SmartRent: Ein kleiner Geheimtipp?
Seit dem Börsengang über eine SPAC im Jahr 2021 hat SmartRent schwierige Zeiten durchlebt – inklusive strategischer Unsicherheit und dem Rücktritt des Gründers und bisherigen CEOs im Jahr 2024. Doch in den vergangenen Monaten deutet sich eine klare Trendwende an: Der Aktienkurs hat sich deutlich erholt, und die neue Führung unter Frank Martell verfolgt einen fokussierten Kurs in Richtung profitables Wachstum.
SmartRent bietet eine cloudbasierte Plattform und zugehörige Hardware, die es Eigentümern und Verwaltern von Wohnanlagen ermöglicht, ihre Immobilien digital zu steuern und effizienter zu verwalten. Das System richtet sich nicht an einzelne Privatnutzer, sondern an professionelle Immobilienverwaltungen.
Neuer CEO bringt Schwung ins Geschäft
Im Juni ernannte SmartRent Frank Martell zum neuen CEO. Martell war bereits seit Juni 2024 Mitglied des Vorstands und hatte zwischenzeitlich als Vorsitzender des operativen Ausschusses fungiert, nachdem Unternehmensgründer Lucas Haldeman das Unternehmen verlassen hatte.
Die Wahl Martells gilt als strategisch sinnvoll: Als ehemaliger CEO von CoreLogic und loanDepot bringt er umfassende Branchenerfahrung mit und kennt das Unternehmen bereits im Detail. Auch die enge Verbindung zum bisherigen Interims-CEO und heutigen Verwaltungsratsvorsitzenden John Dorman – beide saßen zuvor gemeinsam im Vorstand von CoreLogic und loanDepot – dürfte für eine nahtlose Fortführung der strategischen Ausrichtung sorgen.
Herausforderndes 1. Halbjahr
Anfang dieses Monats veröffentlichte SmartRent nun seine neuesten Finanzzahlen. Die erste Jahreshälfte 2025 war weiterhin von Herausforderungen geprägt. Die Umstellung des Geschäftsmodells weg von Hardware hin zu Software-Umsätzen sorgte für einen deutlichen Umsatzrückgang, gleichzeitig aber auch für eine verbesserte Profitabilitätsstruktur.
Der Gesamtumsatz sank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 19,5 % auf 79,7 Millionen US-Dollar. Besonders stark war der Rückgang bei den Hardwareverkäufen, die um 36,8 % auf 34 Millionen US-Dollar fielen. Dagegen legten die SaaS-Umsätze um 14 % auf 28,2 Millionen US-Dollar zu – ein positives Signal für die angestrebte strategische Neuausrichtung.
Die operativen Ausgaben stiegen leicht um 0,9 % auf 54,3 Millionen US-Dollar. Das bereinigte EBITDA fiel jedoch deutlich um über 15 Millionen auf 13,7 Millionen US-Dollar.
Trotz des rückläufigen Gesamtumsatzes zeigen sich in der Entwicklung der SaaS-Umsätze deutliche Fortschritte: Zwar machen sie derzeit nur etwa 35 % des Gesamtumsatzes aus, tragen aber bereits über 75 % zum Bruttogewinn bei. Hardware- und Professional-Services-Umsätze hingegen belasten die Margen. Das Ziel, durch wiederkehrende SaaS-Erlöse mittelfristig profitabel zu werden, rückt damit näher.
Steigende ARPU-Werte als Hoffnungsträger
Ein weiterer positiver Trend ist in der Entwicklung der durchschnittlichen Umsätze pro Nutzer (ARPU) zu erkennen. Im Bereich Hardware und Professional Services konnte der ARPU je ausgelieferter Einheit von 783 US-Dollar im ersten Quartal 2024 auf 936 US-Dollar im zweiten Quartal 2025 gesteigert werden – ein Anstieg von fast 20 %.
