Pfizer übernimmt Metsera: Rückkehr in Mega-Markt
Die Fettleibigkeitstherapie gilt als einer der größten Zukunftsmärkte der Pharmaindustrie. Mit der Übernahme von Metsera positioniert sich Pfizer neu in einem Rennen, das bislang von Novo Nordisk und Eli Lilly dominiert wird.
Übernahme von Metsera
Pfizer hat bekanntgegeben, das auf Adipositas spezialisierte Biotechunternehmen Metsera für zunächst 4,9 Milliarden US-Dollar beziehungsweise 47,50 US-Dollar je Aktie zu übernehmen. Hinzu kommen mögliche erfolgsabhängige Zahlungen von bis zu 22,50 US-Dollar je Aktie. Die Metsera-Aktie ging gestern mit einem Plus von über 60% bei 53,58 US-Dollar aus dem Handel.
Die möglichen Zusatzprämien sind an drei Meilensteine gekoppelt: 5 US-Dollar je Aktie beim Start einer Phase-3-Studie der Kombination MET-097i+MET-233i, 7 US-Dollar bei US-Zulassung von MET-097i als monatliche Monotherapie sowie 10,50 US-Dollar bei Zulassung der Kombination MET-097i+MET-233i.
In der offiziellen Mitteilung hebt Pfizer hervor, dass die Übernahme umfangreiche Expertise sowie ein differenziertes Portfolio an oralen und injizierbaren Inkretionstherapien und Kombinationen bringe. Diese sollen sich durch Wirksamkeit und Sicherheit auf potenziell höchstem Niveau auszeichnen. Metsera verfüge derzeit über vier klinische Entwicklungsprogramme sowie mehrere präklinische Kandidaten, die das Ziel verfolgen, die Anzahl notwendiger Injektionen zu reduzieren und gleichzeitig die Wirksamkeit sowie Verträglichkeit zu steigern.
Wachsender Multi-Milliarden-Markt
Zu den erworbenen Kandidaten gehören MET-097i, ein wöchentlicher oder monatlicher injizierbarer GLP-1-Rezeptor-Agonist in Phase 2, sowie MET-233i, ein monatlich verabreichbarer Amylin-Analogon-Kandidat, der in Phase 1 sowohl allein als auch in Kombination mit MET-097i getestet wird. Darüber hinaus stehen zwei orale GLP-1-Kandidaten kurz vor dem Start klinischer Studien. Hinzu kommen weitere präklinische Programme, die auf hormonelle Wirkmechanismen setzen.
Das Segment der GLP-1-Medikamente hat in den letzten Jahren eine Revolution in der Adipositastherapie ausgelöst. Prominente Beispiele sind Eli Lillys Tirzepatid (Mounjaro/Zepbound) und Novo Nordisks Semaglutid (Ozempic/Wegovy). Beide Präparate ermöglichen Gewichtsverluste von über 20 Prozent innerhalb von 18 Monaten – ein Durchbruch, der lange Zeit als unerreichbar galt. Allein im zweiten Quartal 2025 erzielten diese Medikamente Umsätze in Milliardenhöhe und rangieren inzwischen unter den meistverkauften Arzneimitteln weltweit.
Pfizer hatte mit Danuglipron einen eigenen Kandidaten in der Pipeline, stellte das Programm jedoch wegen Sicherheitsbedenken ein. Damit fiel das Unternehmen hinter Lilly und Novo zurück. Mit der Übernahme von Metsera wagt Pfizer nun den Schritt nach vorn – und könnte sich vor Wettbewerbern wie Merck, AstraZeneca, AbbVie, Roche oder Amgen positionieren, die größtenteils noch in frühen Entwicklungsstadien verharren.
Hauptkandidat MET-097i im Fokus
Das fortgeschrittenste Programm ist MET-097i. Erste Daten aus einer zwölfwöchigen Studie mit 18 Patienten zeigten einen durchschnittlichen Gewichtsverlust von rund 11 Prozent. Zwar berichteten 85 Prozent der Teilnehmer über gastrointestinale Nebenwirkungen, hauptsächlich Übelkeit, doch schwerwiegende Ereignisse traten nicht auf. Besonders attraktiv ist das geplante monatliche Dosierungsschema im Vergleich zu den wöchentlichen Injektionen von Wegovy oder Zepbound. Ob die anstehende Phase-2b-Studie mit 225 Patienten den Weg in die entscheidende Phase 3 ebnet, wird in Kürze ersichtlich.
MET-233i, ebenfalls mit monatlicher Dosierung, zeigte in frühen Tests bis zu 8,4 Prozent Placebo-bereinigten Gewichtsverlust nach nur 36 Tagen. In Kombination mit MET-097i wurden ebenfalls relevante Ergebnisse erzielt, wenn auch begleitet von vermehrtem Erbrechen. Weitere Programme wie MET-034i und MET-067i adressieren zusätzliche hormonelle Rezeptoren. Bei den oralen Projekten setzt Metsera auf eine verbesserte Halbwertszeit, höhere Bioverfügbarkeit und geringeren Wirkstoffbedarf, um die Skalierbarkeit zu erhöhen.
Chancen und Risiken für Anleger
Die Übernahme eröffnet Pfizer die Möglichkeit, zum dritten großen Player in einem Markt zu werden, der bis 2031 auf über 200 Milliarden US-Dollar anwachsen könnte. Dennoch bleibt unklar, ob Metseras Kandidaten tatsächlich die strengen Wirksamkeits- und Sicherheitsanforderungen erfüllen können. Für Investoren könnten die erfolgsabhängigen Zahlungen bei erfolgreichem Studienverlauf jedoch attraktive Renditen versprechen.
Fazit: Kalkuliertes Wagnis
Ob Pfizer mit Metsera den richtigen Partner gewählt hat, wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen. Klar ist, dass der Konzern nicht tatenlos am Rand stehen konnte, während Lilly und Novo den Markt unter sich aufteilen. Mit diesem Schritt wagt Pfizer ein kalkuliertes Risiko, das sich – sollte Metseras Pipeline halten, was sie verspricht – als wegweisend erweisen könnte.
Davon unabhängig ist die Pfizer-Aktie für uns grundsätzlich eine hochattraktive Beimischung für das Dividenden-Depot. Die Dividendenrendite liegt bei aktuell über 7%; Kurse um 24 US-Dollar erscheinen zudem günstig.