US-Wahlen 2024: Wie Rohstoffmärkte und Energiepolitik beeinflusst werden

Rohstoff-Radar

Du denkst, nur der Präsident zählt? Falsch! Die Kongresswahlen könnten die insbesondere die Rohstoff-Märkte stärker bewegen als gedacht. Gold glänzt in jedem Szenario, während Energie und Metalle vor spannenden Zeiten stehen. Erfahre, warum!

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Das heißeste Thema dieser Woche sind natürlich die aktuellen US-Präsidentschaftswahlen. Dazu gibt es viele Erwartungen. Was aber angesichts der konkreten politischen Pläne absehbar ist: Mit Harris steigen die Unternehmenssteuern, mit Trump steigen die Handelshemmnisse und damit die Inflation. Das ist aber ein alter Hut.

Die oft übersehene Bedeutung der Kongresswahlen

Viel wichtiger ist eigentlich, dass auch die US-Kongresswahlen heute über die Bühne gehen.

Dies interessiert kaum jemanden, weil alles unter dem Glanz der Präsidentschaftsshows untergeht – ist aber nicht minder wichtig. Denn wer sich den Kongress holt, gestaltet dann auch die künftige Politik. Holt sich beispielsweise Trump das Präsidentenamt, gewinnen aber die Demokraten den Kongress, dann wird Trump seine Steuersenkungen wohl kaum durchsetzen können. Zumindest nicht ohne schmerzhafte Zugeständnisse an anderer Stelle.

Prognose: Steuern könnten sprunghaft steigen, wenn Trump sich nicht mit dem Kongress einigen kann.

Mögliche Szenarien und ihre Folgen

Eine andere spannende Konstellation: Harris holt sich das Präsidentenamt, aber die Republikaner gewinnen den Kongress.

Um zu verstehen, was hier passieren würde, muss man wissen, dass die einzelnen Teile von Trumps Steuersenkungen aus dem Jahr 2017 Ende 2025 auslaufen. Wenn der Kongress und das Weiße Haus keine Einigung erzielen können, werden die Einkommenssteuersätze automatisch wieder auf das Niveau der Obama-Ära zurückkehren. Obama selbst befand sich 2012 in einer ähnlichen Situation gegenüber den Republikanern im Kongress. Schließlich einigte er sich mit einer Minderheit der Republikaner, und die Bush-Steuersenkungen wurden für Steuerzahler mit einem Jahreseinkommen von weniger als 400.000 US$ verlängert.

Meiner Meinung nach hat Obama den Republikanern bei der Dividenden- und Erbschaftssteuer ziemlich große Zugeständnisse gemacht. Wäre Kamala Harris auch dazu bereit, einen Deal mit den Republikanern einzugehen? Vielleicht. Wenn sie sich auf einen Deal einlässt, dürfte zumindest eine Erhöhung der Unternehmenssteuern der wahrscheinlichste Kompromisspunkt sein.

Auswirkungen auf Märkte und Rohstoffe

Weder für die Demokratie und schon gar nicht für die europäischen Verbündeten, aber immerhin für den US-Aktienmarkt wäre ein republikanischer Gesamtsieg das beste Ergebnis. Ein demokratischer Gesamtsieg bringt Steuererhöhungen.

Gold als Gewinner

Gold gewinnt in jedem Fall!

Mit Trump vielleicht sogar noch einen Tick mehr, wenn der Handelskrieg massiv auf Europa ausgeweitet wird. Doch auch die Demokraten wollen den Handelskrieg weiterführen und auf jeden Fall gegen China. Dadurch bleiben alle Gold-unterstützenden Faktoren intakt: Weitere Zentralbankkäufe, das Risiko einer anhaltend über den Zielsätzen liegenden (bzw. strukturell bedingt steigenden) globalen Inflation und entweder verunsicherte (Trump) oder vom Aktienmarkt enttäuschte (Harris) Anleger.

Energiesektor und Genehmigungsreform

Interessanterweise könnte der Energiesektor sogar davon profitieren, wenn die Genehmigungsreform in der "lame duck session" vorankommt, also in der Zeitspanne nach den Wahlen, bevor der neue Präsident vereidigt wird. Zunächst einmal: Weder der Präsident noch der Kongress haben im Allgemeinen einen Einfluss auf die kurz- bis mittelfristigen Öl- und Gasproduktionstrends in den USA. Da kann man noch so viel Wahlkampf betreiben.

