Tesla: Neubewertung als KI-Aktie?

Spannende Zukunft
Gideon Crest

Die Tesla-Aktie steht vor einer möglichen Neubewertung. Grund ist die Transformation des Musk-Konzerns zu einem KI-Giganten. Klar ist: Mit der reinen Elektroauto-Story ist längst kein Blumentopf mehr zu gewinnen.

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Tesla: Rückgang der Auslieferungen verliert an Bedeutung

Kaum ein Tag vergeht, an dem Tesla-CEO Elon Musk nicht in den Schlagzeilen erscheint. Der mediale Fokus auf ihn ist ungebrochen – ob es um Raumfahrt, Künstliche Intelligenz oder Elektromobilität geht. Und tatsächlich ist das öffentliche Interesse nicht unbegründet: Während Tesla zuletzt ins Straucheln geraten ist, konnten seine anderen Unternehmen wie SpaceX und xAI im Jahr 2025 deutlich an Bewertung zulegen.

Trotzdem bleibt Teslas fast 1-Billion-Dollar-Bewertung zentral für Musks strategische Ambitionen – etwa in den Bereichen humanoide Robotik und Robotaxis auf der Erde. Parallel dazu verfolgt SpaceX weiter die langfristige Vision, die Menschheit interplanetar zu machen, obwohl die Starship-Projekte jüngst Rückschläge hinnehmen mussten.

Medienkritik an Grok 4 – aber Investoren bleiben zuversichtlich

Die jüngste Berichterstattung über den Launch von Grok 4 fiel größtenteils negativ aus. Dennoch steht für xAI offenbar eine neue Finanzierungsrunde an, die das Unternehmen mit bis zu 200 Milliarden US-Dollar bewerten könnte – auch wenn Musk öffentlich Zweifel an diesen Berichten äußerte. Was Tesla betrifft, ist bemerkenswert, dass der Markt die Rückgänge bei den Autoverkäufen zunehmend als temporär einstuft. Ein Rückgang der Auslieferungen um 14 % im zweiten Quartal wurde vom Aktienkurs überraschend gelassen aufgenommen.

Zwar haben Analysten ihre kurzfristigen Prognosen für Tesla nach unten angepasst – ein Umstand, der kaum überraschte. Dennoch ist der Kurs nicht auf die Tiefstände vom April zurückgefallen. Auch die wieder aufgeflammten Spannungen zwischen Musk und Präsident Trump – einst undenkbar, nachdem Musk symbolisch die Führung von Dogecoin übernommen hatte – konnten Anleger nicht nachhaltig beunruhigen.

In einem früheren Beitrag hatte ich zur Vorsicht geraten. Die Unsicherheiten rund um Tesla waren nicht verschwunden. Ich betonte zudem, dass die Einführung der Robotaxi-Pilotphase fehlerfrei verlaufen müsse – ein Ziel, das mit erheblichen operativen Risiken behaftet ist.

Autonomie und Robotik als Teslas Wachstumstreiber

Teslas Ansatz, beim autonomen Fahren ausschließlich auf Kameras zu setzen, stößt bei Fachleuten weiterhin auf Skepsis. Diese Zurückhaltung beeinträchtigt das Vertrauen des Marktes, während Konkurrent Waymo sein Angebot ausweitet – unter anderem durch Testfahrten an der US-Ostküste. Tesla selbst will in San Francisco eine kleine Robotaxi-Flotte starten, verfügt aber bislang nicht über die nötigen Genehmigungen.

Dennoch geben die Optimisten die Hoffnung auf eine erfolgreiche Robotaxi-Zukunft nicht auf. So geht Deepwater davon aus, dass Tesla flexibel zwischen einem kapitalintensiven und einem schlanken Modell wechseln kann – je nachdem, wie die Infrastruktur gestaltet wird. Bei einem Marktanteil von 30 % bis 2030 könnte das operative Ergebnis um 32 bis 53 % steigen. Diese Prognose betrifft nicht ein fernes Jahrzehnt, sondern ist auf mittlere Sicht durchaus realistisch. Der Markt scheint daher begonnen zu haben, diese Ertragschancen allmählich in Teslas Bewertung einzupreisen.

