Rio Tinto: Darum kann die Aktie bis 2030 massiv zulegen

Investitionen zahlen sich aus
Redaktion

Rio Tinto gehört zu den führenden Unternehmen der globalen Bergbauindustrie und hat in den vergangenen Jahren umfassend in seine Produktionskapazitäten investiert. Trotz schwacher Kursentwicklung seit 2021 und einer klaren Unterperformance im Vergleich zum S&P 500 zeichnet sich nun ein nachhaltiger Wandel ab – sowohl im Hinblick auf die Kapitalrendite als auch auf die Dividendenentwicklung.

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Seit 2021 konnte die Aktie von Rio Tinto den Aktionären keinen nennenswerten Kursgewinn bescheren und blieb deutlich hinter der Entwicklung des S&P 500 zurück. Selbst unter Einbezug der attraktiven Dividendenzahlungen blieb die Performance hinter den Erwartungen zurück. Doch der jüngste Produktionsbericht deutet auf eine deutliche Trendwende hin.

Die massiven Investitionen der vergangenen Jahre, insbesondere im Bereich Kupfer und Aluminium, beginnen sich nun spürbar auszuzahlen. Bis 2030 wird mit weiteren positiven Entwicklungen gerechnet. Angesichts dieser Perspektiven erscheint die Aktie sowohl hinsichtlich der Dividendenrendite als auch des Kurswachstums als attraktive Investitionsmöglichkeit.

Die Bewertung liegt aktuell beim 11-fachen des Gewinns, ein Wert, der mit zunehmender operativer Ertragskraft voraussichtlich weiter sinken wird. Das macht die Aktie interessant.

Schwergewicht der Branche

Rio Tinto zählt zu den Schwergewichten der globalen Rohstoffbranche – vergleichbar mit Konzernen wie Vale oder BHP – und bietet Investoren einen direkten Zugang zu Schlüsselmetallen wie Eisenerz, Aluminium und Kupfer. Der Konzern erzielt den Großteil seiner Umsätze aus diesen drei Segmenten.

Das traditionsreiche Kerngeschäft von Rio Tinto basiert auf den Bereichen Eisenerz, Aluminium und Kupfer. Ein weiteres, kleineres Segment umfasst mineralische Rohstoffe wie Lithium, Borate, Dioxide, Gold und Diamanten. Dieses trug zuletzt etwa fünf Prozent zum operativen Cashflow bei.

Im vergangenen Geschäftsjahr belief sich der Gesamtumsatz auf rund 54 Milliarden US-Dollar. Davon entfielen 57 Prozent auf Eisenerz, 24 Prozent auf Aluminium, neun Prozent auf Kupfer und zehn Prozent auf andere Mineralien sowie Dienstleistungen. Die Profitabilität innerhalb der Segmente schwankt stark. Im ersten Halbjahr 2025 sank der Anteil des Eisenerzgeschäfts am operativen Cashflow um 17 Prozentpunkte, während Aluminium dank höherer Preise von 13 auf 23 Prozent zulegen konnte. Auch Kupfer gewann an Bedeutung – vor allem aufgrund gestiegener Produktionsmengen – und erreichte einen Anteil von 19 Prozent, nach zuvor 13 Prozent.

Umsatzverteilung und Abhängigkeit von China

Ein erheblicher Teil der Umsätze wird in China erwirtschaftet, das mit einem Anteil von 50 bis 60 Prozent mit Abstand der größte Abnehmer ist. Die USA folgen mit rund 17 Prozent. Weitere Regionen wie Japan, Europa oder andere asiatische Länder machen jeweils nicht mehr als sieben Prozent aus. Damit ist Rio Tinto stark vom chinesischen Wirtschaftswachstum und insbesondere von staatlich geförderten Infrastrukturmaßnahmen abhängig.

Zukunftsprojekte und Wachstumsperspektiven

Rio Tinto hat in den vergangenen Jahren erhebliche Mittel in strategisch wichtige Projekte investiert, um seine Produktionsbasis zu erweitern und sich besser für die Zukunft aufzustellen.

Im Eisenerzbereich ist insbesondere das Simandou-Projekt in Guinea hervorzuheben, das als potenzieller Wendepunkt im globalen Markt gilt. Der dort geförderte hochwertige Erzgehalt erfordert weniger Energie und reduziert CO₂-Emissionen bei der Stahlproduktion. Das Projekt soll 2026 mit zehn Millionen Tonnen starten und ab 2028 jährlich rund 60 Millionen Tonnen fördern. Damit könnte der Gesamtoutput im Eisenerzbereich um etwa 20 Prozent steigen. Bei stabilen Preisen entspräche dies einem potenziellen Mehrertrag von rund sieben Milliarden US-Dollar.

Im Aluminiumsegment investiert das Unternehmen 1,1 Milliarden US-Dollar in die Erweiterung des AP60-Schmelzwerks, das auf emissionsarme Technologien setzt. Der Produktionszuwachs fällt mit 160.000 Tonnen zwar moderat aus, bietet jedoch die Möglichkeit, diese Technologie bei Bedarf massiv auszuweiten – insbesondere bei verschärften ESG-Anforderungen.

