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Paragon-Aktie: Ist das Schlimmste überstanden?

Rudolf Schneider / 22.08.23 / 13:02

Die Geschichte des Automobilzulieferers Paragon ist sehr bewegt, mit großen negativen Auswirkungen auf die Aktie (WKN: 555869). Nach einem rasanten Aufstieg im Jahr 2017 auf 93 € krachte der Nebenwert ebenso schnell wieder abwärts und bewegte sich lange in einer Range zwischen 4 und 5 €. Zuletzt kam jedoch wieder Schwung rein: Die Veröffentlichung der Halbjahreszahlen am 21. August führte zu einem Sprung von knapp +9% auf aktuell 6 €. Der Beginn einer neuen Wachstumsphase?

paragon.ag | Paragon-Firmenzentrale in Delbrück

ℹ️ Paragon vorgestellt

Die Paragon GmbH & Co. KGaA ist ein Zulieferer der Autoindustrie und nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Software-Schmiede. Zu den Schwerpunkten gehören Produkte für die Lüftungssysteme sowie der Anzeigentechnologie im Cockpit. Neben dem Hauptsitz im nordrhein-westfälischen Delbrück unterhält der Autozulieferer Produktionsstandorte in Deutschland und in China und Indien. Die Unternehmensbewertung liegt bei knapp 27,2 Millionen €.

Finanzsituation verbessert

Lange Zeit litt die Paragon GmbH unter den hohen Verbindlichkeiten. Neben Anleihen bestanden hohe Bankschulden. Da die Rückzahlung unsicher war, bestand immer die latente Gefahr der Insolvenz.

Diese Unsicherheit ist jetzt deutlich geringer. So hat das Unternehmen seine Tochter Paragon Semvox an einen VW-Geschäftsbereich verkauft und den Verkaufserlös vollständig für eine Entschuldung eingesetzt. Neben der CHF-Anleihe sowie der Zwischenfinanzierung konnte auch die EUR-Anleihe um über 4,8 Millionen € reduziert werden.

Die Nettoschulden wurden von 121,3 Millionen € auf 60 Millionen € reduziert. Der Verschuldungsgrad (Verhältnis Fremdkapital zu Eigenkapital) liegt bei 2,6.

Halbjahreswerte deutlich verbessert

Sehr wichtig war die Frage, ob sich die positive Entwicklung des ersten Quartals im zweiten Quartal fortsetzt. Die positiven Halbjahreszahlen bestätigten nun diesen Trend.

Der Umsatz in den ersten sechs Monaten verbesserte sich um 7,3% gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 86,6 Millionen € – der beste Halbjahreswert in der Firmengeschichte. Der Wegfall der veräußerten Tochter konnte durch die restlichen Geschäftsfelder vollständig ausgeglichen werden.

Sehr gut hat sich auch die Ertragslage entwickelt: Das operative EBITDA im fortgeführten Geschäft stieg um 26% auf 8,1 Millionen. Zusammen mit dem nicht fortgeführten Geschäft sowie der Entkonsolidierung fielen weitere 7,6 Millionen € an, zusammen verbesserte sich das gesamte EBITDA um 76% auf 15,7 Millionen €.

Die Geschäftsentwicklung insgesamt ist damit als gut zu bezeichnen, was zur weiteren Stabilisierung des Unternehmens beitragen dürfte.

Die Jahresprognose wurde zudem bestätigt. Demnach erwartet der Paragon-Vorstand einen Konzernumsatz von 170 Millionen € sowie ein operatives EBITDA zwischen 20 und 25 Millionen €.

Ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, in die Paragon-Aktie einzusteigen?

Die Lage des Unternehmens hat sich mit dem Verkauf von Paragon Semvox deutlich verbessert, ebenso entwickelt sich die Ertragslage in die richtige Richtung. Allerdings sind die Delbrücker noch nicht vollständig über den Berg: Es bestehen immer noch Bilanzierungsprobleme, die für weitere Unruhe sorgen könnten. Dabei geht es um die Einbeziehung von Umsätzen der zwischenzeitlich verkauften Voltabox. Damals war Paragon Mehrheitseigner vom Batteriehersteller.

Die Geschäftsleitung des Automobilzulieferers hält die Aktie eigenen Angaben nach für völlig unterbewertet. Der Kurs spiegle den fairen Wert und die Unternehmensentwicklung demnach nicht vollständig wider. Die Einschätzung der Baader Bank mit einem Zielkurs von 17,10 € zeige hingegen das wahre Potenzial der Aktie. Um den Kurs voranzubringen, ist jetzt ein Ausbau der Investor-Relations-Aktivität geplant.

Meiner Einschätzung nach hat sich die Gefährdung von Paragon deutlich verringert. Wenn die Ertragslage weiterhin stabil bleibt und die Entschuldung konsequent fortgesetzt wird, ist zukünftig mit steigenden Kursen zu rechnen. Dennoch bin ich bis zur endgültigen Klärung der Bilanzproblematik vorsichtig und sehe ein erstes Kursziel bei 8 €.

Mein Fazit: Momentan eignet sich die Aktie eher nur für risikobewusste Anleger.

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