Außerdem scheint das Risiko von Durchführungsverordnungen begrenzt zu sein, da keiner der Kandidaten ein Verbot von Fracking plant.

Iran-Sanktionen und Ölpreise

Interessant ist, wie man nach den Wahlen mit dem Iran weiter verfährt.

Kaum einem ist aufgefallen, dass der Sanktionsdruck gegenüber dem Iran seitens der USA, passenderweise genau ins Wahljahr hinein, deutlich nachgelassen hat. Der Iran produziert etwa 1 Mio. Barrel pro Tag mehr als er eigentlich sollte. Schließlich kann man den US-Wähler ja nicht mit steigenden (Öl- und) Benzinpreisen im Wahljahr belasten.

Wenn der Sanktionsdruck steigt (was einer direkten und vergleichsweise unblutigen Unterstützung Israels gleichkommt), dürfte das zu sprunghaft steigenden Ölpreisen führen.

LNG-Exporte und Energiepolitik

Zudem wird der Genehmigungsstopp für LNG-Exporte, der Anfang des Jahres in Kraft getreten ist, voraussichtlich nach den Wahlen aufgehoben werden.

Ein Bundesrichter hat den Genehmigungsstopp im Juli blockiert, aber die Gerichtsentscheidung kann die Erteilung von neuen Genehmigungen natürlich nicht erzwingen. Doch immerhin: Für das Altamira-LNG-Projekt von New Fortress Energy vor der mexikanischen Küste wurde im September eine Ausfuhrgenehmigung erteilt (erforderlich, weil das Projekt Erdgas aus den USA bezieht). Andere Projekte warten noch auf ihre Genehmigung.

Ich schätze, der Wahlausgang wird vor allem darüber entscheiden, wie schnell Exportgenehmigungen in Zukunft erteilt werden.

Energieproduktion und Genehmigungsreform

Angesichts des derzeitigen geopolitischen Klimas sind die Energieproduktion und -exporte der USA umso wichtiger.

Daher dürfte es wenig politisches Interesse geben, der heimischen Energiewirtschaft Steine in den Weg zu legen. Vielleicht wird der Kongress sogar versuchen, den Weg für die Energieentwicklung durch eine Reform der Genehmigungsverfahren zu ebnen. Im Juli veröffentlichten die Senatoren Joe Manchin (parteilos) und John Barrasso (Republikaner) den Energy Permitting Reform Act of 2024. Der Gesetzentwurf enthält Maßnahmen, die sowohl saubere Energien als auch traditionelles Öl und Gas fördern.

Im Hinblick auf die Energieinfrastruktur würde der Gesetzentwurf die gerichtliche Überprüfung von Genehmigungen, die von Bundesbehörden erteilt oder verweigert werden, beschleunigen.

Auswirkungen auf erneuerbare Energien und Metalle

Läuft der Ausbau der Erneuerbaren in den USA schneller, ist das natürlich auch für die entsprechenden zur Verwendung kommenden Metalle gut: Kupfer und Silber befinden sich jeweils schon im Defizit. Das Kupferdefizit soll sich 2025 deutlich ausweiten.

Verteidigungsausgaben und Silbernachfrage

Aufrüstung wird ein Top-Thema bleiben (müssen).

Der Sektor ist allerdings schon fair bewertet, spannend aber, wenn es mal Rücksetzer gibt. Auch ohne Trump muss Europa in der Lage sein, sich selbst zu verteidigen. Denn auch Harris würde nicht ewig bleiben und das transatlantische Bündnis hat längst Risse. Silber wird beispielsweise immer stärker in der Rüstungsindustrie nachgefragt. Die Verwendung von Silber in fortschrittlichen Verteidigungssystemen, einschließlich Waffen, Kommunikationsgeräten und Überwachungsanlagen, ist aufgrund seiner starken elektrischen Leitfähigkeit und Korrosionsbeständigkeit von entscheidender Bedeutung. Auch in der Luft- und Raumfahrt wird Silber wegen seiner Zuverlässigkeit und Effizienz in kritischen Komponenten in großem Umfang eingesetzt.

Da die weltweiten Verteidigungsbudgets steigen, wird erwartet, dass die Sektoren Militär sowie Luft- und Raumfahrt immer größere Mengen an Silber verbrauchen werden.

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