Zölle, Zinsen, Zündstoff: Warum Kupfer jetzt alles verändert

Preis explodiert

Der Kupferpreis hat zuletzt extrem zugelegt. Was steckt dahinter? Und ist das womöglich erst der Anfang gewesen? Das müssen Anleger jetzt über dieses Metall wissen.

stock.adobe.com/Old Man Stocker

Hoher Zoll in den USA

Trump hat es natürlich getan: Einen 50% Zoll auf Kupfer angekündigt. Okay, diesmal war es nur halb überraschend, denn schließlich hatte man ja erwartet, dass er irgendwann auch Kupfer aufs Korn nehmen würde. Warum auch immer. Den Grund versteht er ja selbst nicht, denn eigentlich sind Zölle auf Rohstoffe, auf deren Einfuhr man in hohem Maße angewiesen ist, ziemlich kontraproduktiv.

Die USA z.B. hatten im Jahr 2024 etwa 53% ihres Kupferbedarfs importieren müssen. Es gibt halt einfach nicht alles in ausreichender Menge und vor allem nicht sofort in den USA.

Aber lassen wir das. In Erwartung von Zöllen hatte die Industrie in den USA schon im Vorfeld Lagerbestände gefüllt. Das hält noch eine Weile über Wasser. Danach wäre es aber ratsam zu wissen, welche Art von Kupfer er da eigentlich gemeint hat. Der Trump-Administration ist offenbar noch nicht klar, dass es da für die Industrie Unterschiede gibt. Rohkupfer, oder Halbzeuge wie Kupferdraht und Stangen oder Kupferschrott. Na ja, sie werden es schon noch rausfinden.

Wie sie Trumps Kupfer-Zoll auswirkt

Details wären aber dennoch gut, denn die Besteuerung von US-Herstellern von Kupferhalbzeugen wie Drähten, Stangen und Rohren für ihre Einkäufe von ausländischem Metall würde deren Produktionskosten in die Höhe treiben und ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen – anstatt diese, wie Trump das ja angeblich eigentlich will, zu verbessern.

Zwar könnten Zölle auf raffiniertes Metall zu einer Zunahme der heimischen Verhüttung führen und die Gewinne der Minen steigern, doch ist es unwahrscheinlich, dass sie allein größere Investitionen im Bergbau auslösen. In den USA kann es Jahrzehnte dauern, bis nach der Entdeckung einer Lagerstätte die Produktion aufgenommen wird.

Gut also, wenn man wie wir im Rohstoff Anleger Club einen nordamerikanischen Kupferproduzenten im Depot hat, der sich gerade auf die Inbetriebnahme seiner zweiten Mine vorbereitet und mit dem schon schöne +148% Buchgewinn aktuell erzielt wurden.

Chile und Kanada wehren sich

Die Regierung Chiles, die sich offenbar besser auskennt und weiß, dass Chile für etwa 70% des in die USA gelieferten Metalls steht, drängt auf Ausnahmeregelungen und argumentiert, dass die US-Industrie kaum unmittelbare Alternativen habe, da die USA ja wie gesagt über die Hälfte ihres Kupferbedarfs aus Importen decken. Allerdings: Für chilenische Lieferanten wie Antofagasta machen die USA etwa ein Zehntel des gesamten Kupferabsatzes aus, ein Anteil, der im Vergleich zu den Lieferungen nach China verschwindend gering ist.

Die Kanadier, denen es inzwischen wirklich richtig stinkt, verurteilen die „illegalen“ Zölle, die einen direkten Angriff auf kanadische Arbeitnehmer darstellen, wie Industrieministerin Melanie Joly Reportern erklärte. Das Land ist immerhin der zweitgrößte ausländische Kupferlieferant der USA.

Kupferrallye und Lagerabbau

Der Kupfermarkt dürfte also volatil bleiben. Sobald die Zölle eingeführt sind, werden die US-Verbraucher auf zuvor angelegte Lagerbestände zurückgreifen, was sich erstmal auf die Nachfrage auswirkt. Dennoch bleiben die globalen Fundamentaldaten von Angebot und Nachfrage weiterhin äußerst stark, denn Kupfer bleibt ein kritisches Metall.

