Opendoor-Aktie: 100-Bagger oder Meme-Aktie?

Gigantische Kursexplosion

Die Kursentwicklung der Opendoor-Aktie lässt einem wirklich den Atem stocken. Der Kurs des Online-Immobilienunternehmens hat sich in den letzten zehn Handelstagen mehr als verfünffacht und auch am Donnerstagmorgen geht die Megarallye mit einem Plus von +13% im europäischen Handel weiter. Was steckt hinter der Kursexplosion? Und fallen Anleger hier auf die nächste irre Meme-Aktie herein oder ist Opendoor tatsächlich ein 100-Bagger?

stock.adobe.com/FN

Ein Hedgefonds-Manager löst einen Hype aus

Die Kursexplosion der Opendoor-Aktie ist einem Mann namens Eric Jackson geschuldet. Jackson ist kein Nobody an der Börse, sondern Gründer des Hedgefonds EMJ Capital. Noch dazu findet seine Stimme Gehör an den Märkten, da Jackson die Kursvervielfachung der Auto-Handelsplattform Carvana rechtzeitig vorhergesagt hat.

Nun sorgte der Hedgefonds-Manager mit einem Post auf der Social Media-Plattform X über Opendoor für Aufruhr in den sozialen Netzwerken. Am 14. Juli schrieb Jackson, dass sich die Immobilien-Plattform in den nächsten Jahren zu einem 100-Bagger entwickeln könne, also ein Unternehmen, deren Aktienkurs um das Hundertfache explodieren könnte.

Jacksons Optimismus gründet sich auf der quasi-monopolistischen Marktstellung von Opendoor (mehr dazu im folgenden Abschnitt) und den damit verbundenen Wachstumschancen. Zudem würdigt er die Bemühungen des Unternehmens, seine Profitabilität zu erhöhen.

Jacksons Post auf X ging viral und löste eine Welle der Begeisterung auf Diskussionsplattformen wie StockTwits und WallStreetBets aus. Die dadurch ausgelöste massive Kaufwelle der Opendoor-Aktie durch Kleinanleger löste an der Börse wiederum einen klassischen Short Squeeze aus.

Ende Juni waren über 25% der handelbaren Opendoor-Aktien leerverkauft. Short Seller mussten sich also Hals über Kopf mit Aktien eindecken.

Was macht Opendoor eigentlich?

Da Opendoor auf dem deutschen Markt ein weitgehend unbekanntes Unternehmen ist, will ich an dieser Stelle kurz ein Wort zur Geschäftstätigkeit verlieren. Opendoor ist im sogenannten iBuying-Markt aktiv, ein Markt, den es in dieser Form in Deutschland nicht gibt. Dabei handelt es sich um den digitalen Ankauf und Wiederverkauf von Wohnimmobilien.

Wie funktioniert das? Immobilienbesitzer können über die Plattform von Opendoor dem Unternehmen ihre Immobilie zum Kauf anbieten. Akzeptiert Opendoor das Angebot, wird die Immobilie im Anschluss renoviert und weiterverkauft. Im ersten Quartal des Jahres hat Opendoor ca. 3.000 Immobilien verkauft und 3.600 gekauft. Der Bestand lag zum Quartalsende bei ca. 7.000.

Der iBuying-Markt in den USA hat sich in den vergangenen Jahren massiv konsolidiert. Die beiden Player Redfin und Zillow sind nach milliardenschweren Verlusten aus dem Markt ausgestiegen. Nun ist Opendoor als Quasi-Monopolist mit einem Marktanteil von rund 90% verblieben.

Das Geschäftsmodell von Opendoor ist allerdings mit großen Risiken verbunden. Das Unternehmen kauft und renoviert Immobilien auf eigenes Risiko. Besonders in Zeiten hoher Zinsen und einer schwachen Konjunktur ist das Risiko hoch, Bestandsimmobilien gar nicht oder nicht zu den gewünschten Preisen verkauft zu bekommen.

Kein Rezept zum Geldverdienen

Ich kann dem Optimismus von Eric Jackson überhaupt nichts abgewinnen. Ein Blick auf die Zahlen zeigt, warum.

Das Geschäftsmodell des iBuyings ist extrem zyklisch. Von 2021 auf 2022 verdoppelte sich der Umsatz von Opendoor von ca. 8 auf knapp 16 Milliarden US$. In beiden darauffolgenden Jahren lösten sich fast zwei Drittel des Umsatzes wieder in Luft auf. 2024 lag er bei 5 Milliarden US$.

Über den Gewinn muss man bei Opendoor erst gar nicht sprechen. Seit dem Börsengang gelang es dem Immobilienunternehmen in keinem einzigen Jahr, ein positives Ergebnis zu erwirtschaften (nicht einmal im Boomjahr 2022). Zwar konnte Opendoor 2023 und 2024 seinen operativen Verlust deutlich reduzieren, ein Gewinn ist aber noch lange nicht in Sicht.

Hedgefonds-Manager Jackson verweist sicherlich mit einer gewissen Berechtigung auf die einzigartige Marktstellung von Opendoor. Er glaubt, dass der Umsatz bis 2029 wieder auf 12 Milliarden US$ ansteigen wird.

Mag sein, aber offenbar hat das Unternehmen bislang kein Rezept gefunden, wie es Geld verdienen kann. Opendoor ist nun seit elf Jahren auf dem Markt und seit fünf Jahren an der Börse. Ein Internet-Plattformunternehmen, das es in diesem Zeitraum nicht schafft, profitabel zu arbeiten, wird es meiner Meinung nach auch in Zukunft nicht schaffen.

Die Opendoor-Aktie ist in meinen Augen keinesfalls ein 100-Bagger, sondern einfach nur eine Meme-Aktie, die früher oder später zu Boden stürzen wird. Anleger sollten sich bei diesem Sturz nicht wehtun.

Ergänzend dazu: Für Anleger auf der Suche nach zukunftsträchtigen Investments bietet unser exklusiver Report „3 Top-Picks“ einen exklusiven Einblick in Aktien, die von wichtigen Megatrends profitieren könnten.

ℹ️ Opendoor in Kürze

  • Opendoor Technologies (WKN: A2QHR0) ist ein 2014 gegründetes Online-Immobilienunternehmen mit Sitz in San Francisco.
  • Das Unternehmen ist im sogenannten „iBuying“-Immobilienmarkt tätig, dem digitalen Ankauf und Wiederverkauf von Wohnimmobilien.
  • Darunter wird ein Online-Verfahren verstanden, über das Immobilienbesitzer ihre Häuser/Wohnungen Opendoor zum Kauf anbieten können. Akzeptiert Opendoor das Angebot, renoviert das Unternehmen im Anschluss die gekaufte Immobilie und bietet sie erneut zum Verkauf an.
  • Aktuell hat das Immobilienunternehmen ca. 7.000 Immobilien im Bestand.
  • Opendoor notiert an der US-Technologiebörse Nasdaq und ist ca. 2,3 Milliarden US$ wert.
Zugehörige Kategorien: Immobilien-Aktien