Gerresheimer-Aktie: Bleibt die Übernahmefantasie?

Die Gerresheimer-Aktie musste zuletzt heftige Kursverluste hinnehmen. Am Donnerstag verbessert sie sich leicht und steht aktuell bei 47,30 €. Die Ursache für die hohen Kursschwankungen waren Nachrichten bezüglich einer Übernahme. Lohnt sich hier ein Einstieg?

Was läuft hinter den Kulissen?

Anfang Februar führten Gerüchte über eine Übernahme zu einem deutlichen Kurssprung. Die damaligen Interessenten waren Warburg Pincus sowie der Finanzinvestor KKR. Als Übernahmepreis wurden 80 € genannt.

Anfang April zog sich KKR aus den Gesprächen zurück, dies führte zu einem heftigen Kurssturz.

Warburg Pincus arbeitete jedoch weiterhin an einer Übernahme. Als neuer Partner trat der Finanzinvestor KPS auf. KPS war schon länger an einer Übernahme interessiert. Mitte Juni kamen Gerüchte auf, dass auch KPS ausgestiegen sei. Wieder kam es zu einem deutlichen Kurseinbruch.

Ob die Übernahmepläne damit endgültig hinfällig sind, ist zu bezweifeln. Dass Warburg Pincus eine Komplettübernahme anstrebt, gilt als unwahrscheinlich. Möglich wäre eine Teilübernahme. Auch hier kommen wieder Gerüchte auf, dass KPS dann dabei sei. Interessant ist die Glassparte des Konzerns.

Offizielle Erklärungen über eine Absage von KPS liegen nicht vor. Gerresheimer bestätigte, dass weiterhin Gespräche geführt würden.

Großaktionär stockt auf

Goldman Sachs war bisher der größte Einzelaktionär. Am 13. Juni wurde eine Aufstockung auf 14,87% gemeldet. Davon werden 9,43% direkt gehalten und weitere 5,38% über Finanzinstrumente. Am 16. Juni wurde die direkte Anteilsquote auf 9,88% erhöht; somit beträgt der Anteil jetzt 15,26%.

Über die Absichten von Goldman Sachs ist nichts bekannt. Brisant ist jedoch, dass dieser Zukauf während der Verhandlungen stattfand. Wenn der Übernahmepreis stimmt, dürfte diese nicht an der US-Bank scheitern.

Was bedeutet das für die Aktie?

Der jüngste Kursverlauf zeigt, dass die Marktteilnehmer nicht an eine schnelle Übernahme glauben. Der Zukauf von Goldman Sachs führte nur zu einem leichten Kursanstieg. Die gesenkte Prognose vom 2. Juni machte die Lage nicht besser.

Meiner Meinung nach ist der Kursabschlag jedoch übertrieben hoch ausgefallen. Ohne die Übernahmegerüchte sowie die Absagen dürfte der Kurs heute wahrscheinlich höher stehen. Dass das laufende Geschäftsjahr schwierig bleibt, war zu erwarten.

Mit der reduzierten operativen Marge von 20% bleibt das Unternehmen immer noch sehr profitabel. Die bilanzielle Eigenkapitalquote von zuletzt rund 40% zeigt, dass das Unternehmen finanziell gut aufgestellt ist. Einen fairen Kurs sehe ich bei 55 €.

Dass die Aktie unterbewertet ist, sehen auch die meisten Analysten so. Hauck Aufhäuser sieht den fairen Kurs bei 65 € und Jefferies bei 68 €. Die UBS ist mit ihrem Zielkurs von 97 € sehr bullisch eingestellt. Bernstein Research hält die Aktie mit ihrem Zielkurs von 47,50 € für fair bewertet.

Mein Fazit: Das derzeitige Kursniveau bietet wieder gute Einstiegschancen. Ein Restrisiko für weitere Kursrückgänge im Falle einer endgültigen Übernahmeabsage bleibt jedoch bestehen.

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