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Credit Suisse-Aktie: Jetzt kann es kritisch werden!

Rudolf Schneider / 10.03.23 / 17:06

Die Aktie von Credit Suisse (WKN: 876800) ist in schweres Fahrwasser geraten. Die für Donnerstag geplante Veröffentlichung der Geschäftszahlen für 2022 hat das Institut kurzfristig verschoben. Das kam bei den Börsenakteuren nicht gut an: Die Folge ist, dass das Papier um -7,26% auf aktuell 2,45 Schweizer Franken (SFR) fällt. Zuletzt mehrten sich mehrere kritische Ereignisse, es gibt aber auch positive Nachrichten. Wie gefährdet ist die Sanierung des Institutes?

Neben dem klassischen Bankgeschäft sind die weiteren Geschäftsfelder der Credit Suisse, kurz CS, das Investmentbanking, die Verbriefung von Krediten sowie das Kapital- und Beratungsgeschäft. Das Institut ist durch mehrere Fehlentscheidungen in eine existenzbedrohende Situation gekommen. Im Sommer wurde mit Ulrich Körner ein erfahrener Sanierungsexperte an die Spitze gesetzt. Ein harter Sanierungskurs soll die Bank retten und wieder zukunftssicher machen. Die Marktkapitalisierung beträgt 9,6 Milliarden SFR.

Noch kein Geschäftsbericht

Eigentlich war die Veröffentlichung des Geschäftsberichtes des abgelaufenen Geschäftsjahres für den Donnerstag geplant. Aufgrund sehr kurzfristiger Anfragen der US-Börsenaufsicht SEC verschob das Institut die Veröffentlichung und will diese schnellstmöglich nachholen.

Angeblich hat die SEC noch Fragen zu ausgewiesenen Cashflow-Werten der Bilanzen 2019 und 2020. Die CS hatte diese bereits korrigiert, der SEC reicht das aber offensichtlich nicht.

Für Anleger ist der genaue Sachverhalt nicht nachzuvollziehen, aber die Rückfrage der SEC kommt zur Unzeit. Eine so kurzfristige Verschiebung sorgt für große Unsicherheit bei den Akteuren. Die Folgen kann man am heutigen Kursverlauf sehen.

CS hielt den Geschäftsbericht zurück, um sich die Anfragen genauer anzuschauen. Die Schweizer wollten somit Fehler im Zahlenwerk für 2022 vermeiden, nach der Klärung des Sachverhaltes soll die Vorlage möglichst schnell erfolgen.

Unrichtige Aussagen

Die schweizerische Aufsichtsbehörde Finma prüft derzeit die Aussagen des CS-Verwaltungsratspräsidenten Axel Lehmann. Dieser hatte mitgeteilt, dass der Abfluss von Kundengeldern im vierten Quartal gestoppt worden sei.

Tatsächlich zogen Kunden jedoch Vermögen in Höhe von 100 Milliarden SFR ab.

Ehemaliger Großaktionär steigt aus

Die Harris Associates war lange Zeit mit rund 10% der größte Aktionär der CS; da sie an der Kapitalerhöhung im August 2022 nicht teilnahm, reduzierte sich ihr Anteil auf knapp unter drei Prozent.

Die Gesellschaft ist laut eigenen Aussagen vollständig ausgestiegen, weil sie von dem neuen Sanierungskonzept nicht vollständig überzeugt ist. Insgesamt hat Harris hohe Verluste bei dem Engagement erlitten.

Das Merkwürdige ist, dass Harris noch kurz vorher mitteilte, dass CS ein günstiger Übernahmekandidat sei. Eine Erklärung für den Ausstieg nach dieser Mitteilung kann sein, dass kein Bankinstitut Interesse an einer Übernahme zeigte – daraufhin wurde der Ausstieg beschlossen.

Lizenz in China erhalten

CS hat die Lizenz für die Vermögensberatung in China erhalten. Die Zahl der vermögenden Personen in China wächst kräftig, die Lizenzerteilung ist daher ein Meilenstein für CS. Die verstärkte Aufnahme des China-Geschäftes soll noch im ersten Halbjahr erfolgen.

Ist die Sanierung gefährdet?

Man kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, ob die Sanierung gefährdet ist, allerdings wird der Restrukturierungsprozess nicht einfacher. In diesem Artikel bin ich bereits auf die Sanierungsmaßnahmen eingegangen.

Die Verschiebung der Vorlage des Geschäftsberichtes hat die Unsicherheit erheblich vergrößert. Das erinnert an die Verschiebung bei Wirecard, auch wenn die Sachlage dort total anders war. Es bleibt nur zu hoffen, dass CS die Unklarheiten schnell mit der SEC klärt und die Geschäftszahlen möglichst rasch veröffentlicht. Bekannt ist, dass der Verlust in 2022 7,3 Milliarden SFR beträgt.

Falsche Aussagen zu machen, ist eine Dummheit in solch einer kritischen Situation. Allerdings sollte man hier abwarten, was die Firma feststellt.

Die Lizenzerteilung in China ist ein Lichtblick, hier kann neues Geschäft generiert werden. Wie sich dieses Geschäft entwickelt, wird wahrscheinlich erst im Herbst ersichtlich.

Insgesamt ist die Sanierung weiterhin kritisch. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder sie gelingt nicht, dann hat das gravierend negative Auswirkungen auf den Kurs der Credit Suisse-Aktie.

Aktie nur für risikobereite Anleger

Die zweite Variante ist, dass die Sanierung gelingt. Dann bestehen gute Aussichten, dass der Kurs kräftig steigt. In diesem Fall gilt die Aussage von Börsen-Altmeister André Kostolany: „Erst kommt die Angst, dann das Geld.“

Momentan eignet sich das Papier nur für risikobereite Anleger. In Deutschland wird ein ADR-Schein der Credit Suisse gehandelt.

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Interessenkonflikt: Der Autor hält Aktien des besprochenen Unternehmens Credit Suisse. Somit besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Der Autor beabsichtigt, die Aktien – je nach Marktsituation auch kurzfristig – zu kaufen oder zu veräußern und könnte dabei von erhöhter Handelsliquidität profitieren.

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