So beschleunigt Trump den Rohstoff-Boom

Eine Analyse

Was bedeuten die Ereignisse in den USA und die Politik von US-Präsident Trump für die eigenen Investments an der Börse? Das fragen sich viele Anleger. Wir blicken speziell auf die Auswirkungen für den Rohstoff-Sektor.

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Volle Kraft voraus

So ein US-Aktienmarkt kann ja einfach alles abschütteln: Schwache Arbeitsmarktdaten? Ach, Arbeit ist sowie was für Verlierer. Die Inflation steigt und die Fed macht sich deshalb Sorgen und sitzt irgendwie zwischen den Stühlen, weil so extrem schlecht ist der Arbeitsmarkt dann doch nicht und die Konsumausgaben brechen zwar ein, aber die Einzelhandelsumsätze laufen ganz gut (oh blöd, das würde wieder den inflationären Aufwärtsdruck erhöhen)? Na und, was soll's. Trump wird Powell schon noch loswerden.

Die US-Demokratie gerät immer mehr unter die Räder, angefangen bei Entlassungen, weil Trump die Wirtschaftsdaten nicht gefallen bis hin zur „Jagd“ auf demokratische Abgeordnete in Texas, die beim nächsten republikanischen Wahl-Coup nicht mithelfen wollen? Pah, wer braucht schon Demokratie, die ist langweilig, Diktatur und Totalitarismus machen viel mehr Spaß.

Und was heißt das jetzt im Rohstoff-Sinne? Tja, volle Kraft voraus.

Schwächelnder US-Dollar als Preistreiber

Da wäre der US-Dollar zu nennen, der in diese Woche so herrlich schwach gestartet ist. Es gibt sowohl einen breiten Konsens als auch eine fundierte Begründung für einen strukturell schwächeren US-Dollar im mittelfristigen Zeitraum. Auch wenn der Dollar evtl. und wie im Markt ja so üblich zu schnell zu tief gefallen ist, dürfte Trumps Umgang mit der Welt und dem Welthandel auf eine zunehmende Zurückhaltung gegenüber US-Vermögenswerten hindeuten und einen strukturellen Rückzug aus dem Dollar.

Bemerkenswert in dem Zusammenhang: Nach einer BofA-Umfrage im Juni sagten zwei Drittel der befragten Institute, dass selbst nach dem Rückgang und der bereits bestehenden Untergewichtung in globalen Fonds der Dollar als überbewertet gilt.

Klartext: Je mehr sich die USA aus dem internationalen Engagement zurückziehen desto gefährlicher und teurer wird die Welt (danke Trump): Zölle und Kapitalkosten steigen, während die Liquidität abnimmt. Das Ergebnis ist ein schwächerer Dollar, damit höhere Rohstoffpreise und eine verstärkte Nachfrage nach „asset-heavy“-Sektoren mit hohem Rohstoffverbrauch wie der Rüstungsindustrie.

Gold profitiert

Dann sind da noch Gold und die US-Zinssenkungen – die ja in jedem Fall kommen werden, Trump arbeitet bereits daran. Niedrigere Leitzinsen, die der Markt aktuell ja schon ab September erwartet (eine Erwartung die vermutlich Jerome Powell nicht so ganz teilt, aber was hat der schon noch zu sagen), machen Gold jedenfalls auch noch aus Sicht der Opportunitätskosten wieder attraktiver.

Und dann ist da die Angst, global und begründet. Und die zieht Käufe von Absicherungselementen nach sich. So waren die globalen Zuflüsse in Gold-ETFs schon im ersten Halbjahr stark. Im historischen Vergleich ist das Tempo der 12-Monats-Zuflüsse jedoch nicht extrem und nichts spricht dagegen, dass diese Käufe plötzlich aufhören sollten, wo die Welt immer extremer und gefährlicher wird.

Das wissen auch die chinesischen Anleger, die inzwischen Anlage-Gold gegenüber Schmuck bevorzugen. In China hat die Einzelhandelsnachfrage nach Gold als Investment im zweiten Quartal erstmals die Schmucknachfrage übertroffen. Angesichts volatiler und geopolitisch angespannter Zeiten dürfte Gold die erste Wahl für Konsumenten bleiben.

Ähnliche Entwicklungen sind auch in Indien zu beobachten, wo ein zusätzlicher Faktor Pro Gold spricht: Im Gegensatz zum günstigen chinesischen Aktienmarkt ist Indiens Aktienmarkt seit einigen Jahren in einem starken Aufwärtstrend und mittlerweile recht hoch bewertet. Das macht Gold aus Spekulationssicht relativ attraktiver.

BRICS, Tech – und jetzt Rohstoffe

Ich mache, je länger es dauert, immer weniger Hehl daraus, wie wenig ich von der Trump-Regierung halte. Obwohl ich mich als Rohstoffanleger ja nur bedingt beklagen kann. Wer weiß, vielleicht hilft das autokratische Washington ja ungewollt dabei, die Rotation hin zum nächsten Mega-Hype, den Rohstofflastigen „asset heavy“-Sektoren, zu verkürzen.

Was die BofA-Umfragen nämlich noch so Interessantes zu Tage gefördert haben: Der Wechsel vom BRICS-Hype zum US-Tech-Hype in den Jahren 2014 bis 2015 wurde genauso wie der Übergang vom Dotcom-Hype zum BRICS-Hype in den Jahren 2002 bis 2004 von einer starken Untergewichtung im US-Dollar bei den Vermögensverwaltern begleitet.

Wie aktuell. Und immer perfekt für Rohstoffe…

Als abschließende Ergänzung: Unser neuer kostenloser Report zeigt drei Top-Aktien auf, mit denen man jetzt noch von der laufenden Rohstoff-Rallye profitieren kann.

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