Tesla-Aktie: Musk elektrisiert die Anlegerfantasie
Am Montag schaffte die Tesla-Aktie fast den Sprung auf ein neues Allzeithoch. Werden die Zukunftspläne von Elon Musk den Kurs bald in neue Höhen katapultieren oder sollten Anleger besser die Finger von der Aktie lassen?
Ein beispielloses Vergütungspaket
Ich bin bekanntermaßen kein Fan von Elon Musk, aber ich muss dem Tesla-Boss zugutehalten, dass er nicht nur ein Großmeister im Geldverdienen ist, sondern auch wie kein anderer Firmenlenker die Fantasie von Anlegern elektrisieren kann – und das schon seit vielen Jahren.
Wie nicht anders zu erwarten war, wurde bei der gestrigen Hauptversammlung des Autobauers das gigantische, fast 1 Billion US$ schwere Vergütungspaket von Musk von den Tesla-Anteilseignern durchgewunken. Ganz so einfach wird der Tesla-Chef aber nicht an sein Geld kommen, denn das Paket ist an sehr ehrgeizige Ziele in Sachen Marktkapitalisierung und Absatz gekoppelt.
So erhält Musk nur sein Geld, wenn die Marktkapitalisierung in 500 Milliarden US$-Schritten über 2 Billionen US$ steigt. Zur Erinnerung: Aktuell liegt der Börsenwert von Tesla bei ca. 1,40 Billionen US$. Zudem muss es Musk schaffen, eine Million Robotaxis auf die Straße zu bringen und eine Million humanoide Roboter auszuliefern.
Robotaxis und Roboter
Für Musk dürften diese Ziele mehr als realistisch sein. Seit Jahren sieht er die Zukunft von Tesla nicht im Autobau, sondern im Betrieb einer Robotaxiflotte und im Verkauf von Robotern.
Bei der gestrigen Hauptversammlung kündigte Musk an, dass die Produktion des Cybercab-Robotaxis im April kommenden Jahres starten soll. Das autonom fahrende Taxi soll dann auch vollständig ohne Lenkrad und Pedale auskommen. In typischer Musk-Manier glaubt der Tesla-Boss an ein unbegrenztes Wachstumspotenzial seiner Robotaxiflotte.
In der Kombination von KI und Robotik sieht er den nächsten großen Schub für die Weltwirtschaft. Musk glaubt, dass sich die globale Wirtschaftsleistung dadurch verzehn-, vielleicht sogar verhundertfachen lässt. Apropos: Wenn Du auch an noch höheren Renditen wie bei dieser Aktie interessiert bist, lege ich Dir ans Herz, Dich beim 2-Tage-LIVE-Workshop für Anleger mit Fokus auf überdurchschnittlichen Renditen am 8. und 9. November anzumelden.
Bei so viel Fantasie geraten selbstverständlich die Lieferanten von Tesla an ihre Grenzen. Derzeit lässt der Autokonzern seine Chips bei den beiden weltgrößten Auftragsfertigern TSMC und Samsung produzieren.
Laut Musk können beide Chiphersteller aber nicht die Stückzahlen liefern, die er für seine Robotaxis und Roboter im Auge hat. Musk plant deshalb den Bau einer gigantischen Chipfabrik namens „Tesla Terra Fab“, um die gewaltige Nachfrage in Zukunft zu decken.
Völlig abgehängt
Auch diesmal werde ich nicht müde zu betonen, dass Elon Musk in meinen Augen ein ganz großer Blender ist. Seine großspurigen Ankündigungen erweisen sich meist nur als heiße Luft.
Bei Robotaxis hat Tesla längst den Anschluss an die Konkurrenz verloren. In den USA führt die Alphabet-Tochter Waymo inzwischen 250.000 Fahrten pro Woche mit Robotaxis in verschiedenen Städten durch. Auf die gleiche Zahl an autonomen Taxifahrten kommt inzwischen die Baidu-Tochter Apollo Go in chinesischen Metropolen.
Und Tesla? Fährt mit ein paar Taxis durch das texanische Austin, wohlgemerkt mit einem Sicherheitsfahrer auf dem Beifahrersitz. Die Kameratechnik der Tesla-Fahrzeuge scheint nicht immer ausgereift zu sein.
Bis Jahresende wollte Elon Musk eigentlich die Hälfte der Städte in den USA mit seiner Cybercab-Flotte bedienen. Von diesem ehrgeizigen Plan ist nur Schall und Rauch übriggeblieben.
Auch der humanoide Roboter Optimus ist seit vielen Jahren ein Thema bei Tesla. Passiert ist bislang nichts.
In der Zwischenzeit ziehen andere Tech-Konzerne mit Höchstgeschwindigkeit an Tesla vorbei. Diese Woche stellte der Autokonzern Xpeng einen KI-basierten Roboter vor, der bereits 2026 in Serienproduktion gehen soll.
Im Kerngeschäft nichts Neues
Am Schlimmsten ist jedoch in meinen Augen, das Elon Musk vor lauter Zukunftsfantasie in den letzten Jahren sein Kerngeschäft, den Autobau, völlig vernachlässigt hat. Die Modellpalette von Tesla ist veraltet, von neuen Fahrzeugmodellen fehlt jede Spur.
Während sich der Cybertruck als völliger Fehlschlag erwies, hat Tesla im Kleinwagensegment nach wie vor nichts im Angebot. Das wird sich meiner Meinung nach rächen. Tesla-Autos bieten inzwischen kein attraktives Preis-Leistungsverhältnis mehr. Die Konkurrenz aus China und Europa ist enteilt.
Und für so einen Konzern sollen Anlegern ein Forward-KGV von 170 zahlen? Man muss schon sehr von Elon Musk überzeugt sein, um sich auf diesen Wahnsinn einzulassen.
Passend dazu: Unser exklusiver Report „Motoren-Machtkampf“ deckt auf, welche Auto-Aktie das nächste Tesla werden könnte und von welchen scheinbar sicheren Investments man sich schleunigst trennen sollte.
ℹ️ Tesla in Kürze
- Der 2003 gegründete US-Autohersteller mit Hauptsitz in Austin im US-Bundesstaat Texas ist derzeit der weltweit zweitgrößte Hersteller von Elektroautos. Neben Fahrzeugen stellt Tesla (WKN: A1CX3T) auch Batteriespeicher und Photovoltaikanlagen her.
- Die Fahrzeuge und teilweise auch die Batterien werden in Gigafactories genannten Großfabriken produziert. Derzeit betreibt Tesla Gigafactories in den USA, Deutschland und China.
- Tesla ist Mitglied in den US-Leitindizes Nasdaq 100 und S&P 500, in Deutschland ist die Aktie auch über Tradegate handelbar. Der Unternehmenswert liegt aktuell bei 1,4 Billionen US$.