Steinhoff: Übertriebene Kursverluste und 100%-Rebound-Chance?

Marc Rendenbach
06.12.17

Nach dem Kursmassaker beim Handelsriesen Steinhoff (WKN: A14XB9) mit einem Verlust von deutlich über der Hälfte des Börsenwerts allein am heutigen Tage könnte sich die Situation am Markt langsam wieder beruhigen.

Die Analysten von RBC Capital stufen die Aktie des MDAX-Konzerns nach den neuerlichen Turbulenzen rund um einen möglichen Bilanzskandal zwar ab, vergeben aber immer noch ein Kursziel von 2 Euro. Auch die Investmentbank Goldman Sachs bleibt in ihrem heutigen Update abwartend und reagiert mit einem Preisziel von 3,80 Euro alles andere als nervös.

Ex-CEO wendet sich an Mitarbeiter

Der zurückgetretene Steinhoff-CEO Markus Jooste äußerte sich derweil in einem Schreiben an die Mitarbeiter des Konzerns. Jooste gab "große Fehler" zu, ermunterte die Adressaten jedoch, weiter den Steinhoff-Traum zu leben.

Bezüglich des Vorwurfs finanzieller Verschiebungen versicherte der ehemalige Konzernchef gegenüber dem Handelsblatt erst letzten Monat, dass alles "absolut korrekt" verlaufen sei. Dies hätten auch außenstehenden Juristen und Wirtschaftsprüfer bestätigt.

Die nun offensichtlich vorliegenden, neuen Erkentnisse, welche zum Rücktritt Joostes geführt haben, könnten auch etwas mit einem früheren Joint-Venture-Abkommen zu tun haben. Der ehemalige Partner beansprucht angeblich einen Teil der Conforama-Konzerns und die Hälfte der Poco-Märkte, die Steinhoff jeweils voll in der Bilanz stehen hat. In einer Commerzbank-Analyse hieß es seinerzeit, die Steinhoff-Gruppe sei nicht auf Treibsand gebaut und Anleger müssten keine Katastrophe fürchten.

Selbst wenn Steinhoff auf seiner Aktivseite den Besen ansetzen und die ein oder andere Milliarde abschreiben müsste, dürfte der Konzern überleben. Andernfalls hätte man es wohl mit einzigartiger krimineller Energie in Sachen Zahlenfälschung zu tun.

Reichtum am Ruder

Ermutigend zudem: "Die Gründer und die Familie Wiese halten gemeinsam mit den Managern 34 Prozent der Firma", so Jooste zuletzt im Gespräch mit dem Handelsblatt. Christo Wiese ist nicht nur Milliardär und Großaktionär der Gesellschaft, sondern führt auch den Aufsichtsrat an. Jetzt hat der 76-Jährige übergangsweise den CEO-Posten übernommen und dürfte ein großes Anliegen daran haben, den Karren schnellstmöglich wieder aus dem Dreck zu ziehen. Interessant: Erst letzten Monat kaufte Wiese weitere Steinhoff-Aktien hinzu, zu weitaus höheren Preisen als den heutigen.

Fakt ist: Der Buchwert der Steinhoff-Aktie lag auf Basis der letzten Zahlen um ein Vielfaches über dem aktuellen Kurs. Zudem agierte das Unternehmen eigenen Angaben zufolge hochprofitabel und schrieb Milliardengewinne. Nochmal wurde nun bekräftigt, dass man über eine Zahl an hochqualitativen, profitablen Geschäften rund um die Welt verfüge. Wir gehen davon aus, dass im Zuge der laufenden Prüfungen hoher Abschreibungsbedarf identifiziert wird, der gegenwärtige Kursabschlag aber deutlich übertrieben ausfällt.

Update 19:30 Uhr
Wie Steinhoff am Abend bekannt gab, sollen Verkäufe von "Randgeschäften" einen Milliardenbetrag in die Kasse spülen. Interessensbekundungen seien heute eingegangen. Damit wären wohl auch etwaige Liquiditätssorgen der Anleger vom Tisch.

Eine Erholungsspekulation, deren negative und positive Aspekte wir im Folgenden aufführen, ist daher mehr als berechtigt:

Negativ:

Positiv:

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Interessenkonflikt: Der Autor dieser Publikation hält zum Zeitpunkt der Veröffentlichung Aktien des hier besprochenen Unternehmens Steinhoff International Holdings und hat die Absicht, diese je nach Marktsituation – auch kurzfristig – zu veräußern und könnte dabei insbesondere von erhöhter Handelsliquidität profitieren. Hierdurch besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Bitte beachten Sie unseren vollständigen Haftungsausschluss.

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