Regeneron Pharmaceuticals: Langfristig gut aufgestellt

Eylea verliert an Bedeutung
Gideon Crest

Trotz einiger Herausforderungen zeigt Regeneron Pharmaceuticals im zweiten Quartal 2025 eine beeindruckende Entwicklung. Während der Rückgang der Eylea-Umsätze weiterhin belastet, überzeugen andere Produkte durch starkes Wachstum und vielversprechende Pipeline-Fortschritte.

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Starke Quartalszahlen trotz Eylea-Schwäche

Regeneron konnte mit seinen Quartalszahlen sowohl beim Gewinn je Aktie als auch beim Umsatz die Erwartungen übertreffen. Auch wenn das Augenmedikament Eylea weiter unter Druck steht, zeigt sich, dass die Bedeutung dieses Produkts für das Gesamtgeschäft rapide abnimmt. Hauptverantwortlich dafür sind die deutlichen Rückgänge bei den Verkaufszahlen sowie externe Faktoren wie der Launch eines Biosimilars durch Amgen, verringerte Patientenzuschüsse und regulatorische Verzögerungen bei Eylea HD. Zwar gab es einen sequentiellen Anstieg der Nettoeinnahmen, doch dieser resultierte primär aus Lagerdynamiken und nicht aus tatsächlicher Nachfrage.

Der Ausblick bleibt auch hier verhalten: Die Hoffnung liegt auf einer erweiterten Zulassung von Eylea HD, deren Zeitplan jedoch durch Herstellungsprobleme bei einem externen Partner ungewiss ist. Dennoch wächst die neuere HD-Version von Eylea moderat, wenn auch nicht schnell genug, um die Verluste des ursprünglichen Produkts auszugleichen.

Dupixent bleibt der Wachstumsmotor

Vollkommen gegensätzlich präsentiert sich die Entwicklung von Dupixent. Im Verbund mit Partner Sanofi konnte das Medikament im zweiten Quartal einen Umsatz von 4,35 Milliarden US-Dollar erzielen – ein Plus von 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Insbesondere die Markteinführung zur Behandlung der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) verlief äußerst erfolgreich. Regeneron bezeichnet diese Einführung sogar als die zweitstärkste nach dem ursprünglichen Launch zur Behandlung von Neurodermitis.

Zwei weitere Indikationserweiterungen – zur Behandlung der chronischen spontanen Urtikaria und der bullösen Pemphigoid – sollen die Wachstumsdynamik von Dupixent in der zweiten Jahreshälfte weiter antreiben. Die Adressierbarkeit des US-Marktes ist inzwischen auf rund vier Millionen Patienten gestiegen. Dieser Umsatzschub hat auch die Gewinnbeteiligung im Rahmen der Antikörper-Kooperation mit Sanofi um 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesteigert.

Libtayo etabliert sich als relevanter Umsatzträger

Auch Libtayo, Regenerons Onkologieprodukt, entwickelte sich im zweiten Quartal sehr positiv. Mit einem globalen Umsatzanstieg von 25 Prozent auf 377 Millionen US-Dollar zeigt sich die Relevanz der Entscheidung, die weltweiten Vermarktungsrechte von Sanofi zurückzuerwerben. Zwar trug ein einmaliger Lageraufbau in den USA in Höhe von 20 Millionen Dollar temporär zum Ergebnis bei, doch langfristig reflektieren die Zahlen die solide Nachfrage.

Weitere Indikationserweiterungen sind bereits in der Pipeline. So wurde Lynozyfic in den USA und Europa zur Behandlung des rezidivierten oder refraktären multiplen Myeloms zugelassen. Für Libtayo wurde ein Antrag auf eine erweiterte Zulassung bei Hautkrebs eingereicht, mit einer Entscheidung im Oktober. Auch bei Eylea HD und dem Antikörper Odronextamab werden Fortschritte erwartet – letztere unterliegen allerdings den gleichen herstellungstechnischen Verzögerungen wie Eylea HD.

Obesitas: Der unterschätzte Zukunftsmarkt

Ein vielversprechendes, bislang jedoch wenig beachtetes Feld in Regenerons Pipeline ist die Adipositas-Forschung. Das Unternehmen präsentierte Daten zur muskelerhaltenden Wirkung des Anti-Myostatin-Antikörpers Trevogrumab in Kombination mit Semaglutid von Novo Nordisk. Zwar bleiben die ersten Ergebnisse hinter den Erwartungen zurück – insbesondere im Vergleich zu Eli Lillys Bimagrumab – doch gibt es auch hier Potenzial für Verbesserung durch längere Studienzeiträume.

Ein strategisch wichtiger Schritt ist die Einlizenzierung eines dualen GLP-1/GIP-Agonisten (Olatorapatid) von Hansoh Pharma aus China. Dieser Wirkstoff bietet die Möglichkeit, sowohl als Monotherapie als auch in Kombination mit Regenerons weiteren kardiometabolischen Kandidaten eingesetzt zu werden. Damit sichert sich das Unternehmen frühzeitig Zugang zu einem Wachstumsmarkt, der in den 2030er-Jahren erhebliches Potenzial verspricht.

Weitere Pipeline-Meilensteine in Sicht

Im Hinblick auf die Pipeline gab es keine Neuigkeiten zu Itepekimab nach den enttäuschenden COPD-Daten. Zwei entscheidende Studienergebnisse werden jedoch in der zweiten Jahreshälfte erwartet: zum einen die Phase-3-Daten von Fianlimab zur Behandlung von metastasierendem Melanom, zum anderen die Daten zur Kombination Pozelimab und Cemdisiran bei generalisierter Myasthenia gravis.

Während das Fianlimab-Ergebnis zeitlich noch ungewiss ist, zeigen sich viele Beobachter optimistisch in Bezug auf die Kombination Pozelimab/Cemdisiran. Diese könnte gegenüber bestehenden Therapien wie Soliris oder Ultomiris Vorteile hinsichtlich Wirksamkeit und Anwendungsfreundlichkeit bieten.

Fazit: Regeneron bleibt langfristig attraktiv

Trotz des Rückgangs bei Eylea konnte Regeneron im zweiten Quartal ein solides Umsatzwachstum erzielen. Der Erfolg von Dupixent, die wachsende Bedeutung von Libtayo sowie zahlreiche neue Produkte und Indikationserweiterungen sorgen für eine zunehmende Diversifizierung der Erlösquellen.

Besonders erfreulich ist der Einstieg in den Bereich Adipositas, der ab den 2030er-Jahren zu einem wesentlichen Wachstumstreiber avancieren könnte. Angesichts solider Finanzen, einer vollen Pipeline und wachsender Umsatzträger jenseits von Eylea bleibt der langfristige Ausblick positiv. Eine Fokussierung auf aktuelle Herausforderungen dürfte den positiven Gesamtausblick daher zu Unrecht überschatten.

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