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ProSiebenSat1-Aktie: Frischer Wind durch neuen CEO?

Rudolf Schneider / 29.11.22 / 12:24

Die ProSiebenSat1-Aktie (WKN: PSM777) hat sich von dem starken Einbruch seit Jahresanfang wieder deutlich erholt. Ein wesentlicher Faktor hierbei dürfte der Wechsel an der Spitze des Konzerns sein. Das Unternehmen trennte sich vorzeitig von dem bisherigen CEO Rainer Beaujean. Neuer CEO wird Bert Habets, der bisher im Aufsichtsrat war. Er hat sein Mandat zum 1. November angetreten. Der Markt blickt nach der Bekanntgabe der Geschäftszahlen jetzt gespannt auf die neue Unternehmensausrichtung.

ProSiebenSat1 Media SE gehört zu den führenden europäischen Medienkonzernen. Insgesamt gehören 15 Free- und Pay-Sender zu der Gruppe; die bekanntesten sind Pro Sieben, Sat 1 und Kabel eins. Das Kerngeschäft besteht aus werbefinanziertem Free-TV-Geschäft. Die Sender sind schwerpunktmäßig in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu empfangen. Der Konzern hat seinen Hauptsitz in Unterföhring bei München.

Aktuell notiert das Papier bei 8,70 €, seit Mitte Oktober hat es eine Kurssteigerung von rund +34% hingelegt. Dennoch beträgt der Abstand zum Kurs am Jahresanfang -38%. Die aktuelle Marktkapitalisierung liegt bei 1,97 Milliarden €.

Quartalsergebnis durch wirtschaftliches Umfeld geprägt

Als werbefinanzierter Free-TV Konzern ist man wesentlich vom Kaufverhalten der Zuschauer abhängig. Die Ukraine-Krise und die damit ausgelösten weiteren Miseren wie Inflation und schwächelnde Konjunktur führten zu einer Kaufzurückhaltung der Konsumenten. Wirtschaftsinstitute erwarten vorerst keine Besserung.

All dies hat dazu geführt, dass der Umsatz im dritten Quartal um -9% zurückging auf 920 Millionen €. Bei der Beurteilung dieser Veränderung muss man auch berücksichtigen, dass das Vorjahresquartal coronabedingt sehr stark war. Das bereinigte EBITDA reduzierte sich um -26% auf 118 Millionen €.

Das Ergebnis des Konzerns ist durch eine außerplanmäßige Abschreibung in Höhe von 312 Millionen € auf den Firmenwert im Bereich Commerce & Venture geprägt. Die NuCom Group hat sich schlechter entwickelt als erwartet, was eine Abschreibung notwendig machte.

Rückgang in den ersten neun Monaten moderater

Bedingt durch die beiden ersten Quartale ist die negative Geschäftsentwicklung in diesem Zeitraum etwas moderater ausgefallen. Der Umsatz verringerte sich um -4% auf knapp 3 Milliarden €, auch beim operativen EBITDA von 407 Millionen € fiel der Rückgang mit -13% geringer aus.

Prognose angepasst

Im Hinblick auf die bisherige Entwicklung sowie das vierte Quartal hat das Unternehmen seine Prognose bereits im Oktober angepasst. Das vierte Quartal ist traditionell das wichtigste Quartal im Geschäftsjahr.

Hier erwartet man einen Rückgang bei den Werbeerlösen von 130 Millionen €, das sind rund -17% gegenüber dem Vorjahresquartal.

Der Jahresumsatz soll jetzt bei 4,15 Milliarden € liegen, beim bereinigten EBITDA erwartet man einen Wert von 650 Millionen €.

Neuer CEO als Hoffnungsträger

Nach dem vorzeitigen Ausscheiden des bisherigen CEO Beaujean im gegenseitigen Einvernehmen erwartet der Markt jetzt eine Änderung hinsichtlich der Konzernsteuerung.

Bert Habets kennt das Unternehmen durch seine bisherige Tätigkeit im Aufsichtsrat. Er gilt zudem als ein erfahrener Unternehmenslenker. Hier bleibt abzuwarten, welche Konzernstrategie er verfolgt.

Großaktionär als Belastungsfaktor

Mit 25,01% besitzt der italienische Medienkonzern MFR MediaForEurope um Silvio Berlusconi eine Sperrminorität. Dies dürfte die neue Konzernausrichtung deutlich beeinflussen.

Es besteht auch die Gefahr, dass der Großaktionär seine Beteiligung aufstockt, und eine Übernahme anstrebt.

Aufbau der Streaming-Plattform Joyn

Pro Sieben hat im Oktober die Plattform Joyn komplett übernommen. Diese soll nun als zentrale Plattform im digitalen Bereich ausgebaut werden. Hierüber erwartet man zukünftig steigende Umsätze.

Anleger sollten vorsichtig sein

Bei der Einschätzung der Aktie spielen verschiedene Faktoren eine wichtige Rolle. Es bleibt abzuwarten, ob es dem neuen CEO gelingt, eine Unternehmensstrategie gegen den Großaktionär MFE durchzusetzen. Sollte dieser eine Übernahme anstreben, ergibt sich eine ganz neue Situation.

Die Bewertung der Analysten ist davon auch geprägt. Deren mittleres Kursziel liegt zwar bei 10,10 €, allerdings ist die Bandbreite der Einschätzungen sehr groß.

Die Credit Suisse sieht den fairen Wert bei 6,50 €, die UBS erwartet einen Kurs von 12,20 €.

Ich erwarte vorerst eine Kurskorrektur, der bisherige Kurs wurde meiner Meinung nach von dem Wechsel an der Konzernspitze getrieben. Erst wenn der neue CEO sein Konzept vorstellt, kann das Unternehmen neu bewertet werden.

Anleger sollten deshalb vorerst die Aktie meiden, das Risiko aus dem sich verschlechternden Umfeld ist derzeit zu groß.

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