Rigel Pharmaceuticals: Korrektur als Chance
Die Aktie von Rigel Pharmaceuticals wird derzeit vom Markt deutlich unter ihrem eigentlichen Potenzial gehandelt. Trotz drei erfolgreich vermarkteter Produkte, wachsender Umsätze und außergewöhnlich hoher Margen wird das Unternehmen nach wie vor wie ein riskantes Ein-Produkt-Biotech bewertet. Dieses Missverhältnis zwischen Fundamentaldaten und Marktpreis eröffnet eine attraktive Chance für Investoren.
Rigel Pharmaceuticals ist ein Biotechnologieunternehmen, das auf die Entwicklung oraler, niedermolekularer Kinase-Inhibitoren spezialisiert ist. Diese Wirkstoffe blockieren Proteine, die wie Schalter fungieren und das Wachstum oder die Teilung von Zellen steuern. Gerät dieser Prozess außer Kontrolle, können Autoimmunerkrankungen oder bestimmte Krebsarten entstehen. Kinase-Inhibitoren setzen genau hier an, indem sie die fehlerhaften Signale gezielt unterbrechen.
Trotz bereits drei zugelassener Medikamente und Gewinnmargen, die deutlich über dem Branchendurchschnitt liegen, wird Rigel von den Kapitalmärkten nach wie vor wie ein kleines, hochriskantes Biotech-Unternehmen mit nur einem Produkt behandelt.
Kommerzialisierte Medikamente
Der erste Blockbuster des Unternehmens ist TAVALISSE, ein Medikament zur Behandlung der chronischen Immunthrombozytopenie. Diese Krankheit führt zu einem Abbau der Blutplättchen, wodurch Patienten ein stark erhöhtes Blutungsrisiko haben.
Mit REZLIDHIA zielt Rigel auf die akute myeloische Leukämie ab – eine Krebsart, die sich als besonders widerstandsfähig gegenüber Chemotherapien erweist und mit sehr geringen Überlebenschancen verbunden ist.
Das dritte Produkt, GAVRETO, richtet sich gegen eine Untergruppe von Lungen- und Schilddrüsenkarzinomen, die durch Mutationen im RET-Gen verursacht werden. Diese Krebsarten gelten als besonders therapieresistent, weshalb GAVRETO eine wichtige therapeutische Lücke schließt.
Durch die zunehmende Verbreitung von GAVRETO und die kontinuierliche Expansion von REZLIDHIA wird die Abhängigkeit von TAVALISSE Schritt für Schritt verringert.
Finanzielle Entwicklung
Rigel zeigt eine für die Branche ungewöhnlich starke finanzielle Dynamik. Im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2025 erzielte das Unternehmen Umsätze von 101,7 Millionen US-Dollar, davon 58,9 Millionen aus Produktverkäufen (+76 % gegenüber dem Vorjahr) und 42,7 Millionen aus Kooperations- und Lizenzgeschäften. Der Nettogewinn belief sich auf 59,6 Millionen US-Dollar, was einer Nettomarge von über 58 % entspricht.
Für das Gesamtjahr 2025 erwartet Rigel Umsätze zwischen 270 und 280 Millionen US-Dollar, wobei allein die Produktverkäufe mit 210 bis 220 Millionen US-Dollar prognostiziert werden. Die starke Liquiditätsbasis von über 100 Millionen US-Dollar bietet dem Unternehmen zudem eine solide Grundlage für die weitere Kommerzialisierung ohne kurzfristige Kapitalerhöhungen.
Produkt-Performance
TAVALISSE erzielte im zweiten Quartal 2025 Produktumsätze von 40,1 Millionen US-Dollar, ein Plus von 52 % gegenüber dem Vorjahr.
GAVRETO verzeichnete mit 11,8 Millionen US-Dollar einen Umsatzsprung von über 500 % – begünstigt durch den Markteintritt in den USA und den Aufbau eines spezialisierten Vertriebsteams.
REZLIDHIA lag mit 7 Millionen US-Dollar im Quartal solide im Plus (+36 %). Allerdings drücken Lizenzgebühren in Höhe von rund 15 % auf die Margen.
Die Umsatzverteilung zeigt die fortschreitende Diversifizierung: Während TAVALISSE 2023 noch über 80 % der Erlöse ausmachte, liegt der Anteil inzwischen bei knapp 70 %.
Wachstumsperspektiven und Bewertung
Rigel wird aktuell mit dem 2,8-Fachen der erwarteten Umsätze für 2025 bewertet – deutlich unter dem Branchendurchschnitt von 3,73. Würde sich die Bewertung an den Peers orientieren, ergäbe sich ein rechnerischer Aktienkurs von rund 63 US-Dollar, was mehr als einer Verdopplung entspräche.
Ein zusätzliches Potenzial liegt in der Pipeline. Besonders hervorzuheben ist R289, ein Kandidat zur Behandlung myelodysplastischer Syndrome. Auch wenn das Projekt noch in einer frühen Entwicklungsphase ist, ergibt sich selbst bei konservativen Annahmen ein signifikantes Umsatzpotenzial von bis zu 300 Millionen US-Dollar in den USA.
Risiken
Trotz der positiven Ausgangslage bestehen Risiken. Ein Großteil des Umsatzes hängt weiterhin von TAVALISSE ab. Zudem steht GAVRETO in direkter Konkurrenz zu Eli Lillys Retevnmo. Hinzu kommt die Unsicherheit über den klinischen Erfolg von R289. Darüber hinaus reagiert die Biotech-Branche erfahrungsgemäß sehr sensibel auf Marktstimmungen, was zu erheblichen Kursschwankungen führen kann.
Fazit: Kursschwäche als Einladung
Rigel Pharmaceuticals ist ein Beispiel für ein Biotechnologieunternehmen, das die oft langjährige Durststrecke der Branche erfolgreich übersprungen hat. Mit drei vermarkteten Produkten, starken Margen und einer soliden Pipeline ist die Ausgangslage klar besser, als es die derzeitige Bewertung widerspiegelt.
Während Risiken durch Wettbewerb und klinische Unsicherheiten nicht ausgeblendet werden dürfen, sprechen Diversifizierung, Cashflow-Stärke und Wachstumsperspektiven für eine Neubewertung. Rigel vereint die Innovationskraft eines klassischen Biotech-Unternehmens mit der finanziellen Stabilität eines etablierten Anbieters – und genau darin liegt die Chance für Investoren.
Wir halten die Rigel-Aktie daher insbesondere nach dem Kursrückgang der letzten Wochen zu Kursen unter 30 US-Dollar für sehr kaufenswert.