Pfizer-Aktie: Gut und günstig

Niedriger Kurs, hohe Dividende
Gideon Crest

Nach einer längeren Schwächephase scheint Pfizer die Wende zu schaffen. Das Unternehmen, das stark von der Corona-Pandemie profitierte, überzeugt nun mit starken Quartalszahlen – und zeigt klare Signale einer nachhaltigen Erholung.

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Rückblick: Vom Pandemie-Gewinner zum Transformationsfall

Pfizer, einer der größten Pharmakonzerne der Welt, konnte während der COVID-19-Pandemie durch seine Impfstoffe und antiviralen Medikamente erhebliche Umsätze generieren. Doch nach dem Abklingen der Pandemie fiel es dem Unternehmen schwer, das Umsatzniveau zu halten, insbesondere im Bereich der Primärversorgung. Parallel dazu blieb auch die Kursentwicklung hinter den Erwartungen zurück. Neben dem Segment der Primärversorgung ist Pfizer auch in den Bereichen Spezialmedizin, Onkologie sowie im Innovationsbereich aktiv, wo gezielt in Biotech-Unternehmen investiert wird.

Starke Zahlen im zweiten Quartal

Das kürzlich veröffentlichte Ergebnis für das zweite Quartal hat die Erwartungen des Marktes deutlich übertroffen. Der bereinigte Gewinn je Aktie lag bei 0,78 US-Dollar und übertraf damit die Analystenschätzungen um 21 Cent. Der Umsatz belief sich auf 14,65 Milliarden US-Dollar – ein Zuwachs von 10,3 % im Vergleich zum Vorjahr, was einer positiven Überraschung von 1,12 Milliarden US-Dollar entspricht. Diese Entwicklung ist vor allem auf das fortschreitende Kostensenkungsprogramm zurückzuführen, mit dem Pfizer bis Ende 2027 insgesamt 7,2 Milliarden US-Dollar einsparen will.

Gleichzeitig hob das Unternehmen seine Prognose für das Geschäftsjahr 2025 an und erhöhte die EPS-Erwartung um 10 Cent. Dabei berücksichtigt Pfizer auch die Auswirkungen des kürzlich abgeschlossenen 3SBio-Deals sowie potenzieller Zollbelastungen. Angesichts politischer Unsicherheiten – etwa im Hinblick auf mögliche Preissenkungen für Medikamente unter einer zukünftigen Trump-Regierung – zeigt sich das Unternehmen optimistisch, dass es davon nur begrenzt betroffen sein wird.

Investitionen und Kapitalpolitik: Ein zweischneidiges Schwert

In der ersten Jahreshälfte verfolgte Pfizer eine ausgewogene Kapitalallokation: Rund 4,9 Milliarden US-Dollar wurden in Form von Dividenden an die Aktionäre ausgeschüttet, während gleichzeitig 4,7 Milliarden US-Dollar in interne Forschung und Entwicklung investiert wurden. Überraschend ist allerdings, dass das Unternehmen bislang keine Aktien zurückgekauft hat – trotz eines verbleibenden Rückkaufvolumens von 3,3 Milliarden US-Dollar. Für 2025 plant Pfizer keine Aktienrückkäufe, da es vorrangig seine Verschuldung reduzieren will. Diese Strategie ist nachvollziehbar, wenngleich man argumentieren könnte, dass angesichts der aktuell niedrigen Bewertung ein Aktienrückkauf sinnvoll wäre.

Erfolgreiche Medikamente treiben die Erholung

Ein genauer Blick auf die Quartalszahlen zeigt, dass mehrere Medikamente maßgeblich zum Erfolg beigetragen haben. Besonders positiv entwickelten sich unter anderem die Vyndaqel-Produktfamilie, Comirnaty, Paxlovid, Eliquis, Abrysvo und Padcev. Trotz der durch den Inflation Reduction Act verursachten Preisnachlässe konnten diese Medikamente starke Zuwächse verzeichnen.

