Biotech-Aktien: Kursraketen auf der Startrampe

Profi sondiert

Der Biotech-Sektor zeigt weiter Stärke. Woran liegt das? Und vor allem: Sind noch höhere Kurse drin? Profi Maximilian Ruth macht eine Ansage.

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Untypische Stärke kein Zufall

im Biotech-Sektor läuft es gut. Aber wie lange noch? Maximilian Ruth, Biotech-Profi und Chefanalyst des exklusiven Anlegerclubs No Brainer Club, beurteilt im Interview mit SD-Chefredakteur Frank Giarra die Lage und zeigt auf, wie es weitergehen könnte.

Der Biotech-Sektor zeigt auch im normalerweise schwachen September weiter aufsteigende Tendenzen, überrascht Sie das?

Maximilian Ruth: Die für September untypische Stärke ist kein Zufall, sondern das Ergebnis mehrerer Triebfedern, die gerade gleichzeitig greifen. Zum einen setzt M&A klare Preispunkte: Pfizer kauft sich für mehrere Milliarden US$ mit Metsera wieder offensiv in Adipositas-Mechanismen ein, Roche greift für 3 Milliarden US$ 89bio samt Phase-3-FGF21-Programm auf – genau die Art „Pipeline-Retrofit“, die nach Jahren organischen Ausdünnens Bewertungsuntergrenzen für das gesamte Mid-Cap-Segment anhebt.

Solche Deals sind kein Strohfeuer, sondern eine logische Antwort auf die anstehende Verlust-der-Exklusivität-Welle. Analysten beziffern die Umsätze, die bis 2030 von Patentabläufen betroffen sind, je nach Zählweise auf grob 180 bis über 230 Milliarden US-$ jährlich – das zwingt Big Pharma strukturell in Business-Development und hält die Nachfrage nach innovativen Assets hoch.

FDA liefert, Zinswende, gute Studiendaten

Gibt es weitere Gründe für die positive Entwicklung?

Maximilian Ruth: Ja, gleichzeitig hat sich der US-Regulationsüberhang messbar entspannt. Bei den Medikamentenpreisen sind die Zeitschienen der IRA inzwischen gut planbar: Die ersten verhandelten Part-D-Preise gelten 2026, weitere Wellen folgen 2027 bis 2029 – das ist für heutige Cash-Flows weniger bedrohlich, als es 2023/24 oft befürchtet wurde.

Auch die FDA liefert verlässlich: Die laufende Bilanz neuartiger Zulassungen 2025 ist robust und signalisiert eher Planbarkeit als Überraschungs-CRLs – ein wichtiger psychologischer Faktor für Kapitalflüsse in Früh- und Spätphasenprogramme.

Dazu kommt die Zinswende als Bewertungs-Rückenwind: Die Fed hat am 17. September um 25 bp gesenkt (erste Lockerung des Jahres) und betont seither die zunehmenden Risiken am Arbeitsmarkt – der Finanzierungskostendruck für lange Entwicklungszyklen nimmt ab, Multiples atmen durch, die Bereitschaft, „Zeit“ zu finanzieren, steigt. Ob noch weitere Schritte folgen, ist im Komitee umstritten, doch die Richtung ist klar genug, damit Biotech davon real profitiert.

Entscheidend: Der Markt wird nicht nur von Makro getragen, sondern auch von harten klinischen Signalen. Frische 36-Monats-Daten zu uniQures AMT-130 in Huntington zeigen eine signifikante, anhaltende Verlangsamung der Krankheitsprogression – ein seltener „Durability-Beleg“, der Sentiment und Risikobereitschaft untermauert. Kombiniert mit der stabilen FDA-Taktung ergibt sich ein Umfeld, in dem positive Readouts wieder systematisch in Bewertungen ankommen.

Summa summarum: Mehr Deals wegen Patent-Cliff, klarere regulatorische Timelines, fallende Kapitalkosten und belastbare Studiendaten – diese Vierklang-Konstellation erklärt, warum Biotech selbst in einem saisonal schwachen Monat durchzieht.

Max_Ruth_NBC_Interview

No Brainer Club enorm erfolgreich

Hat der No Brainer Club davon profitieren können?

Maximilian Ruth: Natürlich, der letzte Monat war enorm erfolgreich. So konnten viele Titel des No Brainer Club eigene Akzente setzen und auf der anderen Seite mit dem Markt mitziehen.

Wir konnten etwa enorm von der plakativen Nennung eines neuen Wirkstoffs im Roche-Portfolio profitieren, der auch bei zwei unserer Titel (bislang eher unbekannt) für Furore sorgen könnte und nun auf dem Radar der Marktteilnehmer ist. Insgesamt war der Markt aber auch enorm befriedigend und lud zum traden ein.

Hand aufs Herz: Tut doch richtig gut nach schwachen Jahren des Sektors, oder?

Maximilian Ruth: Für den Markt auf jeden Fall – nach den mageren Jahren fühlt sich ein tragfähiger Aufwärtspfad gut an. Endlich können wir gegen die Gesamtmärkte als Sektor Performance erzielen und rücken auch medial durch sensationelle Erfolge in der Forschung wieder mehr in den Vordergrund.

Solange die M&A-Welle aktiv bleibt und weiterhin die Forschung so überzeugt, sehe ich auch die nächsten Jahre als enorm profitabel an. Die aktuelle Kombination aus starkem Käuferdruck und auch erfolgreicher Kommerzialisierung/Forschung bietet ein Grundgerüst, welches wir die letzten Jahre so nicht hatten. Solange der übergeordnete wirtschaftliche Trend so bleibt, werden wir auch weiterhin als Sektor große Erfolge feiern können.

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Haben Sie schon die nächsten möglichen Kursraketen ausfindig gemacht?

Maximilian Ruth: Absolut! Wir haben erst am Freitag eine neue Aktie im NBC aufgenommen, die mit einem revolutionären Ansatz bei Übergewicht erste sensationelle Daten präsentieren konnte.

Der Markt bietet immer wieder spannende Chancen, das macht den Biotech-Sektor auch so spannend. Der nächste geniale Trade lauert bereits hinter der nächsten Ecke!


Ergänzend bemerkt: Wer grundsätzliches Interesse am Biotech-Sektor hat, könnte sich registrieren für den kostenlosen Newsletter von Biotech-Profi Maximilian Ruth.