Deshalb wird der Biotech-Sektor weiter boomen

Profi ordnet die Lage ein

Der Biotech-Sektor zeigt seit Jahresbeginn Stärke. Was sind die Gründe? Und wie lange kann das noch gutgehen? Droht womöglich eine Korrektur? Biotech-Profi Maximilian Ruth ordnet die Lage ein.

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Trump beflügelt den Sektor

Im Biotech-Sektor läuft es weiterhin sehr gut. Aber wie lange noch? Maximilian Ruth, Biotech-Profi und Chefanalyst des exklusiven Anlegerclubs No Brainer Club, beurteilt im Interview mit SD-Chefredakteur Frank Giarra die Lage und gibt einen persönlichen Ausblick bis Jahresende.

Der Biotech-Sektor boomt weiterhin, wie man am NBI und am XBI ablesen kann. Ist es nicht erstaunlich, dass nicht mal US-Präsident Trump mit seinen Aktionen den Kaufappetit der Anleger dämpfen kann?

Maximilian Ruth: Nach meinem Empfinden ist Donald Trump zuletzt einer der Gründe (wenn auch nicht der Hauptgrund) gewesen, warum Biotech-Aktien laufen. Die Argumentationskette gegen Pharmafirmen und auch rund um die Pharmazölle hat sich spürbar entspannt. Die Pharmafirmen sind Trump entgegengekommen, indem sie die Versicherungsmittelsmänner in den USA teilweise eliminiert haben und ihre Produkte nun über Online-Plattformen (an denen Trump wohl Anteile hält) direkt an den Konsumenten verkaufen für teils 70 bis 80% Rabatt bei ausgewählten Produkten.

Die Pharmafirmen haben damit ihre lange genannten Argumente für hohe Medikamentenpreise effektiv eliminiert und Trump Argumente für die Öffentlichkeit an die Hand gegeben, dass die Preise sinken.

 

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Gleichzeitig hat Trump erkannt, dass die Produktion von pharmazeutischen Produkten nicht ohne den weltweiten Handel funktioniert. Das komplizierte Konstrukt aus Auftragsfertigung, Patenten und weltweiter Verzahnung würde bei zu hohen Pharmazöllen zu einem Mangel an Produkten in den USA führen. Daher hat Trump fast alle großen Länder im Bereich der Pharmazölle weitestgehend auf ein Mindestmaß reduziert. Viel Tralala für wenig Nettoertrag. So kann man Trumps Pläne im Pharmasektor zusammenfassen.

Gleichzeitig sehen wir den optimalen Rückenwind im Biotech-Sektor: Das beste M&A-Jahr seit 2014, enorm starke Studiendaten, die teilweise ganze Krankheiten revolutionieren, starke Vertriebsstarts und einfach ein mittlerweile enorm starkes Kapitalmarktumfeld komplementieren eine Entwicklung, die sich seit dem Frühsommer abgezeichnet hat. Man muss festhalten, derzeit deutet auch vieles auf weitere Kursanstiege hin.

Stolze Renditen für den No Brainer Club

Wäre nicht allmählich mal eine (kleine) Korrektur fällig?

Maximilian Ruth: Solange wir weiterhin das Dreigestirn aus M&A, starken Daten und erfolgreichem Vertrieb der kleineren Firmen sehen, deutet für mich nichts auf eine (größere) Korrektur hin.

Dass ein volatiler Sektor wie Biotech mal 5% fallen kann, sollte niemanden überraschen, doch das langfristige Bild hat sich stark aufgehellt. Für mich sind Korrekturen eher Nachkaufchancen.

Sicherlich konnte doch der No Brainer Club von der Hausse profitieren?

Maximilian Ruth: Natürlich! So ein Kursanstieg geht an uns nicht spurlos vorbei. Normalerweise wird so ein Anstieg oftmals von den großen und bekannten Titeln als Erstes getragen. Die Generalisten, die in den Markt kommen, kaufen bevorzugt die ihnen bekannten Aktien. Nach und nach fließt das Geld dann aber die Pyramide nach unten durch und erreicht auch viele kleinere Titel, die dann oftmals noch explosiver agieren.

So konnten wir letzte Woche mit Kezar Therapeutics erst einen Gewinn von bis zu +60% erzielen. Auch mit Minerva Neurosciences konnten wir an einem Tag fast +150% Kursgewinne einfahren. Die Zeiten sind heiß und wir sind mitten drin!

Finden Sie aktuell überhaupt noch unterbewertete, also kaufenswerte Aktien im Sektor?

Maximilian Ruth: Das Schöne am Biotech-Sektor ist, dass es immer Gewinner und Verlierer gibt. Jede neue Studie kann den Handelsverlauf eines Unternehmens völlig verändern. Daher wird es auch immer wieder Aktien geben, die nicht effizient handeln.

Nachschub ist immer genügend vorhanden, selbst wenn die ganz großen Schnäppchen seltener geworden sind. Da Börse aber wie eine Welle ist, wird es auch wieder Zeiten geben, in denen wir im Tal unterwegs sind und die ganz großen Schnäppchen finden werden.

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Wie sieht Ihr Ausblick bis Jahresende aus?

Maximilian Ruth: Ich denke, dass wir noch ein starkes Q4 sehen werden, auch wenn sich der Markt vermutlich etwas schwerer tun wird. Es stehen noch einige spannende Konferenzen und Datenveröffentlichungen bevor, die auch uns im NBC ein spannendes Q4 bescheren werden.

Gleichzeitig haben die Pharmafirmen noch immense Kapitalreserven, die man aufgrund der Patentverluste, die ab den 2027er Jahren anstehen, auch einsetzen wird. Eventuell haben wir nur einen Vorgeschmack gesehen auf das, was noch auf uns zukommt.


Ergänzend bemerkt: Wer grundsätzliches Interesse am Biotech-Sektor hat, könnte sich registrieren für den kostenlosen Newsletter von Biotech-Profi Maximilian Ruth.