Noch deutlicher zeigt sich das Wachstum beim Buchungs-ARPU: Dieser stieg im gleichen Zeitraum um über 50 % auf 1.154 US-Dollar. Das bedeutet, dass SmartRent sowohl bei den laufenden Projekten als auch bei neuen Aufträgen höhere Preise durchsetzen konnte – ein Zeichen für gestärkte Marktposition und steigende Zahlungsbereitschaft der Kunden.
Diese Entwicklung könnte entscheidend dazu beitragen, das Unternehmen schneller in die Gewinnzone zu führen.
Kostensenkungen und Ausblick auf Break-even
Im Rahmen der Q2-Veröffentlichung gab das Unternehmen eine Erweiterung seines Sparprogramms bekannt: Ziel ist es, jährlich 30 Millionen US-Dollar einzusparen. Bei bisherigen jährlichen Betriebskosten von rund 100 Millionen US-Dollar sollen diese künftig auf rund 17,5 Millionen US-Dollar pro Quartal sinken.
CEO Frank Martell zeigte sich im Earnings Call zuversichtlich, dass das Unternehmen im vierten Quartal 2025 einen Break-even beim bereinigten EBITDA sowie beim Cashflow erreichen wird. Dazu müsste der Bruttogewinn in Q4 auf etwa 17,5 Millionen US-Dollar steigen – ein deutliches Plus gegenüber den knapp 13 Millionen US-Dollar aus Q2.
Zusätzlich erwartet das Unternehmen rund 15 Millionen US-Dollar an „Working Capital“-Effekten, die die Liquidität weiter verbessern sollen.
Stabilität voraus – der Ausblick für die kommenden Quartale
Mit einer stabilen Entwicklung der SaaS-Umsätze, einem erfahrenen CEO und weitreichenden Kostensenkungen scheint SmartRent für die kommenden Quartale gut aufgestellt. Das Unternehmen rechnet mit einem weiterhin moderaten SaaS-Wachstum von rund 10 % pro Jahr, was angesichts des wirtschaftlichen Umfelds realistisch erscheint.
Die Zielsetzung, zum Jahresende 2025 operative Gewinnschwelle zu erreichen, erscheint angesichts der getroffenen Maßnahmen erreichbar. Sollte das gelingen, stünde SmartRent mit einem soliden Cashbestand von mindestens 110 Millionen US-Dollar, einer stabilen Kostenstruktur und wachsender Profitabilität gut da – mit einem riesigen adressierbaren Markt im Rücken.
Bewertung: Deutliches Kurspotenzial
Meine Bewertung basiert auf einer geschätzten SaaS-Umsatzgröße von rund 60 Millionen US-Dollar im Geschäftsjahr 2026, angesetzt mit einem Multiple von 7x. Daraus ergibt sich eine Bewertung von 420 Millionen US-Dollar. Inklusive der erwarteten liquiden Mittel von 110 Millionen US-Dollar ergibt sich eine Gesamtbewertung von 530 Millionen US-Dollar. Das entspricht einem Kursziel von etwa 2,75 US-Dollar pro Aktie – ein Aufwärtspotenzial von rund 140 % gegenüber dem aktuellen Kurs von 1,14 US-Dollar.
Diese Bewertung betrachte ich als konservativ, da weder die steuerlichen Verlustvorträge (NOLs) noch die Segmente Professional Services und Hardware berücksichtigt wurden. Sollten sich deren Bruttomargen weiter verbessern, könnte sich die Bewertung entsprechend erhöhen. Mit Erreichen der Profitabilität könnten zudem steuerliche Vorteile von über 50 Millionen US-Dollar aktiviert werden.
Darauf gilt es jetzt zu achten
Zum ersten Mal seit dem zweiten Quartal 2024 gibt das Unternehmen wieder eine konkrete Prognose ab. Umso wichtiger wird es sein, ob SmartRent den anvisierten Break-even im vierten Quartal 2025 tatsächlich erreicht. Entscheidend werden dabei konstantes SaaS-Wachstum, verbesserte Margen bei Hardware und Professional Services sowie starke Buchungszahlen sein – insbesondere in Bezug auf ARPU und Einheitenwachstum im Jahr 2026.