Rohöl-Rätsel: Preise purzeln trotz Knappheit

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Der globale Ölmarkt ignoriert die Realität: Trotz sinkender Vorräte und Angebotsdefizit fallen die Ölpreise. Prognosen für 2025 versprechen Besserung, doch basieren diese auf fragwürdigen Annahmen. Ein Blick hinter die Kulissen offenbart brisante Widersprüche im Ölsektor.

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Der globale Ölmarkt ignoriert die Realität

Der stetige Abbau der globalen Ölvorräte in diesem Jahr findet in den Ölpreisen keine Beachtung. Das ist brisant, da es kein nennenswertes Wachstum der weltweiten Versorgung mit flüssigen Brennstoffen gab. Der Abbau der Lagerbestände kann aktuell die Versorgungsengpässe eine Zeit lang ausgleichen, doch rückläufige Vorräte bei zugleich niedrigen Preisen sind in Rohstoffmärkten keine gute Kombination, wenn es darum geht künftige Defizite zu vermeiden.

Die EIA (US-Energieministerium) prognostiziert für das kommende Jahr eine Flut von neuen Angebotszuwächsen, die das anhaltende Nachfragewachstum decken und das derzeitige Angebotsdefizit in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres in einen Angebotsüberschuss verwandeln sollen. Dies ist das Hauptargument, das für das rückläufige Ölpreisszenario spricht. Sollte dieses Szenario nicht eintreten und das Angebotsdefizit bis 2025 bestehen bleiben, wird der Ölpreis mit hoher Wahrscheinlichkeit und dann sprunghaft in die Höhe schnellen.

Die EIA-Prognose belegt, dass das gesamte Jahr 2024 über die globalen Ölvorräte abgebaut wurden. Einzig die Erwartung eines Lagerbestandsaufbaus im fernen 2025 hält das aktuelle Ölpreisbild zusammen. Da steckt allerdings viel Fantasie drin seitens der EIA. Quelle: EIA

Nun ist die Frage wie es weitergeht: Das Szenario der EIA impliziert, dass eine aggressivere Förderung für die Einführung von Elektrofahrzeugen, die Verwendung von Flüssiggas im Schwerlastverkehr anstelle von Diesel usw. geschehen muss. Alternativ würde die EIA-Prognose auch eine deutliche Reduktion der Nachfrage implizieren, die dann allerdings auf einen massiven Rückgang des globalen Wirtschaftswachstums hindeuten würde.

Mit anderen Worten: Die EIA sieht entweder rabenschwarz für die globale (und damit auch für die US-) Konjunktur. Oder sie prognostiziert einen extremen Anstieg der Investitionen in Elektrofahrzeuge – vor allem in den USA. Ansonsten lässt sich nicht rechtfertigen, weshalb sich die diesjährige Angebotsverknappung mit dem aktuellen Abbau der Ölvorräte urplötzlich in eine Angebotsschwemme in 2025 verwandeln soll.

DIE REALITÄT: WIR HABEN AKTUELL EIN ANGEBOTSDEFIZIT IM ÖLMARKT

Die einzige Tatsache, über die sich alle drei wichtigen Institutionen im Ölmarkt (EIA, IEA und OPEC+) einig sind, ist, dass wir im laufenden Jahr ein Angebotsdefizit haben. Denn dieses IST eine Tatsache.

Die niedrigste Prognose für die Angebotslücke ist derzeit die der IEA, die von weniger als 1 mb/d ausgeht. Es bedürfte allerdings auch hier der optimistischsten Schätzungen des Angebotswachstums sowie eines stagnierenden Nachfragewachstums im nächsten Jahr, um diese Lücke in 2025 zu schließen.

Obwohl sich alle drei Institutionen einig sind, dass wir aktuell ein Angebotsdefizit im Ölmarkt haben, sind die Rohölpreise ungeachtet der Uneinigkeit über das tatsächliche Ausmaß im bisherigen Jahresverlauf um über 18 % gesunken.

Der Markt scheint sich also nur auf die Prognosen für das nächste Jahr zu konzentrieren und dabei vor allem auf die pessimistischeren Varianten. Allerdings täte Mr. Market gut daran, die wachsende Kluft zwischen den drei Institutionen sowie einige fragwürdige Details nicht zu ignorieren. Denn irgendwann muss man die harten Fakten einpreisen, ungeachtet dessen, was Institutionen prognostizieren -  und dann müsste es zu einem Ölpreisanstieg kommen.

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