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Qualcomm: Von Apple geadelt

17.04.19 / 19:56

Wie ich am vergangenen Wochenende erfahren habe, hat der berühmt-berüchtigte ehemalige Hedgefondsmanager Florian Homm die Aktie von Qualcomm (WKN: 883121) in seinem Börsenbrief als Shortkandidaten vorgestellt. Obwohl ich bis heute nicht weiß, ob man Herrn Homm seine angebliche Läuterung wirklich abnehmen kann, mag ich ihn. Denn als ehemaliger Hedgefondsmanager und Milliardär weiß er wovon er spricht – und er spricht Klartext!

Allerdings konnte ich diesen Short nicht nachvollziehen. Denn aus meiner Sicht war und ist Qualcomm eine der wenigen Unternehmen aus dem Chipsektor, dessen Aktie noch sehr moderat bewertet war – und selbst nach dem Kurssprung zuletzt noch immer ist. Dies lag sicherlich auch daran, dass sich der Konzern seit geraumer Zeit mit seinem wahrscheinlich größten Kunden überworfen hatte, nämlich Apple.

So gab es zuletzt sogar Berichte in den US-Finanzmedien, denen zufolge die CEOs der beiden Konzerne, Tim Cook (Apple) und Qualcomm (Steven Mollenkopf) sich nicht leiden könnten und daher ein extrem schlechtes Verhältnis zueinander hätten. Kein Geheimnis war daher auch, dass Apple schon seit längerer Zeit versucht hat sich von seinem widerspenstigen Zulieferer Qualcomm zu trennen.

Apple vs. Qualcomm – für Qualcomm geht es dabei um alles!

Auch wenn ich persönlich Tim Cook nach wie vor nicht für den bestmöglichen Apple CEO halte, kann ich seine Probleme mit Steven Mollenkopf und Qualcomm durchaus nachvollziehen. Denn Qualcomm war so aggressiv gegen Apple vorgegangen wie wohl sonst noch kein Unternehmen zuvor – und Apple hat sich in der Vergangenheit ja durchaus auch schon mit Google (Alphabet) oder Samsung gestritten. So erwirkte Qualcomm bspw. vor Gericht Verkaufsverbote für bestimmte iPhone-Modelle, weil man Apple Patentverletzungen vorwarf.

Headquarter von Qualcomm in San Diego, Kalifornien (USA)

Insbesondere in Deutschland war man damit sehr erfolgreich, zumal ein Sachverständiger im Prozess vor dem Landgericht München die Sichtweise von Qualcomm bestätigte. Konkret äußerte der Sachverständige dabei vor Gericht: „Ich wüsste nicht wie Apple diese Funktion umgesetzt haben möchte ohne Qualcomms Patente zu verletzten!“. Qualcomm war dabei allerdings aus zwei Gründen kompromisslos: Erstens gehört die Lizenzierung von Patenten zum Geschäftsmodell von Qualcomm und zweitens hatte Apple eben Qualcomm wegen dieses Geschäftsgebarens verklagt.

Einigung von Apple und Qualcomm adelt den Chiphersteller

Für Qualcomm stand damit quasi das eigene Geschäftsmodell vor Gericht – und somit in letzter Konsequenz womöglich sogar die weitere Existenz des Unternehmens auf dem Spiel. Apple dagegen wäre gerne Qualcomm ein für alle Mal los geworden. Allerdings hatte Tim Cook dabei die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Denn Qualcomm gilt als der wichtigste Zulieferer für Chips, die Smartphones 5G-fähig machen, worauf Apple bei seinem aktuellen iPhone nicht verzichten kann. Kein Wunder also, dass insbesondere Tim Cook zuletzt sein Ego zurückgestellt hat und auf Steven Mollenkopf zugegangen ist.

Am Ende stand so ein Deal, der Apple den Zugriff auf die wichtigen Chips aus dem Hause Qualcomm sichert. Im Gegenzug zahlt Apple eine nicht näher bezifferte, Summe (die sich jedoch im Milliarden US-Dollar Bereich bewegen dürfte) und beide Konzerne legen alle gerichtlichen Streitigkeiten bei. Die Vereinbarung läuft über sechs Jahre. Mit diesem Deal hat Apple quasi indirekt eingestanden, dass es ohne Qualcomm gegenwärtig noch nicht geht. Letztlich hat Apple somit Qualcomm quasi geadelt, was sicherlich der Grund für den Kurssprung der Aktie ist.

Fazit: Qualcomm an schwachen Tagen einsammeln

Wenn es ein Unternehmen auf dieser Welt gibt, ohne dessen Produkte der wertvollste börsennotierte Konzern der Welt nicht auskommt, spricht das Bände. Insofern sind die massiven Kursgewinne, die die Qualcomm Aktie im Anschluss an die Verkündung der Einigung mit Apple verzeichnete, absolut gerechtfertigt. Ich gehe daher davon aus, dass die Aktie diese Kursgewinne in den kommenden Wochen und Monaten verteidigen kann. Allerdings müssen solch massive Kursgewinne von fast +30% in wenigen Tagen durchaus ein wenig verdaut werden.

Ein Chip (Qualcomm Centriq, SoC) aus dem Hause Qualcomm

Gerade wenn es daher mal zu einem etwas schwächeren Tag am Gesamtmarkt kommt, könnte auch die Qualcomm Aktie mal ein wenig nachgeben. Aus meiner Sicht wären solch schwache Tage daher die ideale Gelegenheit, um in die Aktie einzusteigen bzw. bestehende Positionen auszubauen. Denn auf Sicht von 18 Monaten halte ich durchaus auch Kursziele im dreistelligen Bereich, also über 100,00 US-Dollar, für möglich. Geshortet hätte ich Qualcomm daher nicht – und würde es auch jetzt nicht tun!

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