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Adobe-Aktie -7%: Schnäppchenjäger nun am Zug?

Simon Ruić / 14.12.23 / 10:15

Die Adobe-Aktie (WKN: 871981) ist am Mittwoch nach Zahlenvorlage nachbörslich um bis zu -7% abgestürzt. Die 12-Monats-Prognose konnte den Wall-Street-Erwartungen nicht ganz standhalten. Zudem hat eine Regierungsbehörde Untersuchungen eingeleitet und könnte den Software-Riesen nun ordentlich zur Kasse bitten. Eine günstige Einstiegschance für Tech-Investoren?

stock.adobe.com/maurice norbert

ℹ️ Adobe vorgestellt

Adobe ist einer der weltweit wichtigsten und bekanntesten Software-Konzerne. Das Unternehmen ist Marktführer bei Software für die Erstellung und Veröffentlichung eines breiten Spektrums von Inhalten, darunter Grafik, Fotografie, Illustration, Animation, Multimedia, Video und Druck. Zu den wichtigsten Produkten von Adobe gehören die Bildbearbeitungssoftware Adobe Photoshop, die Illustrationssoftware Adobe Illustrator sowie die Dokumenten-Managementsoftware Adobe Acrobat Reader. Der im kalifornischen San José ansässige Konzern hat eine Marktkapitalisierung von 275 Milliarden US$ und gehört damit zu den 35 wertvollsten Unternehmen der Welt.

Ausblick überraschend schwach + FTC-Untersuchung: Aktie bricht ein

Die Adobe-Aktien sind am Mittwoch nach dem Quartals-Update des Unternehmens nachbörslich um bis zu -7% gefallen. Auslöser des Abverkaufs waren zwei schlechte Neuigkeiten: Der Photoshop-Entwickler gab einerseits einen schwächer als erwarteten Ausblick für das kommende Jahr ab. Zum anderen teilten die Kalifornier mit, dass die US-Regierung wegen seiner Abonnement-Praktiken eine Untersuchung gegen den Konzern eingeleitet hätte.

Demnach erwartet Adobe mit Blick auf des Geschäftsjahr 2024 (per Ende November) einen Gesamtumsatz zwischen 21,3 und 21,5 Milliarden US$. Analysten hatten im Schnitt mit 21,74 Milliarden US$ gerechnet. Beim Gewinn je Aktie peilt das Management nun den Bereich von 17,60 bis 18,00 US$ an. Die jährlich wiederkehrenden Nettoeinnahmen sollen bei 1,9 Milliarden US$ landen.

Q4-Ergebnisse über den Erwartungen

Bei den Ergebnissen des im November geendete Schlussquartals lag Adobe jedoch über den Erwartungen der Wall Street. Demnach stieg der Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um +11,5% auf 5,05 Milliarden US$ (Konsens: 5,02 Mrd. US$). Auch beim Gewinn je Aktie (Non-GAAP EPS) übertraf der Software-Konzern mit 4,27 US$ die Analystenschätzungen um 0,13 US$. Der entsprechende Nettogewinn lag demnach bei 1,96 Milliarden US$.

„Erhebliche finanzielle Kosten“ wegen FTC-Ärger?

Der zweite Stimmungsdämpfer für Adobe-Aktionäre ist auf eine Mitteilung der Federal Trade Commission zurückzuführen, die der Konzern im November erhalten hat. Die Behörde hat demnach die Abonnement-Praktiken des Software-Entwicklers im Visier. Der entscheidende Punkt ist, dass die Angelegenheit laut Management „erhebliche finanzielle Kosten nach sich ziehen könnte“.

Die Kalifornier arbeiteten den Angaben nach mit der Regierungsbehörde an einer möglichen Einigung oder Lösung.

Aktie weiterhin auf Jahressicht +80% vorne

Adobe-Anleger haben den enttäuschenden Ausblick und den FTC-Ärger mit einem kräftigen Abverkauf quittiert. Die nachbörslichen Verluste haben sich im weiteren Verlauf jedoch auf knapp -5% reduziert. Damit steht das Papier zur Stunde bei 593,40 US$.

Der Kursrutsch muss auch im Kontext gesehen werden, dass der Nasdaq-Titel im laufenden Jahr eine Menge Fallhöhe aufgebaut hat. Das Kursplus seit Januar beträgt mehr als 80%.

12-Monats-Ausblick bei Big-Tech eine Seltenheit

Dass die FTC nun das Abo-Modell von Adobe unter die Lupe nimmt, ist im Vergleich zum knapp verpassten Guidance-Konsens sicherlich die besorgniserregendere Nachricht. Da zu diesem Zeitpunkt nichts bekannt ist über den genauen Vorwurf oder die Höhe einer möglichen Strafzahlung, gibt es viel Raum für Spekulationen.

Bezüglich des Geschäftsausblicks von Adobe muss man eine Sache im Auge behalten: Der Konzern ist einer der wenigen Tech-Schwergewichte, die dem Markt eine Gesamtjahresprognose bieten. Meta Platforms und Co. blicken in der Regel nur ein Quartal in die Zukunft. Umso verständlicher ist es dann, wenn das Adobe-Management bei seinen operativen Forecasts auf der konservativen Seite bleibt.

Adobe-Aktie teuer wie selten

Die Adobe-Aktie hat ihre große Jahresrallye insbesondere dem Zauberwort „KI“ zu verdanken. Der Konzern ist ein früher Nutznießer des Megatrends, der die neuen Funktionen der großen Sprachmodelle (LLM) schnell in seine Produkte integriert hat. Das hat wahrscheinlich das Umsatzwachstum des Software-Riesen aufrechterhalten, während es sich bei vielen anderen Branchenvertretern angesichts eines schwächelnden Makro-Umfelds verlangsamt hat.

Damit muss man jedoch auch feststellen, dass das US-Papier derzeit auf Basis des Kurs-Umsatz-Verhältnisses (15) zu einer der höchsten Bewertungen der letzten Jahrzehnte gehandelt wird. Teurer war sie nur während der Technologieblase um 2000 und während es Pandemie-Booms 2021-22.

Zu viele Jahre Wachstum eingepreist

Auch wenn der 12-Monatsausblick des Managements leicht unter den Erwartungen liegt, kann das Unternehmen weiterhin starke Wachstums- und Rentabilitätszahlen vorweisen und wird dies der Wall Street zufolge auch mindestens bis 2032 tun.

In der aktuellen Bewertung sind daher aus meiner Sicht zu viele Jahre Wachstum und KI-Power eingepreist, um den aktuellen Aktienpreis gegenüber dem breiteren Marktindex zu rechtfertigen. Die weitere Entwicklung dieses US-Tech-Powerhouses beobachte ich daher vorerst von der Seitenlinie.

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