Und dann bleibt abzuwarten, was der Donald am Ende ausheckt.

Zölle auf raffiniertes Metall könnten zu einer Flut von halbfertigen Kupferprodukten in die USA führen, wenn diese nicht den Abgaben unterliegen. Aber Zölle auf Halbfertigprodukte werden den US-Kupferverbrauchern massiv schaden.

Ich könnte an dieser Stelle für heute den Schlussstrich ziehen, aber da ist noch ein anderer Aspekt: Auf dem US-Anleihemarkt könnte sich eine explosive Situation zusammenbrauen, die zu einem deutlichen Anstieg der Zinssätze führen und eine starke Abflachung der Zinsstrukturkurve auslösen könnte.

Kupferpreise und der Anleihemarkt

Ein Blick auf den Spread zwischen den 30-jährigen und den 3-monatigen Treasury-Zinsen lässt vermuten, dass wir einen Punkt erreichen könnten, an dem die 30-jährigen Zinsen explodieren. Der aktuelle Spread liegt bei nur 64 Basispunkten, was historisch gesehen eher mit den Tiefpunkten eines Zyklus als mit den Hochpunkten in Verbindung gebracht wird. Der Spread müsste sich auf 240 Basispunkte ausweiten, um wieder das Niveau von 2021 zu erreichen und auf 385 Basispunkte, um wieder das Niveau von 2013 zu erreichen.

Sucht man nach einem Grund für den starken Anstieg der Zinsen für 30-jährige Anleihen, muss man neben dem offensichtlichen Grund des nachlassenden Vertrauens in die USA nicht weiter suchen als bis zu den Consumer Price Index Swaps (CPI), die alle über die gesamte Kurve hinweg höher gehandelt werden. Die 1-, 5-, 10- und 30-jährigen Inflations-CPI-Swaps werden seit Mitte 2022 am oberen Ende ihrer historischen Handelsspanne gehandelt und drohen nun, aus diesen Spannen auszubrechen.

Der Grund für diese plötzliche Veränderung scheint mit der starken Bewegung der Kupferpreise in Verbindung zu stehen, nach Ankündigung des 50%- Zolls. Kupfer tendiert dazu, sich eng an die CPI-Swap-Preise anzulehnen, da es eines der Metalle ist, die in zahlreichen Bereichen der Weltwirtschaft verwendet werden und in Sektoren vom Wohnungsbau bis zur Halbleiterherstellung von entscheidender Bedeutung sind. Wenn also die Kupferpreise noch einige Zeit lang hoch bleiben oder noch weiter steigen, wird dies erhebliche Auswirkungen auf die US-Inflationsaussichten haben. Dies könnte die 5-Jahres-CPI-Swaps deutlich nach oben treiben.

Inflationsproblem in den USA?

Aller Wahrscheinlichkeit nach werden die Zinssätze auf einen weiteren Anstieg der CPI-Swaps und des Kupferpreises reagieren, insbesondere am längeren Ende der Zinsstrukturkurve. Man kann mit Fug und Recht sagen, dass ein Anstieg der CPI-Swap-Sätze erhebliche Auswirkungen auf die Zinssätze im Allgemeinen haben würde und umso größer ausfallen könnte, je weiter man sich auf der Zinsstrukturkurve nach oben bewegt.

Sollten die Kupferpreise weiter steigen, könnte dies zu einem echten Inflationsproblem in den USA führen. Die Wirtschaft müsste die höheren Preise absorbieren.

Tja, das einzige Gute daran wäre, dass Trump und Co. einen starken Inflationsanstieg dann vielleicht - politisch gesehen -nicht mehr allzu lange überleben würde.

Als abschließende Ergänzung: Unser neuer kostenloser Report zeigt drei Top-Aktien auf, mit denen man jetzt noch von der laufenden Rohstoff-Rallye profitieren kann.

Zugehörige Kategorien: Markt-Analysen Rohstoff-Aktien