UnitedHealth: Jetzt ist Einstiegszeit!

Kurstief gesehen?
Gideon Crest

Der US-amerikanische Gesundheitskonzern UnitedHealth Group befindet sich in einem spannenden Spannungsfeld zwischen steigenden Gesundheitskosten und innovativen Kostensenkungsstrategien. Anstatt diese Belastungen an die Kunden weiterzugeben, setzt das Unternehmen auf Effizienzsteigerungen, um die Mitgliederbasis auszubauen und die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

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Die UnitedHealth Group konnte im zweiten Quartal 2025 einen Zuwachs von 770.000 neuen Mitgliedern verzeichnen. Neue Mitgliedschaften sind ein wesentlicher Umsatztreiber für den Versicherer – gerade in Zeiten steigender Gesundheitskosten. Der Markt scheint die Kostenproblematik derzeit überzubewerten, zumal UNH bislang nur Preiserhöhungen angekündigt, aber noch keine konkreten Anpassungen umgesetzt hat.

Preisstrategie und Wettbewerb

Während Wettbewerber wie Elevance Health bereits Erhöhungen von bis zu 33 % für Privatkunden ins Gespräch bringen, verfolgt UNH einen vorsichtigeren Ansatz. Das Unternehmen möchte Preissteigerungen erst ab 2026 erwägen und bis dahin Kostensenkungen über andere Wege realisieren – etwa durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz oder interne Effizienzprogramme. Eine Schlüsselrolle spielt dabei das hauseigene Private-Label-Programm „Nuvaila“, dessen Einsparungen direkt in günstigere Kundenpreise einfließen. Dieses Preisstabilitätsversprechen trägt dazu bei, dass die Mitgliederzahlen steigen.

Kostensenkung durch Technologie und Eigenmarken

Der Konzern nutzt mittlerweile rund 1.000 KI-Anwendungen, die insbesondere im Geschäftsbereich Optum Insight deutliche Effizienzgewinne bringen. Dort führte der Einsatz von KI im zweiten Quartal zu einem Umsatzwachstum von 6 % im Jahresvergleich. Für das Gesamtjahr 2025 erwartet Optum Insight einen Umsatzanstieg von 18,8 Mrd. US-Dollar (2024) auf 19,5 Mrd. US-Dollar. Parallel dazu reduziert UNH über Nuvaila die Ausgaben im Arzneimittelbereich, indem Medikamente direkt beim Hersteller eingekauft werden. Die Einsparungen werden an die Versicherten weitergegeben, was die Wettbewerbsfähigkeit steigert.

Wachstumspotenzial im US-Gesundheitsmarkt

Gesundheit hat für 60 % der Amerikaner oberste Priorität – entsprechend ist Gesundheitsversorgung kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Der Markt für Value-Based Care in den USA wird zwischen 2025 und 2030 voraussichtlich um 7,4 % pro Jahr wachsen und bis 2030 ein Volumen von 6,16 Billionen US-Dollar erreichen. Angesichts fragmentierter Versorgung, steigender Eigenbeteiligungen und einer prognostizierten Erhöhung der medizinischen Kosten um 8,5 % im Jahr 2026 entstehen große Chancen für Versicherer, die stabile Preise bieten können. UNH nutzt diesen Trend, um durch Kostenkontrolle anstelle von Preiserhöhungen neue Kunden zu gewinnen.

Erfolgsmodell Value-Based Care

Anstatt Preise im Bereich Optum Rx zu erhöhen, hat UNH das Konzept der wertorientierten Versorgung gestärkt. Nuvaila bedient mittlerweile mehr als 20 Millionen Patienten in den Bereichen Fee-for-Service, Care Delivery und Value-Based Care. Letzteres macht bereits 65 % der Umsätze im Bereich Optum Health aus. Im Segment Optum Rx sorgte dieser Ansatz für ein Umsatzwachstum von 19 % im Jahresvergleich; für das Geschäftsjahr 2025 wird ein Anstieg von 133,2 Mrd. auf 151,5 Mrd. US-Dollar erwartet.

Finanzentwicklung und Prognosen

In den letzten fünf Jahren – mit Ausnahme von 2024 – erzielte UNH ein durchschnittliches Umsatzwachstum von 11 % pro Jahr. Für 2025 wird ein Umsatz von 445,5 bis 448 Mrd. US-Dollar prognostiziert, was ein zweistelliges Plus gegenüber 2024 bedeuten würde. Der Anstieg basiert vor allem auf Mitgliederwachstum und nicht auf Preiserhöhungen. Trotz gestiegener medizinischer Kosten und einer höheren Medical Care Ratio (von 85,1 % auf 89,4 %) hält UNH an seiner Effizienzstrategie fest. Für 2026 rechne ich mit einer leichten Wachstumsverlangsamung auf etwa 5 %, da nach dem Aufholeffekt in 2025 eine Normalisierung einsetzen dürfte.

Bewertung und Kursziel

Derzeit wird UNH mit einem Kurs-Umsatz-Verhältnis (P/S) von nur 0,54 gehandelt – rund 84 % unter dem Branchendurchschnitt von 3,45. Angesichts des erwarteten Umsatzwachstums und der klaren Kostenführerschaft halte ich eine Neubewertung am Markt für wahrscheinlich. Mit einem Ziel-P/S von 0,8 und einer Umsatzprognose für 2026 von 475,21 Mrd. US-Dollar ergibt sich ein Kursziel von 416,39 US-Dollar je Aktie – ein Aufwärtspotenzial von knapp 70 %.

Auf der Risikoseite gilt es zu betrachten, dass steigende medizinische Kosten UNH zwingen könnten, die Prämien stärker anzuheben als geplant, was zu Mitgliederverlusten führen könnte. Zudem stellen wirtschaftliche und inflationäre Belastungen, verbunden mit staatlichen Budgetkürzungen, ein Risiko für die Umsatzziele dar.

Ein klarer Kauf auf diesem Niveau

Trotz makroökonomischer Unsicherheiten bleibt UNH für mich ein klarer Kauf. Die wachsende Mitgliederbasis, die konsequente Umsetzung von Effizienzstrategien und das Festhalten an einer moderaten Preispolitik stärken die Marktposition des Unternehmens nachhaltig. Durch innovative Lösungen wie Nuvaila und den Einsatz von KI schafft UNH eine attraktive Kombination aus Profitabilität und Kundenzufriedenheit.

Die Aktie hat auf Jahresbasis über 50 % an Wert verloren und der Kurs besitzt zu Preisen von aktuell um 255 US-Dollar wieder großes Aufholpotenzial. Geduldige Anleger könnten erst auf eine Bestätigung des Bodens warten.

Nicht zu vergessen: Das Unternehmen schüttet viermal jährlich eine Dividende aus, die annualisiert mittlerweile immerhin fast 3,5 % beträgt.

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