Thyssenkrupp-Aktie: Gibt’s endlich eine Perspektive?

Neues 3-Jahreshoch

Die Thyssenkrupp-Aktie ist dieser Tage kaum zu bremsen. Innerhalb der letzten vier Wochen kletterte der Kurs des deutschen Stahl- und Technologiekonzerns um gut +40% nach oben. Zur Wochenmitte notiert das Papier sogar auf einem neuen 3-Jahreshoch. Was befeuert den Kurs der Thyssenkrupp-Aktie gegenwärtig so stark und gibt der Traditionskonzern Anlegern endlich eine Perspektive?

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Ein überraschendes Angebot

Es ist tatsächlich eine Überraschung, die dem Kurs der Thyssenkrupp-Aktie neuen Schub gibt. Der indische Stahlkonzern Jindal Steel hat ein unverbindliches Angebot zum Kauf von Thyssenkrupp Steel (TKS) abgegeben. In einem Statement lobte Narendra Misra, Chef des Europa-Geschäfts von Jindal, den deutschen Traditionskonzern:

Wir glauben an die Zukunft einer grünen Stahlproduktion in Deutschland und Europa.

Und weiter:

Unser Ziel ist es, das 200 Jahre alte industrielle Erbe von Thyssenkrupp zu bewahren, weiter auszubauen und dazu beizutragen, Thyssenkrupp Steel zum größten integrierten sowie klimafreundlichen Stahlhersteller Europas zu machen.

Jindal Steel kündigte milliardenschwere Investitionen in Deutschland an, sofern der Kauf von Thyssenkrupp Steel über die Bühne geht. So wollen die Inder für mehr als 2 Milliarden € neue Lichtbogenofen-Kapazitäten in Duisburg schaffen, um Stahl möglichst effizient herzustellen.

Tatsächlich könnten die Inder ein strategisch hervorragender neuer Eigentümer für die Stahlsparte von Thyssenkrupp sein. Sie bringen eine Kombination aus Knowhow, Finanzkraft und Zugang zu den asiatischen Märkten – lauter Dinge, die TKS gut gebrauchen kann.

Der Vorstand von Thyssenkrupp wird nun das Angebot von Jindal Steel prüfen. Auch die so mächtige Gewerkschaft IG Metall wird dabei ein gewichtiges Wort mitreden.

Wie verhält sich der Großaktionär?

Details des Angebots sind bislang nicht bekannt. Unklar ist vor allem, wie sich der tschechische Milliardär Daniel Křetínský, der über seine Finanzholding EPF 20% der Anteile an TKS hält, verhalten wird.

Eigentlich ist seit längerem geplant, dass er seinen Anteil auf 50% aufstockt. Ob es noch dazu kommt oder ob Křetínský nun seine Anteile komplett an Jindal Steel abgibt, werden die kommenden Wochen zeigen.

Ein massiv verbessertes Chartbild

Das Chartbild der Thyssenkrupp-Aktie hat sich in den letzten Tagen massiv verbessert. Das 6-Monatstief bei knapp über 8 € hat einem mehrfachen Test standgehalten und der jüngste Aufwärtstrend hat den MDAX-Titel auf ein neues 3-Jahreshoch katapultiert. Nun könnte die Aktie sogar Kurs auf den nächsten Widerstand bei 13 € nehmen.

Zu viel Euphorie

Die Restrukturierung des Thyssenkrupp-Konzerns kommt mit der Offerte durch Jindal Steel einen weiteren Schritt voran. Dementsprechend positiv nahm die Börse die Nachricht auf.

Mir geht der jüngste Kursanstieg trotzdem zu weit. Thyssenkrupp ist in meinen Augen kein Konzern, der eine Wachstums- und/oder Profitabilitätsperspektive bietet. In den beiden letzten Geschäftsjahren ging der Umsatz um 15% zurück. Gleichzeitig steckt der Konzern tief in den roten Zahlen.

Ich glaube, dass Anleger ein wenig zu euphorisch in Bezug auf die Thyssenkrupp-Aktie sind. Das Potenzial des Traditionskonzerns halte ich für sehr begrenzt.

Ergänzend hierzu: Die aktuelle Marktlage schafft erstklassige Einstiegschancen in Europa – unser exklusiver Report „Danke, Trump“ beleuchtet drei besonders vielversprechende Aktien, die vom Kapitalabfluss aus den USA profitieren und starkes Wachstumspotenzial liefern werden.

ℹ️ Thyssenkrupp in Kürze

  • Thyssenkrupp mit Hauptsitz in Essen ist ein diversifizierter Industrie- und Technologiekonzern mit Schwerpunkt in der Stahlherstellung.
  • Der Konzern ging 1999 aus der Fusion der beiden Traditionsunternehmen Friedrich Krupp AG und Thyssen AG hervor.
  • Thyssenkrupp ist im Nebenwerteindex MDAX notiert und ist aktuell rund 7,2 Milliarden € wert.
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