Ein weiterer Wachstumstreiber ist das Kupferprojekt Oyu Tolgoi in der Mongolei. Dieses könnte die Produktion zunächst um 330.000 Tonnen steigern und bis 2028 auf eine Million Tonnen anwachsen – was etwa der Hälfte des Ausstoßes eines auf Kupfer spezialisierten Unternehmens wie Freeport-McMoRan entspricht. Daraus ergibt sich ein potenzieller Gewinnzuwachs von rund einer Milliarde US-Dollar jährlich.

Positionierung im Lithium-Markt

Mit der Übernahme von Arcadium Lithium positioniert sich Rio Tinto zudem strategisch im Lithium-Markt. Der Ausbau des Rincon-Projekts in Argentinien könnte ab 2028 jährlich bis zu 200.000 Tonnen Lithiumäquivalent liefern und Rio Tinto in die Nähe des derzeitigen Marktführers Albemarle bringen. Bei heutigen Preisen wäre ein Gewinnbeitrag von 600 Millionen US-Dollar realistisch – bei steigenden Preisen sogar bis zu einer Milliarde. Die Finanzierung erfolgte über eine Anleiheemission in Höhe von neun Milliarden US-Dollar, wodurch sich die Nettoverschuldung auf 14,3 Milliarden erhöhte. Im Verhältnis zum EBITDA von 18 Milliarden US-Dollar bleibt die Verschuldung jedoch auf einem vertretbaren Niveau.

Aktueller Produktionsbericht

Im jüngsten Bericht bestätigte sich die positive Entwicklung. Der Eisenerzpreis erholte sich deutlich auf 108 US-Dollar pro Tonne, getrieben durch gestiegene chinesische Importe. Die Produktionsmenge blieb stabil. Aluminium verzeichnete ein moderates Preisplus und einen Produktionszuwachs von 7 bis 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, unterstützt durch weltweit niedrige Lagerbestände. Die Unternehmensprognose wurde dementsprechend angehoben.

Kupfer legte ebenfalls um zehn Prozent zu, insbesondere dank Oyu Tolgoi. Die Wartungsarbeiten in Kennecott wirkten dabei leicht gegenläufig. Insgesamt zeigt sich eine solide operative Umsetzung.

Dividendenpolitik und Aktionärsrendite

Trotz des gestiegenen Schuldenstands bleibt die Dividendenpolitik stabil. Das Unternehmen strebt weiterhin eine Ausschüttungsquote von rund 65 Prozent an, was einer Dividendenrendite von über fünf Prozent entspricht – in Einklang mit den Vorjahren. Die Investitionen sind gut planbar, sodass größere Kürzungen unwahrscheinlich erscheinen.

Bewertung und Prognose

Die Bewertung der Aktie erscheint derzeit fair. Der zukünftige Wertzuwachs dürfte hauptsächlich durch erfolgreiche Projektumsetzungen getrieben werden. Bei einem erwarteten Gewinn von elf Milliarden US-Dollar im Jahr 2026 – unter der Annahme eines Eisenerzpreises von über 100 US-Dollar pro Tonne – könnten weitere 2,3 Milliarden bis 2028 durch den Hochlauf der Projekte in Guinea, der Aluminiumproduktion und der Kupferförderung hinzukommen. Ein zusätzlicher Ertrag von 600 Millionen US-Dollar aus dem Lithiumprojekt in Argentinien wäre bis 2029 realistisch.

Unter konservativen Annahmen mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 12 – leicht unter dem aktuellen Niveau – ergibt sich ein jährliches Wachstumspotenzial (CAGR) von 14 Prozent bis 2029 bzw. elf Prozent bis 2030. Dividenden sind hierbei noch nicht eingerechnet. Sinkende Investitionen ab 2028 könnten die freien Mittel zusätzlich erhöhen.

Risikofaktoren

Die geografische Diversifikation bringt politische Risiken mit sich. In Ländern wie Guinea, Argentinien oder der Mongolei könnten politische Veränderungen die Projektumsetzung verzögern oder verteuern. Zudem bleibt die Abhängigkeit von Chinas Infrastrukturmaßnahmen ein zentraler Risikofaktor. Auch ein Führungswechsel im Management könnte strategische Änderungen mit sich bringen, die das bisherige Investitionsmodell beeinträchtigen.

Fazit

Rio Tinto ist ein solides Investment für breit aufgestellte Anleger, die auf substanzielle Rohstoffwerte setzen möchten. Mit zukunftsweisenden Projekten wie Oyu Tolgoi, Simandou und Arcadium ist das Unternehmen strategisch gut positioniert. Trotz gewisser politischer und marktspezifischer Risiken erscheint die Aktie aktuell unterbewertet. Eine frühzeitige Positionierung könnte sich langfristig sowohl durch Kursgewinne als auch durch attraktive Dividendenzahlungen auszahlen.

ℹ️ Rio Tinto in Kürze

  • Die Rio Tinto Group (WKN: 852147) ist ein britisch-australisches Bergbauunternehmen mit Doppelsitz in London und Melbourne.
  • Rio Tinto ist einer der weltgrößten Bergbaukonzerne und fördert hauptsächlich Industriemetalle wie Eisenerz, Aluminium und Kupfer.
  • Der Konzern ist in rund 35 Ländern der Welt aktiv, wobei der Großteil der Erzförderung in Australien und Kanada stattfindet.
  • An der Börse ist Rio Tinto derzeit mit rund 112 Milliarden US$ bewertet.
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