Salzgitter-Aktie: Besteht hier weiterer Korrekturbedarf?

Kluge Finanzierung

Die Aktie des Stahlkonzerns Salzgitter erlebte seit September einen starken Anstieg, in der Spitze bis zu rund 34 €. Mittlerweile korrigierte der Kurs wieder und steht am Mittwoch aktuell bei 30,20 €. Lohnt sich hier noch ein Einstieg?

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Förderung der europäischen Stahlhersteller

Europa ist ein wichtiger Absatzmarkt für billigen Stahl von ausländischen Herstellern, insbesondere aus China. Nachdem die USA deutlich Zölle erhoben, kommt mehr Stahl in die EU. Dies will die EU zukünftig stärker regulieren.

Wenn die bestehenden Kontingente überschritten werden, sollen auf den zusätzlich importierten Stahl Zölle von 50% anfallen. Dies wäre ein wichtiger Schritt, um die europäische Stahlindustrie zu fördern.

Der deutsche Finanzminister Klingbeil will die deutsche Stahlindustrie ebenfalls schützen. So soll der Stahl für die deutsche Infrastruktur und die deutsche Aufrüstung aus den Sondervermögen von den einheimischen Stahlproduzenten kommen.

Von diesen Vorschlägen würde auch Salzgitter profitieren.

Abbau der Beteiligung an Aurubis

Der Stahlkonzern begibt eine Anleihe über 500 Millionen €, die verbunden ist mit dem Recht auf den Bezug von Aktien von Aurubis. Salzgitter ist mit 29,99% der größte Aktionär an dem Hamburger Recyclingunternehmen.

Die Schuldverschreibung läuft bis 2032; der Bezugskurs der Aurubis-Aktie liegt bei 145,80 €. Der Erlös dient der Finanzierung der allgemeinen Geschäftstätigkeit, der Umstellung der Produktion auf grünen Wasserstoff sowie der Restrukturierung des Konzerns.

Ertrag eingebrochen

Wie aus dem Halbjahresbericht vom 11. August ersichtlich ist, ist der Ertrag deutlich gesunken. Das operative EBITDA reduzierte sich gegenüber dem Vorjahr von 233 auf 116 Millionen €. Unterm Strich erhöhte sich der Verlust von 18,6 auf 88,9 Millionen €.

Neben einem um 10% gesunkenen Umsatz auf 4,7 Milliarden € machen dem Konzern die gestiegenen Energiekosten zu schaffen. Es wurde ein Restrukturierungsprogramm eingeleitet. Der Bericht zum dritten Quartal wird zeigen, ob die Maßnahmen bereits greifen.

Was bedeutet das für die Aktie?

In dem letzten Kursanstieg ist viel Euphorie eingepreist. Hier machten sich die Absichtserklärungen der EU und der deutschen Regierung bemerkbar. Es bleibt abzuwarten, wie die Zölle letztendlich ausfallen.

Die mit dem Bezugsrecht der Aurubis versehene Schuldverschreibung zeigt, dass der Stahlkonzern seine Beteiligung reduzieren will. Ein Grund hierfür könnte der starke Kursanstieg von Aurubis sein. Insgesamt ist es ein kluger Schachzug.

Meiner Meinung nach besitzt die Aktie vorerst kein Potenzial, vielmehr erwarte ich eine weitere Korrektur. Den fairen Wert sehe ich bei 25 €. Die hohe Volatilität dürfte auch zukünftig bestehen bleiben.

Die Analysten sind sehr unterschiedlicher Meinung. Die Baader Bank mit ihrem Zielkurs von 45 € sowie Metzler mit 39 € halten die Aktie für unterbewertet. JP Morgan mit 16,10 € und die Deutsche Bank mit 21 € halten die Aktie für deutlich überbewertet.

Mein Fazit: Das jetzige Kursniveau eignet sich nicht für einen Einstieg.

3 europäische Top-Aktien

Ergänzend sei hier erwähnt: Die aktuelle Phase der Marktumschichtung eröffnet ideale Einstiegschancen – unser exklusiver Report „Europa schlägt zurück“ stellt drei europäische Aktien mit politischem Rückenwind vor, die vom verstärkten Interesse des Smart Money definitiv profitieren werden.

ℹ️ Salzgitter in Kürze

  • Die Salzgitter AG gehört zu den führenden Stahlkonzernen in Europa und ist international tätig.
  • Neben dem klassischen Stahlgeschäft ist der Konzern breit aufgestellt und verfügt über insgesamt rund 150 Beteiligungen.
  • Der Hauptsitz befindet sich in Salzgitter, darüber hinaus zählen 204 Standorte in 35 Ländern zum Gesamtkonzern.
  • Die Aktie ist im SDAX gelistet, der Börsenwert beträgt aktuell knapp 1,7 Milliarden €.
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