Opendoor-Aktie +80%: Sind nun alle verrückt geworden?
Die jüngste Kursentwicklung der Opendoor-Aktie lässt sich kaum noch mit Superlativen beschreiben. Am Donnerstag explodierte der Kurs der Immobilienplattform um +80%. In den letzten drei Monaten ist der Aktienkurs um den unglaublichen Faktor 18 in die Höhe geschossen. Was treibt Anleger in Scharen in die Opendoor-Aktie und sollte man ihnen folgen?
Das Management wird neu aufgestellt
Auslöser der gestrigen Kursexplosion der Opendoor-Aktie war die Benennung eines neuen CEO. Kaz Nejatian, bislang Chief Operating Office beim E-Commerce-Software-Hersteller Shopify, wird in Zukunft die Geschicke der Immobilienplattform lenken. Er übernimmt das Amt von Carrie Wheeler, die aufgrund des zunehmenden Investorendrucks im Sommer ihren Hut nehmen musste.
Aber das war nicht die einzige Personalie am gestrigen Tag. Zwei weitere Personalwechsel sorgten an der Börse für Aufsehen und zugleich Begeisterung. Die beiden Mitgründer von Opendoor, Keith Rabois und Eric Wu, kehren in das Unternehmen zurück. Keith Rabois von Khosla Ventures übernimmt den Vorsitz im Verwaltungsrat und Eric Wu zieht in den Vorstand ein.
Plötzlich KI-Fantasie
Mit diesen drei Personalwechseln will sich Opendoor zukünftig als KI-Plattform-Immobilienunternehmen ausrichten. Investoren hatten zuletzt heftige Kritik am Management geübt, dass es viel zu wenig aus dem gewaltigen Datenschatz mache, den das Unternehmen über den US-Immobilienmarkt sowie seine Käufer und Verkäufer besitze.
Nejatian kündigte bei seiner Vorstellung an, das Kundenerlebnis auf der Immobilienplattform mithilfe von KI einfacher, schneller und verlässlicher zu machen. Rabois überschüttete den neuen CEO mit Vorschusslorbeeren und meinte, dass niemand das Potenzial von KI besser verstehe, um die gesamten Unternehmensprozess radikal zu ändern, wie Nejatian.
Doch das war noch nicht alles. Zur Unterstützung der Neuausrichtung von Opendoor erhält das Unternehmen frisches Kapital von Khosla Ventures und Eric Wu in Höhe von 40 Millionen US$.
Wie sehen die Zahlen aus?
Die jüngsten Quartalszahlen von Opendoor zeigen Licht und Schatten. Im zweiten Quartal konnte das Unternehmen seinen Umsatz nur um magere 4% gegenüber dem Vorjahr auf 1,6 Milliarden US$ steigern.
Aber die Ergebnisentwicklung macht Hoffnung. Der Nettoverlust verringerte sich von 92 Millionen US$ im Vorjahresquartal auf nur noch 29 Millionen US$. Das bereinigte EBITDA war im abgelaufenen Vierteljahr sogar positiv.
Für das laufende dritte Quartal sieht es aber schon wieder schlechter aus. Das Management rechnet mit einem Umsatzrückgang auf 800 bis 875 Millionen US$ und einem bereinigten EBITDA-Verlust zwischen -21 und -28 Millionen US$.
Ein exponentieller Chart
Der Kurschart der Opendoor-Aktie lässt sich nicht mehr vernünftig beschreiben und analysieren. Die Kursentwicklung des Immobilientitels ist seit Anfang Juli exponentiell. Inzwischen notiert die Aktie auf einem neuen 3-Jahreshoch.
Viel Lärm um Nichts
Ich kann den aktuellen Hype rund um die Opendoor-Aktie überhaupt nicht nachvollziehen. In meinen Augen ist und bleibt das Papier eine reine Meme-Aktie.
Das Immobilienunternehmen hat in den beiden vergangenen Jahren sage und schreibe zwei Drittel seines Umsatzes verloren und auch im laufenden Jahr deutet sich nicht unbedingt eine Umsatzsteigerung an. Für mich ein klares Zeichen, dass das Geschäftsmodell des iBuyings nicht funktioniert.
Das zeigt auch die Ergebnisentwicklung. Bis heute hat das Unternehmen nicht herausgefunden, wie es Geld verdienen kann.
Man muss zwar davon ausgehen, dass die bevorstehenden Zinssenkungen der US-Notenbank den Immobilienmarkt antreiben werden. Das dürfte meiner Einschätzung nach aber nicht reichen, um den gewaltigen Kursanstieg der Opendoor-Aktie zu rechtfertigen.
Das Unternehmen versucht dieser Tage mit Personalwechseln und viel KI-Gerede seine Investmenthypothese zu erneuern. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Wirkung in kurzer Zeit verpuffen und die Opendoor-Aktie einen grandiosen Absturz erleben wird. Wer jetzt noch in die Aktie einsteigt, geht ein gewaltiges Risiko ein.
Ergänzend dazu: Für Anleger auf der Suche nach zukunftsträchtigen Investments bietet unser exklusiver Report „3 Top-Picks“ einen exklusiven Einblick in Aktien, die von wichtigen Megatrends profitieren könnten.
ℹ️ Opendoor in Kürze
- Opendoor Technologies (WKN: A2QHR0) ist ein 2014 gegründetes Online-Immobilienunternehmen mit Sitz in San Francisco.
- Das Unternehmen ist im sogenannten „iBuying“-Immobilienmarkt tätig, dem digitalen Ankauf und Wiederverkauf von Wohnimmobilien.
- Darunter wird ein Online-Verfahren verstanden, über das Immobilienbesitzer ihre Häuser/Wohnungen Opendoor zum Kauf anbieten können. Akzeptiert Opendoor das Angebot, renoviert das Unternehmen im Anschluss die gekaufte Immobilie und bietet sie erneut zum Verkauf an.
- Aktuell hat das Immobilienunternehmen ca. 7.000 Immobilien im Bestand.
- Opendoor notiert an der US-Technologiebörse Nasdaq und ist ca. 7,7 Milliarden US$ wert.