Platform Group-Aktie: Unterbewerteter Übernahme-König

Nächster Deal

Der E-Commerce-Player The Platform Group prescht mit einer weiteren Übernahme vor – doch hält die Shopping-Sammelstrategie langfristig? Hinter dem jüngsten Deal steckt ein kühnes Kalkül, das nur wenige Konkurrenten kopieren können.

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Herbertz-Übernahme: Logistik-Puzzle mit Outdoor-Faktor

The Platform Group greift erneut ins Volle.

Wie das Unternehmen am Montag bekanntgab, sicherte man sich die Assets der insolventen C. Jul Herbertz GmbH. Den Angaben zufolge übernimmt der Düsseldorfer Konzern damit nicht nur Lagerkapazitäten in Gladbeck, sondern auch exklusive Vertriebsrechte für über 30 Outdoor-Marken – von Trekkingausrüstung bis Survival-Zubehör.

Interessant: Trotz Insolvenzantrags im Dezember 2024 beliefen sich Herbertz' Vertragswerte auf 4,79 Mio. €, leicht über Vorjahresniveau. TPG-Chef Dominik Benner preist die „einzigartige“ Logistiklösung des Traditionshändlers, die künftig als Türöffner für weitere Outdoor-Partner dienen soll. Doch der Deal ist gewagt: Die insolvente Firma hinterließ Corona-Kreditlasten und übervolle Lager – Ballast, den TPG nun wegoptimieren muss.

Ein klassischer Platform-Group-Zug: Schwächlinge auflesen, operative Hebel umlegen, Branchenfüße in die Tür stellen.

Akquisitions-Tsunami: Quantität vor Qualität?

Die Herbertz-Transaktion ist Teil einer ungebremsten Shopping-Tour.

Seit Jahresbeginn 2025 rollten bereits drei Deals durch: Lyra Pet (Tierbedarf), First Wire (B2B-Finanzierung) und nun Herbertz. 2024 waren es dreizehn Zukäufe – von Luxusuhren (Chronext) bis Holzmaschinen (Wehrmann). Das Spielplan bleibt gleich: Mehrheiten sichern, Cross-Selling kanalisieren, Margen stabilisieren.

Die Bilanz spricht zunächst für sich: 2024 stieg der Transaktionsumsatz um 28% auf 903 Mio. €, das bereinigte EBITDA schoss um 47% auf 33,2 Mio. € empor. Für 2025 peilt das Management fünf bis acht weitere Übernahmen an – bis Jahresende will man 30 Branchen bedienen. Doch die Gretchenfrage lautet: Wie lange hält der Badwill-Vorrat aus Insolvenzen und Notverkäufen?

Die Börse reagiert verhalten: Ein initialer 3%-Kurssprung verpuffte binnen Tagen. Anleger fürchten offenbar, dass die Margen irgendwann der Akquisitionshektik zum Opfer fallen.

Bewertungs-Paradox: Billig, aber gebremst

Rein numerisch glänzt die TPG-Aktie mit Reizwerten.

Das KGV von 7,6 (2025er Schätzung, unter Berücksichtigung des Badwill gar nur halb so hoch) liegt deutlich unter dem E-Commerce-Schnitt von 12-15. Auch das Kurs-Umsatz-Verhältnis von 1,1 wirkt vor dem Hintergrund der Cross-Selling-Potenziale fast schon schmutzig billig.

Ob die Übernahmewelle weitergeht, entscheidet der Einkaufspreis: Wie CEO Benner betont, kauft TPG Unternehmen typischerweise zum 3- bis 5-fachen EBITDA – ein Schnäppchen-Raster, das nur durch Notlagen anderer möglich ist. Solange dieser Mechanismus läuft, kann der Konzern Gewinne quasi „einkassieren“. Doch was passiert, wenn die Insolvenzwellen abebben? Erst dann würde sich zeigen, ob das organische Wachstum von zuletzt 8% ausreicht.

Das Kalkül ist klar: Mit jeder Übernahme steigt die Hebelwirkung der hauseigenen Logistikplattform – nun auch im Outdoor-Sektor.

Fazit: Zug aufreißen, aber Bremsweg checken

The Platform Group bleibt ein Unikum im E-Commerce: Statt auf Eigenwachstum setzt man auf die Kunst, zerfallende Konkurrenten einzusammeln und deren Restwert herauszupressen. Die Herbertz-Übernahme passt nahtlos in diese Strategie.

Für Anleger gilt: Die aktuelle Bewertung von 7,6x Gewinn ist im Tech-Umfeld ein No-Brainer – solange der Akquisitionsmotor brummt. Wer bereits investiert ist, sollte die Titel halten, aber die Integration neuer Zukäufe genau tracken. Neueinsteiger können zuschlagen, müssen jedoch akzeptieren, dass die TPG-Story vom Fortbestand günstiger Übernahmemöglichkeiten lebt.

Letzte Erkenntnis: Sobald Benner keine Deals mehr unter 5x EBITDA findet, wird der Wachstumsturbo abgeschaltet. Bis dahin aber rollt die Platform Group wie ein Schneepflug durch den E-Commerce-Winter – und sammelt ein, was andere verloren haben.

P.S.: Wer an der Aktie von The Platform Group interessiert ist, sollte sich auch das exklusive sharedeals-Videointerview mit CEO Dr. Dominik Benner und Vorstandsmitglied Laura Vogelsang ansehen, in dem sie mir vor wenigen Wochen spannende Einblicke in die zukünftigen Pläne und Strategien des Unternehmens gegeben haben.

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ℹ️ The Platform Group vorgestellt

  • The Platform Group AG ist ein Software-Unternehmen, welches in zahlreichen Branchen Plattformlösungen betreibt.
  • Über 12.000 Partner sind auf den Plattformen aktiv.
  • Die Umsatzprognose für 2024 liegt derzeit bei 480 bis 500 Millionen €, für 2025 bei 550 Millionen €.
  • Ursprünglich im stationären Schuhhandel gestartet, bietet die TPG ihren Partnern mittlerweile softwarebasierte Plattformlösungen, insbesondere für Händler, an, für die sich ein umfangreicher und aufwendiger eigener Online-Shop nicht lohnen würde.
  • Der Hauptsitz des Konzerns ist im Schloss Elbroich in Düsseldorf.
  • Die Aktie des Unternehmens ist an der Börse aktuell mit rund 175 Millionen € bewertet.

Interessenkonflikt: Ein Interessenkonflikt besteht darin, dass der Herausgeber für seine Berichterstattung über The Platform Group vom Unternehmen vergütet wurde.
Mitarbeiter des Herausgebers sowie der Herausgeber können selbst Aktien des besprochenen Unternehmens The Platform Group halten, diese jederzeit veräußern und dabei von erhöhter Handelsliquidität profitieren. Somit besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Der Autor hält zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Beitrags keine Aktien des besprochenen Unternehmens.

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