 55 € eingegangen; dabei bleibe ich weiterhin. Das Sparprogramm dürfte unabhängig vom Verkaufserfolg kommen.
Die Analysten sind in ihren Bewertungen sehr unterschiedlicher Meinungen. Bernstein Research sieht mit ihrem Zielkurs von 47,50 € die Aktie fair bewertet. Die Deutsche Bank mit 55 € stimmt meiner Analyse zu. Deutlich positiver sind Hauck Aufhäuser mit 65 € und Jefferies mit 66,80 €.
Mein Fazit: Für risikobewusstere Anleger bietet das derzeitige Niveau gute Einstiegschancen.
Ergänzend sei noch erwähnt: Unser exklusiver Report „3 Top-Picks 2025“ bietet einen exklusiven Einblick in drei Unternehmen, die von den wichtigsten Megatrends profitieren könnten. Eine wertvolle Ressource für jeden, der auf der Suche nach außergewöhnlichen Renditechancen ist.
ℹ️ Gerresheimer in Kürze
- Die Gerresheimer AG (WKN: A0LD6E) stellt Spezialprodukte in den Bereichen Glas und Kunststoff insbesondere für die Pharma- sowie Healthcare-Industrie her und gilt als weltweit führender Schlüssellieferant für diese Branchen. Die Produkte reichen vom Insulin-Pen bis zu Ampullen, aber auch schnöde Parfümflakons gehören zum Portfolio.
- Der Hauptsitz ist in Düsseldorf, daneben ist der Konzern weltweit mit Standorten in Europa, Asien und Amerika vertreten.
- Die Aktie ist im MDAX gelistet, die Marktkapitalisierung beträgt aktuell knapp 1,6 Milliarden €.