D-Wave Quantum-Aktie -18%: Was steckt dahinter?

Insiderkasse

Wenn Top-Manager nach einer Rallye ihre Aktienpakete abstoßen, läuten die Alarmglocken. Bei D-Wave Quantum folgte der Kursabsturz prompt. Was die Zahlen über die wahre Verfassung des Anleger-Darlings verraten.

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Zu Wochenbeginn büßte die D-Wave-Aktie in nur zwei Handelstagen fast -18% ein – ohne eine einzige Unternehmensmeldung.

Der Markt sucht nach Erklärungen und findet sie in den Orderbüchern: Seit Mitte Juni haben gleich mehrere Top-Manager kräftig Kasse gemacht, ihre Pakete zu Kursen nahe der Jahreshochs abgestoßen. Nach der Rallye seit Anfang Mai fühlt sich das an wie ein Déjà-vu – Insiderverkäufe nach einem steilen Lauf werden oft als erstes Glöckchen vor einer Trendwende gehört.

Diesmal scheinen die Glocken laut geklingelt zu haben.

Von der Hype-Story zur Bilanz-Realität

Hinter dem abrupten Stimmungswechsel steckt mehr als nur Psychologie.

D-Wave präsentierte im ersten Quartal zwar ein Umsatzwachstum gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 509% auf 15 Mio.US$. Doch fast die gesamte Summe verdankte sich einem einzigen Hardware-Deal mit einem deutschen Supercomputing-Zentrum. Zieht man diesen Einmaleffekt ab, dümpeln die wiederkehrenden Erlöse aus der Leap-Plattform im niedrigen einstelligen Millionenbereich.

Schlimmer: Der Auftragseingang sackte um 64% auf 1,6 Mio.US$ ab – ein klarer Hinweis auf eine ausgedünnte Pipeline.

Massive Verwässerung

Gleichzeitig brennt das Unternehmen Kapital in Rekordtempo.

R&D-Ausgaben sind mit 400% des Umsatzes grotesk hoch, das EBITDA tiefrot. D-Wave sitzt zwar auf 304 Mio.US$ Cash, doch die Reserven stammen überwiegend aus fortgesetzten Kapitalerhöhungen. Allein das jüngste At-the-Market-Programm spülte 146 Mio.US$ in die Kasse; ein Shelf-Filing über weitere 400 Mio.US$ liegt schon bereit.

Die Folge: Die Aktienzahl explodierte binnen Jahresfrist um über 80% – Verwässerung, so weit das Auge reicht.

Gate-Based Konkurrenz drückt die Story

Parallel konsolidiert sich die Branche in Richtung gate-basierter Quantencomputer.

IBM, Google und IonQ jagen dem Millionen-Qubit-Meilenstein hinterher, während D-Wave mit seiner Annealing-Nische zusehends isoliert wirkt. Auch die Integration auf großen Cloud-Plattformen bleibt schwach; Leap besitzt kaum Sichtbarkeit gegen die AWS- und Azure-Offensiven der Konkurrenz.

Bewertung entkoppelt sich von der Realität

Ein DCF-Modell mit eher gutgemeinten Annahmen (Diskontsatz 9,30%, Wachstumsrate 3%) zeichnet ein düsteres Bild.

Selbst auf Basis optimistischer Schätzungen (2024 Umsatz 24 Mio.US$, bis 2029 hoch auf 179 Mio.US$) kommt man nur auf einen fairen Wert von 5,21 US$ je Aktie – weit unter dem Hoch von 19,24 US$.

Angesichts anhaltender Verwässerung könnte selbst diese Zahl zu freundlich sein.

Anleger-Fazit: Ausstieg suchen

Wir stehen bei D-Wave Quantum vor einer klassisch überbewerteten Hype-Aktie, deren Fundament aus sporadischen Hardwareverkäufen, minimaler Abo-Basis und stetiger Kapitalbeschaffung besteht.

Solange D-Wave weder den Übergang zu nennenswerten wiederkehrenden Umsätzen schafft noch technologische Anschlussfähigkeit an das gate-basierte Lager beweist, fehlt jeder Grund zum Einstieg.

Wer noch an Bord ist, nutzt jede technische Erholung zum Ausstieg – bevor die nächste Kapitalrunde das Eis weiter dünnt.

Abschließend sei erwähnt: Für Anleger auf der Suche nach zukunftsträchtigen Investments bietet unser exklusiver Report „3 Top-Picks“ einen exklusiven Einblick in Aktien, die von wichtigen Megatrends profitieren könnten.

ℹ️ D-Wave Quantum in Kürze

  • D-Wave Quantum (WKN: A3DSV9) ist ein 1999 gegründeter, im kanadischen Burnaby ansässiger Quantencomputerhersteller.
  • Eigenen Angaben zufolge war D-Wave der erste Hersteller, der einen kommerziell nutzbaren Quantencomputer auf den Markt brachte.
  • Die Quantencomputer des Unternehmens basieren auf der Annealing-Technologie, die Quanteneffekte nutzt, um spezielle Problemstellungen, wie z. B. Such- und Sortierprobleme, effizienter als klassische Computersysteme zu lösen.
  • Die Aktien von D-Wave Quantum notierten an der New York Stock Exchange. Das Unternehmen ist aktuell mit ca. 5,5 Milliarden US$ bewertet.
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