Ørsted-Aktie: Nach dem Absturz zuschlagen?

Hohe Kursverluste

Die Aktie des dänischen Offshore-Windparkbetreibers Ørsted stürzt immer weiter in die Tiefe. Zu Wochenbeginn büßte der Kurs auf Tradegate mehr als -14% ein und fiel auf ein neues Rekordtief bei 23,34 €. Seit Jahresbeginn belaufen sich die Verluste damit schon wieder auf über -40%. Ergeben sich auf dem aktuellen Kursniveau Kaufchancen oder geht es für die Aktie weiter gen Süden?

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Eine Hiobsbotschaft jagt die nächste

Bei den Nordeuropäern wollen die negativen Nachrichten einfach nicht abreißen. Gerade einmal zwei Wochen ist es her, dass das Unternehmen eine Kapitalerhöhung über umgerechnet 9,4 Milliarden US$ angekündigt hat. Geld, das benötigt wird, um die angespannte Bilanz zu entlasten und ein weiteres Offshore-Windprojekt vor New York zu finanzieren.

Allein durch diese Kapitalmaßnahme war der Aktienkurs Mitte August um mehr als -30% eingeknickt, da die Emission stark verwässernd ist.

Nun gab es eine weitere Hiobsbotschaft. Die US-Behörde Bureau of Ocean Energy Management (BOEM) hat einen Baustopp für einen zum Großteil fertiggestellten Windpark vor der Küste von Rhode Island verhängt.

Das Projekt war zu 80% abgeschlossen, 45 von 65 Windturbinen installiert und alle Fundamente errichtet. Nun warnen sogar Analysten, dass die Entscheidung der US-Regierung den Erfolg der jüngsten Finanzierungsrunde torpedieren könnte. Offiziell begründet wurde die Blockade mit offenen Fragen aus einer laufenden Überprüfung.

Ørsted selbst reagierte zunächst zurückhaltend und erklärte, dass alle Optionen geprüft würden, um die Angelegenheit zügig zu klären. Intern dürfte der Ton ein anderer sein und die Nerven blank liegen. Über die Auswirkungen der Entscheidung will das Unternehmen den Markt sobald wie möglich informieren.

Wie geht es nun weiter?

Was bedeutet das Ganze nun für den dänischen Windkraftprojektierer? Laut dem Analysehaus Jefferies hätte der Konzern nur geringe Wertberichtigungen zu befürchten, sofern der Baustopp nach einem Monat zurückgezogen wird. Dann könnte das Projekt weitestgehend nach dem bisherigen Zeitplan fertiggestellt werden. Das wäre das Best-Case-Szenario.

Sollte die Blockade aber länger andauern, würde sich auch das Projekt entsprechend hinauszögern, was deutlich höhere Abschreibungen zur Folge hätte. Völlig fassungslos zeigte sich Sydbank-Analyst Jacob Pedersen, der erklärte, dass er in 20 Jahren als Aktienanalyst viel erlebt habe, dies aber alles übertreffe.

Analyst Pierre-Alexandre Ramondenc von AlphaValue ging sogar noch einen Schritt weiter und sprach in seinem Kommentar von einer "politischen Geiselnahme durch die US-Regierung".

Das Projekt war unter Donald Trumps Vorgänger Joe Biden im Jahr 2023 genehmigt worden und sollte nach der Fertigstellung 350.000 Haushalte in Rhode Island und Connecticut mit Strom versorgen. Trump macht jedoch keinen Hehl aus seiner Abneigung gegenüber Windenergie, die er als teuer, hässlich und unzuverlässig abtut.

So war eine seiner ersten Amtshandlungen als neuer US-Präsident eine Verfügung, mit der neue Offshore-Wind-Lizenzen augesetzt wurden, bis die Auswirkungen auf Wirtschaft und Umwelt geklärt seien.

Das ist jetzt zu tun

Klar ist: Aktien aus dem Bereich Erneuerbare Energien und insbesondere Windkraftunternehmen haben es in den USA unter der neuen Trump-Administration nicht leicht. Für Ørsted, das einen starken Fokus auf das US-Geschäft legt und einen hohen Marktanteil im Bereich Offshore-Windparks besitzt, sind das keine guten Voraussetzungen.

Auch wenn die Aktie technisch überverkauft ist, auf Rekordtiefstkursen notiert und dazu auch noch fundamental attraktiv bewertet erscheint, würde ich Anlegern davon abraten, ins fallende Messer zu greifen. Zumal jetzt auch noch Zweifel an der Weiterfinanzierung aufkommen.

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ℹ️ Ørsted in Kürze

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