Vyndaqel profitierte von einer erhöhten Diagnoserate und verzeichnete ein globales Umsatzwachstum von 21 %. Die Einnahmen aus Paxlovid stiegen um beeindruckende 95 %, unter anderem durch das Auslaufen der staatlichen Preisvereinbarung in den USA. Lorbrena wiederum erzielte ein Wachstum von 48 %, vor allem durch Marktanteilsgewinne bei der Behandlung von metastasiertem nicht-kleinzelligem Lungenkrebs.

Neuigkeiten außerhalb des Quartalsberichts

Neben den erfreulichen Quartalszahlen gab es weitere Entwicklungen. So verlor Pfizer gemeinsam mit BioNTech einen Rechtsstreit im Vereinigten Königreich gegen Moderna im Zusammenhang mit Patenten auf COVID-19-Impfstoffe. Das Unternehmen muss daher für Umsätze ab März 2022 Schadensersatz leisten.

Positiver fiel die Nachricht aus, dass die US-Gesundheitsbehörde FDA eine erweiterte Zulassung für die Kombination von Talzenna und Xtandi zur Behandlung bestimmter Formen von Prostatakrebs erteilt hat. Die Entscheidung basiert auf den Ergebnissen der TALAPRO-2-Studie, die eine Reduktion des Sterberisikos um 38 % zeigte.

Darüber hinaus hat Pfizer eine Lizenzvereinbarung mit dem chinesischen Biotech-Unternehmen 3SBio abgeschlossen. Die Vereinbarung umfasst die Kommerzialisierung eines Antikörpers, der gezielt gegen PD-1 und VEGF wirkt – zwei wichtige Zielstrukturen bei der Krebsbekämpfung. Pfizer zahlte dafür eine Vorabzahlung von 1,25 Milliarden US-Dollar sowie bis zu 8 Milliarden US-Dollar an Meilensteinzahlungen und tätigte zusätzlich eine Kapitalbeteiligung von 100 Millionen US-Dollar. Dieser Schritt passt gut zur strategischen Ausrichtung des Unternehmens, das mit dem Seagen-Deal bereits klar gemacht hat, dass Onkologie ein zentrales Wachstumsfeld darstellt.

Attraktive Bewertung trotz Kursschwäche

Trotz der jüngsten Kursentwicklung bleibt Pfizer im Branchenvergleich äußerst attraktiv bewertet. Laut Analyse-Tools erhält Pfizer ein „A“ für seine Bewertungskennzahlen. Mit einem bereinigten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 7,32 liegt das Unternehmen deutlich unter dem Branchendurchschnitt. Auch der EV/EBITDA-Wert von 10,88 ist über 40 % niedriger als der Median der Branche. Die Free-Cashflow-Rendite liegt bei soliden 8,6 % – ein Wert, der durch die starken Quartalszahlen weiter gestützt wird.

Die Bruttomarge konnte in den letzten beiden Quartalen auf 79,3 % bzw. 74,2 % gesteigert werden – ein Erfolg, der ebenfalls dem Sparprogramm zuzuschreiben ist. Auch die Nettomarge hat sich deutlich verbessert und liegt aktuell bei 16,84 %, verglichen mit 12,65 % im Jahr 2024.

Dividende bleibt sicher – und hoch

Ein weiteres positives Signal für Anleger: Die Dividende bleibt stabil bei 0,43 US-Dollar pro Aktie. Bei den derzeitigen Kursen ergibt sich daraus eine Dividendenrendite von beachtlichen 7,28 %. Trotz Kursrückgang seit Juni beweist Pfizer damit, dass die Dividende sicher ist – und der Weg in eine stabilere Zukunft eingeschlagen wurde.

Fazit: Pfizer ist zurück – und unterbewertet

Pfizer zeigt klare Zeichen der Erholung. Die operative Entwicklung stimmt, das Portfolio performt und das Management zeigt eine ausgewogene Strategie zwischen Kostensenkung, Investition und Dividendenpolitik. Angesichts der aktuellen Bewertung und der deutlichen Fortschritte im operativen Geschäft halte ich Pfizer für ein klar unterbewertetes Unternehmen mit starkem Potenzial. Daher lautet mein Urteil: Stark kaufen.

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