Thyssenkrupp-Aktie: Reicht das für höhere Kurse?

Interessent für Stahlsparte

Die ThyssenKrupp-Aktie reagiert auf das vorliegende Übernahmeangebot der Stahlsparte durch Jindal verhalten. Am Dienstag verliert sie aktuell leicht und steht bei 11,60 €. Wäre der Verkauf der Befreiungsschlag für einen weiteren Kursanstieg?

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Stahlsparte rückt in den Mittelpunkt

Die neue Strategie des Konzerns ist, die einzelnen Sparten als eigenständige Unternehmen an die Börse zu bringen und dabei Mehrheitsaktionär zu bleiben. Bei nicht börsenfähigen Tochtergesellschaften sollen zusätzliche Investoren gewonnen werden.

Bei der größten Problemsparte des Stahlgeschäftes ergab sich am 16. September eine überraschende Wende. Der indische Stahlkonzern Jindal legt ein unverbindliches Übernahmeangebot vor. Einzelheiten sind nicht bekannt. ThyssenKrupp prüft das Angebot derzeit, auch die Arbeitnehmervertreter und die Gewerkschaft sollen in den Prozess eingebunden werden.

Die Due-Diligence-Prüfung soll demnächst erfolgen, auch persönliche Gespräche sind geplant. Sollte die Übernahme oder ein Teileinstieg kommen, stellt sich die Frage, was mit den 20% des tschechischen Investors Daniel Kretinsky passiert.

Es bleibt abzuwarten, ob ein verbindliches Angebot kommt und wie die zukünftigen Eigentumsverhältnisse in diesem Fall sind.

Finanzielle Belastung dürfte bleiben

Bei Übernahmen fließt normalerweise Geld, hier dürfte es anders sein. Die Einigung mit der Gewerkschaft über einen Kapazitätsabbau ist mit hohen Milliardenbeträgen verbunden. Seitens des Konzerns gibt es noch kein grünes Licht zu dessen finanziellem Beitrag.

Der Essener Konzern wäre schon froh, wenn die Rentenbelastungen entfallen würden. Gleichgültig, ob die Übernahme kommt oder nicht, für den Mutterkonzern dürften hohe Milliardenbeträge zu zahlen sein.

Bei einer vollständigen Übernahme dürften allerdings zukünftige Zahlungen entfallen.

Was bedeutet das für die Aktie?

Ein gravierender Kursanstieg auf die Übernahmemeldung blieb bisher aus. Dies dürfte dem vorherigen starken Anstieg geschuldet sein. Es gibt jetzt zwei Szenarien: Die Übernahme findet statt oder sie kommt doch nicht zustande. In letzterem Fall dürfte der Kurs deutlich sinken. Wenn die Übernahme stattfindet, kommt es auf die Bedingungen an.

Insgesamt halte ich die Aktie für hoch bewertet und sehe vorerst nur wenig Potenzial. Der Prüfungszeitraum dürfte länger dauern. Während dieser Zeit ist mit einer höheren Volatilität zu rechnen.

Kurzfristig ist der Börsengang der Tochter TKMS für den weiteren Kursverlauf wichtiger. Die Bedingungen dürften demnächst veröffentlicht werden. Aber auch hier sind die positiven Effekte weitestgehend bereits eingepreist.

Die Analysten sehen mehrheitlich ebenfalls kein weiteres Potenzial, einige halten sie sogar für überbewertet. Jefferies hält die Aktie mit ihrem Zielkurs von 11,50 € für fair bewertet. JP Morgan sieht den fairen Kurs bei 6,30 € und die Deutsche Bank bei 9 €.

Mein Fazit: Ein Einstieg bei dem jetzigen Kursniveau ist mit hohen Risiken verbunden.

Ergänzend hierzu: Die aktuelle Marktlage schafft erstklassige Einstiegschancen in Europa – unser exklusiver Report „Danke, Trump“ beleuchtet drei besonders vielversprechende Aktien, die vom Kapitalabfluss aus den USA profitieren und starkes Wachstumspotenzial liefern werden.

ℹ️ Thyssenkrupp in Kürze

  • Thyssenkrupp mit Hauptsitz in Essen ist ein diversifizierter Industrie- und Technologiekonzern mit Schwerpunkt in der Stahlherstellung.
  • Der Konzern ging 1999 aus der Fusion der beiden Traditionsunternehmen Friedrich Krupp AG und Thyssen AG hervor.
  • Thyssenkrupp ist im Nebenwerteindex MDAX notiert und ist aktuell rund 7,3 Milliarden € wert.
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