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Sixt: Geht der Aktie jetzt der Sprit aus?

Alexander Hirschler / 24.05.23 / 12:49

Nach einer gut zweimonatigen Korrekturphase hat die Sixt-Aktie (WKN: 723132) zuletzt wieder zulegen können und einen Anstieg zur 200-Tage-Linie (SMA200) vollzogen. An diesem Mittwoch geben die Kurse aber wieder spürbar nach. Zur Stunde notiert das im MDAX gelistete Papier mit 5,25% im Minus, der Kurs sinkt auf 110,10 €. Das hat einen simplen Grund.

stock.adobe.com/Andreas Prott

ℹ Sixt vorgestellt
Die Sixt SE ist ein familiengeführter Konzern mit Sitz in Pullach im Isartal, der sich in den Bereichen Autovermietung, Carsharing und Fahrdienstvermittlung betätigt. Als größter Mobilitätsdienstleister Europas hat das Unternehmen im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Umsatz in Höhe von mehr als 3 Milliarden € erzielt und beschäftigt über 7.500 Mitarbeiter weltweit. Derzeit erreicht die Gesellschaft eine Marktkapitalisierung von 4,6 Milliarden €.

Aktie handelt ex Dividende

Am Mittwoch handelt die Aktie ex Dividende, wodurch der Kurs deutlich gedrückt wird. Der Ärger der Anleger dürfte sich entsprechend in Grenzen halten. Schließlich erhalten sie für das vergangene Geschäftsjahr eine satte Gewinnbeteiligung. Diese setzt sich zusammen aus einer normalen Dividende in Höhe von 4,11 € je Stammaktie bzw. 4,11 € je Vorzugsaktie und einer Sonderdividende in Höhe von 2,00 € je Stamm- und Vorzugsaktie.

2022 war für Sixt das zweite Rekordjahr in Folge. Während die Erlöse um 34,3% auf knapp 3,07 Milliarden € stiegen, erreichte das Konzernergebnis vor Steuern (EBT) als zentrale Ertragsgröße mit einem Plus von 24,4% einen neuen Bestwert von 550,2 Millionen €. Mit einer EBT-Rendite von 17,9% wurde die grundsätzlich vom Unternehmen angestrebte Rendite von 10% um Längen übertroffen.

Das Rekordergebnis kann nicht gehalten werden

Für das laufende Geschäftsjahr haben die Bayern einen weiteren erheblichen Anstieg des Konzernumsatzes und ein EBT in einer Größenordnung von 430 bis 550 Millionen € angekündigt. Selbst am oberen Ende der Prognosespanne würde das Vorsteuerergebnis damit unter dem Rekordwert von 2022 liegen, das mittlere Prognoseziel läge mit 490 Millionen € um fast 11% unter dem Wert von 2022.

Damit müssten sich Anleger wohl auch auf eine deutlich schwächere EBT-Marge einstellen. Das ist schon bei den Zahlen zum ersten Quartal sichtbar geworden. Während der Konzernumsatz dank eines starken Nordamerika- und Deutschland-Geschäfts um 19,7% auf 695,1 Millionen € zulegte und einen neuen Rekordwert für ein Eröffnungsquartal erreichte, brach das Vorsteuerergebnis (EBT) von 93,5 auf 33,3 Millionen € ein. Die EBT-Marge sank damit auf einen Wert von 4,79%. Im vergangenen Jahr lag diese noch bei über 16%.

Auch wenn das Unternehmen darauf verwies, dass das erste Quartal für gewöhnlich den geringsten Ergebnisbeitrag stiftet, ist diese Entwicklung doch kritisch zu beäugen. Das Ergebnis verpasste den Analystenkonsens, lag aber im Rahmen des eigenen, breit gefassten Zielkorridors von 20 bis 40 Millionen €.

Der Vorstand beruft sich auf eine höhere Kostenbasis

Das Management begründete den starken Rückgang mit einer gegenüber dem Vorjahresquartal höheren Kostenbasis aufgrund von Perioden- und Sondereffekten. So seien die operativen Kosten für Personal und Flotte im vergangenen Jahr noch deutlich niedriger gewesen, zudem hätten sich Effekte aus Inflation und Wachstumsinvestitionen erst nach und nach im Jahresverlauf gezeigt. Insofern müssten die Effekte bei den kommenden Bilanzen weniger stark ins Gewicht fallen.

An den bisherigen Jahreszielen hat der Vorstand nicht gerüttelt. So wird weiterhin ein Vorsteuerergebnis von 430 bis 450 Millionen € angepeilt. Daran wird sich das Unternehmen dann auch messen lassen müssen. Ich persönlich halte die Ziele zum jetzigen Zeitpunkt doch für sehr ambitioniert und rechne eher mit einer EBT-Marge im Bereich von 10%, was ja auch das eigens verordnete durchschnittliche Ziel ist.

Sofern die Umsätze im gesamten Jahr mit dem Tempo des ersten Quartals zulegen, müsste das Vorsteuerergebnis einen Wert von 367 Millionen € erreichen, damit die Marge ein Niveau von 10% erreicht.

Punkten konnte Sixt dagegen beim Ausbau der Flotte. Aufgrund der Entspannung der internationalen Lieferketten wurde der durchschnittliche Bestand auf ein Rekordniveau von 149.000 Einheiten ausgeweitet. Das entspricht einem Plus von 19% zum Vorjahr und einem Plus von 15% zum Vor-Corona-Niveau von 2019. Dabei nahm das Unternehmen vor allem Premium-Wagen in seinen Flottenbestand auf, für die noch höhere Preise verlangt werden dürften.

Jetzt beginnt die heiße Phase

Das Sixt-Management setzt auf eine anhaltend gute Nachfrage in der für das Unternehmen so wichtigen Sommer- und Feriensaison bei einer gleichzeitig besseren Verfügbarkeit von Mietwagen. Hoffnung bereitet die positive Buchungslage bei Fluggesellschaften und Hotels, wie Finanzchef Kai Andrejewski im Rahmen der Quartalsbilanz erklärte.

Ich gehe ebenfalls davon aus, dass die Umsätze weiter dynamisch wachsen werden, etwas Kopfzerbrechen bereitet mir dagegen die Entwicklung bei der für das Unternehmen zentralen Ertragsgröße EBT und damit auch der Gewinnmarge. Das könnte sich für den Aktienkurs im weiteren Jahresverlauf als Belastung herausstellen.

Fazit: Gehört die Sixt-Aktie ins Depot?

Langfristig bin ich für den Mobilitätsdienstleister aber durchaus positiv gestimmt. Das Unternehmen ist in Europa und im wichtigsten Autovermietmarkt USA bestens positioniert, investiert in weiteres Wachstum und kommt beim Umstieg auf Elektromobilität gut voran. Bis 2030 soll die Europaflotte zu 70 bis 90% elektrifiziert sein. Hierzu wurde im vergangenen Herbst ein Deal mit dem chinesischen Marktführer BYD ausgehandelt, der bis 2028 die Lieferung von mehr als 100.000 E-Autos vorsieht.

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