Ottobock-Aktie: Jetzt geht’s los!
Es geht los. Seit heute Morgen können Anleger die Ottobock-Aktie an der Börse handeln. Wie erwartet, legte der Prothesenhersteller einen starken Start hin. Die Aktie war mehrfach überzeichnet und startete ihr Börsendebüt mit Kursgewinnen. Aber sollten Anleger hier wirklich dabei sein?
Ein starker Auftakt
Aufgrund der starken Nachfragen von Investoren lag der Platzierungspreis der Ottobock-Aktie mit 66 € am oberen Ende der Spanne. Der erste Kurs an der Frankfurter Börse von 72 € bedeutete gleich ein Kursplus von fast +10%.
Es wird spannend sein, zu verfolgen, wie sich die Ottobock-Aktie am ersten Handelstag entwickeln wird. Ein hoher Ausgabepreis birgt immer das Risiko eines Kurseinbruchs. Angesichts des regen Anlegerinteresses am deutschen Medizintechnikunternehmen ist dieser allerdings eher unwahrscheinlich.
Kritik am Börsengang
Wie bereits in meiner ersten Analyse der Ottobock-Aktie im Vorfeld des Börsengangs erwähnt, wurden dabei 9,1 Millionen Aktien der Näder Holding, dem Alleineigentümer des Unternehmens, umplatziert und 1,6 Millionen neue Aktien ausgegeben. Ein Großteil des Erlöses aus dem Börsengang fließt damit in die Taschen der Eigentümer und nur ein kleiner Teil kommt dem Unternehmen selbst zugute. Das sorgte im Vorfeld des Börsengangs für Kritik.
Ebenfalls kritisiert wurde die recht ambitionierte Bewertung des Prothesenherstellers zum Börsengang. Die Unternehmensbewertung von 4,2 Milliarden € ergibt bei einem Jahresumsatz von 1,4 Milliarden € (2024) einen Umsatzmultiplikator von 3. Für ein Medizintechnikunternehmen ist das eine durchaus sportliche Bewertung, auch wenn es mit einer EBITDA-Marge von knapp über 20% recht profitabel ist.
Ein weiterer Kritikpunkt an Ottobock ist das immer noch bestehende Russlandgeschäft. Auch drei Jahre nach dem Beginn des Angriffskrieges gegen die Ukraine macht das deutsche Unternehmen immer noch (gute) Geschäfte in Russland.
Nun unterliegen Produkte aus der Medizintechnik selbstverständlich nicht den Sanktionen der Europäischen Union. Aber es wirft meiner Überzeugung nach trotzdem ein schlechtes Bild auf das Unternehmen. Auch bei Ottobock scheint das Geld über der Moral zu stehen.
Für und wider die Aktie
Wie in meiner letzten Analyse der Ottobock-Aktie rate ich Anlegern weiterhin, die Kursentwicklung in den ersten Handelstagen abzuwarten. Mir ist zum einen die Bewertung des Unternehmens etwas zu hoch und zum anderen gefällt mir der Hintergrund des Börsengangs nicht.
Ein Großteil des IPO-Erlöses fließt in die Taschen der Eigentümerholding, weil diese Geld benötigt, um Schulden zu tilgen. In meinen Augen sollten Börsengänge primär dazu dienen, die Finanzierung für die Zukunft eines Unternehmens zu sichern.
Trotzdem ist Ottobock ein typischer hochspannender Hidden Champion aus Deutschland. Mit einem Marktanteil von ca. 30% dominiert das Unternehmen den Weltmarkt für Prothetik. Auch bei der Herstellung von Rollstühlen und Exoskeletten gehört das deutschen Traditionsunternehmen zu den führenden Playern.
Der Markt für Prothetik und Orthetik könnte kaum schöner sein für Anleger. Angesichts einer stetig älter werdenden Weltbevölkerung wächst er kontinuierlich. Zudem sind die Markteintrittsbarrieren enorm hoch. Die Entwicklung und Zulassung von Medizintechnikprodukten in diesem Segment ist zeitaufwendig, kostspielig und stark reguliert. Das bedeutet, dass die Marktführerschaft von Ottobock auch in Zukunft mehr oder weniger unangetastet bleiben wird. Neue Marktteilnehmer haben auf diesem Feld praktisch keine Chance.
ℹ️ Ottobock in Kürze
- Ottobock mit Sitz im niedersächsischen Duderstadt ist ein 1919 gegründetes deutsches Orthopädietechnikunternehmen.
- Das Unternehmen ist Weltmarktführer im Bereich Prothetik und als einer der führenden Anbieter in der Orthetik, im Rollstuhlbereich sowie bei Exoskeletten.
- Mehrheitseigentümer des Unternehmens ist die Familienholding Näder, den direkten Nachfahren des Firmengründers Otto Bock.
- Ottobock ist seit Oktober 2025 an der Frankfurter Börse gelistet und ca. 4,2 Milliarden € wert.