Skalierungspotenzial und Wettbewerbsvorteile

Tesla bringt alles mit, um seine Robotaxi-Strategie rasch zu skalieren – ganz gleich, ob mit oder ohne eigene Infrastruktur. Waymo ist dagegen auf Partner oder eigene Fahrzeugproduktion angewiesen, um überhaupt konkurrenzfähig zu bleiben. Während für das Gesamtjahr 2025 ein Auslieferungsrückgang erwartet wird, ist ein mittelfristiges Ziel von zwei Millionen Fahrzeugen pro Jahr keineswegs unrealistisch – etwa 15 % mehr als im Vorjahr.

Daraus wird ersichtlich, wie entscheidend das Robotaxi-Geschäft nun für Teslas Erfolg ist. Bei einer Bewertung von rund 1 Billion US-Dollar geht der Markt offenbar davon aus, dass Musks Strategie mit dem vision-only-Ansatz langfristig aufgehen könnte – im Gegensatz zum sensorlastigen Konzept von Waymo.

Bewertung basiert zunehmend auf Autonomie-Fantasie

Ein realistischer Blick auf die Zahlen: Tesla wird mit einem voraussichtlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von rund 160 bewertet – deutlich über dem Branchendurchschnitt von 6,2. Sollte sich Tesla künftig eher wie ein klassischer Autobauer entwickeln, könnte das erhebliche Kursrisiken bedeuten. Zwar wächst das Geschäft mit Energiespeichern dynamisch, doch angesichts der allgemeinen Schwäche der Erneuerbaren-Branche bietet es wohl keinen ausreichenden Bewertungshebel.

Daher steht fest: Die Wachstumsfantasie liegt in der Künstlichen Intelligenz – insbesondere in der Verbindung von autonomem Fahren und humanoider Robotik. Das wurde nochmals unterstrichen, als Musk kürzlich den Leiter des Autopilot-Programms auch für die Roboterentwicklung verantwortlich machte, nachdem Milan Kovac das Unternehmen im Juni verlassen hatte. Die Bewertung von Tesla hängt inzwischen maßgeblich von der erfolgreichen Umsetzung dieser Vision ab.

Unterstützung durch ehemalige Konkurrenz

Selbst Kyle Vogt, Mitgründer und Ex-CEO von Cruise, äußerte sich kürzlich anerkennend über Teslas Ansatz. In einem Interview lobte er den langjährigen Fokus auf ein neuronales Netz als richtigen technologischen Weg. Waymo hingegen sei in alten Paradigmen verhaftet und müsse seine gesamte Architektur umstellen, was erhebliche Risiken berge.

Vogts Worte bestätigen, was viele bereits vermuten: Teslas technische Strategie mag mit Einschränkungen behaftet sein – keine teuren Sensoren, gutes Design, geringe Kosten – doch der Kurs stimmt langfristig.

Robotaxi-Strategie als zentrales Bewertungskriterium

Der Aktienkurs von Tesla liegt aktuell rund 30 % über dem Vorjahreswert – trotz Absatzrückgängen, politischer Kontroversen, konjunktureller Unsicherheiten und des anhaltenden Preiskampfs in China. Der Chartverlauf zeigt ein stabiles Muster höherer Tiefs, was auf anhaltenden Optimismus hindeutet.

Daher erscheint es angebracht, Tesla nicht mehr allein an seinen kurzfristigen Autoverkäufen zu messen. Vielmehr wird sich die Bewertung zunehmend daran orientieren, wie erfolgreich das Unternehmen seine Robotaxi-Vision umsetzt – ergänzt durch langfristige Optionen in der Robotik.

Aussichten für die Aktie: keineswegs schlecht!

Wenn Tesla es schafft, in den kommenden Jahren tatsächlich ein skalierbares Robotaxi-Modell zu etablieren, dürfte dies deutliche Auswirkungen auf Umsatz und Marge haben. Und das wiederum erklärt, warum Anleger weiterhin an der Aktie festhalten – trotz aller Risiken.

Auch die Erreichung der Zwei-Millionen-Auslieferungsmarke würde die Umsetzung der Robotaxi-Strategie unterstützen. Einzelne Quartalsrückgänge könnten dann in Zukunft weit weniger kursbelastend sein.

Vor diesem Hintergrund – und angesichts der charttechnisch robusten Struktur – kehre ich zu einer optimistischen Einschätzung von Tesla zurück.

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