Uber-Aktie: Wie viel Potenzial steckt noch drin?

Luft nach oben
Gideon Crest

Uber hat in diesem Jahr eine beeindruckende Kursrally hingelegt und sich von einem reinen Fahrdienstvermittler zu einer profitablen Multi-Service-Plattform entwickelt. Neben seinem Kerngeschäft setzt das Unternehmen strategisch auf Partnerschaften im Bereich autonomes Fahren, um langfristig neue Umsatzquellen zu erschließen.

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Vom Fahrdienst zur Multi-Service-Plattform

Die Aktie von Uber Technologies ist seit Jahresbeginn um fast 50 % gestiegen – und das aus gutem Grund. Das Unternehmen hat sich von einem reinen Ride-Hailing-Anbieter zu einer margenstarken Plattform mit mehreren Geschäftsfeldern entwickelt. Starke freie Cashflows, ein aktives Aktienrückkaufprogramm und eine weltweit bekannte Marke untermauern das Wachstum. Trotz der Kursrally ist die Bewertung gemessen an verschiedenen Profitabilitätskennzahlen weiterhin attraktiv, und das Gewinnwachstum könnte die Aktie perspektivisch noch günstiger erscheinen lassen.

Robotaxi-Strategie: Aggregator statt Hersteller

Ubers Ansatz im Bereich autonomes Fahren ist einer der größten Wettbewerbsvorteile für die Zukunft. Anstatt Milliarden in die Entwicklung eigener Robotaxis zu investieren, setzt Uber darauf, die besten verfügbaren Modelle über seine Plattform anzubieten. Bereits 20 Partner – darunter Waymo (Alphabet), Lucid, Nuro und andere – sind Teil des Netzwerks.

Ein besonders beachtetes Projekt ist die Kooperation zwischen Lucid und Nuro: Geplant ist die Bereitstellung von mehr als 20.000 Lucid Gravity SUVs, ausgestattet mit Nuros Level-4-Technologie. Der Start in der ersten Stadt ist für das kommende Jahr vorgesehen. Dank dieses Modells behält Uber Kontrolle über Servicequalität und Verfügbarkeit, ohne selbst die Kosten einer Flotte tragen zu müssen.

Im Gegensatz dazu verfolgt Tesla einen vollständig integrierten Ansatz: Eigene Fahrzeuge, eigene Chips, eigene Software – und langfristig ein eigenes Robotaxi-Netzwerk. Uber hingegen profitiert von seiner etablierten, globalen Plattform mit Millionen von Nutzern und einer starken Nachfragebasis, was für Partner ein entscheidender Vorteil ist.

Rekordergebnisse im zweiten Quartal 2025

Im zweiten Quartal 2025 erzielte Uber 18 % Umsatzwachstum auf 12,7 Mrd. USD. Die Bruttobuchungen – also das gesamte Transaktionsvolumen aus Fahrten, Essenslieferungen und anderen Diensten – stiegen um fast 18 % auf 46,8 Mrd. USD. Besonders stark wuchs der Bereich Delivery mit +24,6 %, während Mobility um 18,8 % zulegte.

Der GAAP-Betriebsgewinn lag bei 1,5 Mrd. USD (+82 % im Jahresvergleich), der Nettogewinn bei 1,4 Mrd. USD (+33 %). Das bereinigte EBITDA erreichte 2,1 Mrd. USD mit einer Marge von 4,5 % der Bruttobuchungen. Besonders bemerkenswert: Der freie Cashflow stieg im Quartal auf 2,5 Mrd. USD, im Zwölfmonatszeitraum auf 8,5 Mrd. USD – ein klarer Beleg für die Ertragskraft und Skaleneffekte der Plattform.

Ausblick und Kapitalrückführung

Für Q3 2025 erwartet Uber Bruttobuchungen zwischen 48,25 und 49,75 Mrd. USD und ein bereinigtes EBITDA von 2,19 bis 2,29 Mrd. USD. Das Unternehmen hält 7,4 Mrd. USD in liquiden Mitteln und hat ein neues Aktienrückkaufprogramm im Wert von 20 Mrd. USD angekündigt – zusätzlich zu einem 7-Mrd.-Programm aus dem Vorjahr. Premium-Angebote wie Uber Comfort und Black/SUV sowie günstige Optionen wie Zwei- und Dreiräder erweitern gleichzeitig die Reichweite und steigern die Profitabilität. Das Abo-Modell Uber One verzeichnete im Jahresvergleich ein Wachstum von 60 % auf 36 Mio. Mitglieder.

Bewertung mit weiterem Potenzial

Trotz der Kursgewinne liegt Ubers KGV deutlich unter dem Branchendurchschnitt – sowohl auf GAAP- als auch auf Non-GAAP-Basis. Die Gewinnprognosen deuten auf eine Verdreifachung des EPS von 2,90 USD (2025) auf 8,06 USD (2030) hin, was das Forward-KGV bis 2030 auf etwa 11 sinken lassen könnte. Langfristig dürfte Uber von Skaleneffekten, höheren Margen durch Werbung und neuen Geschäftsfeldern wie Logistik und internationalen Expansionen profitieren.

Risiken im Blick behalten

Trotz der überzeugenden Wachstumsstory bestehen Risiken: Wettbewerber wie Lyft, DiDi und Grab drängen in wichtige Märkte, und bei erfolgreicher Robotaxi-Skalierung könnten Tesla oder Waymo direkte Konkurrenten werden. Regulatorische Änderungen, etwa eine Neubewertung des Status von Gig-Workern, könnten die Kostenbasis deutlich erhöhen. Wirtschaftliche Abschwünge, steigende Treibstoffpreise oder ein Rückgang der Nachfrage nach Premiumdiensten stellen weitere potenzielle Belastungen dar.

Fazit

Uber hat sich erfolgreich zu einer globalen Multi-Service-Plattform mit starker Profitabilität entwickelt. Die Q2-Zahlen, der Fokus auf Partnerschaften im Bereich autonomes Fahren, hohe Cashflows und umfangreiche Aktienrückkäufe unterstreichen das Potenzial. Trotz bestehender Risiken ist das Chancen-Risiko-Verhältnis attraktiv – vor allem, wenn Uber seine Margen weiter ausbaut und von zukünftigen Technologietrends profitiert.

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