OPEC+ dreht auf – was heißt das für die Ölpreise?
Vermeintlich böse Überraschung für Anleger, die in Ölaktien investieren und entsprechend die Ölpreise im Auge behalten: Die OPEC+ weitet ihre Produktion im August aus. Was bedeutet das?
Ölpreise bislang noch stabil
Die Ölpreise ignorieren bislang die Auswirkungen der über den Erwartungen liegenden Produktionssteigerung der OPEC+ für August sowie die Besorgnis über die möglichen Auswirkungen der US-Zölle. Grund: Der angespannte physische Markt bietet Unterstützung.
Die OPEC+ beschloss auf ihrer Sitzung am 5. Juli, für August eine Produktionsanpassung von 548.000 Barrel pro Tag vorzunehmen, mehr als die 411.000 Barrel pro Tag, um die sie sie in den vorangegangenen drei Monaten erhöht hatten. Die Entscheidung der OPEC+ wird damit fast 80 % der freiwilligen Kürzungen von 2,2 Millionen Barrel pro Tag von acht OPEC-Produzenten zurück auf den Markt bringen.
OPEC+ bringt fast 80% der Kürzungen zurück
Allerdings ist interessanterweise die tatsächliche Produktionssteigerung bisher geringer als geplant ausgefallen und der größte Teil des Angebots stammt aus Saudi-Arabien, das im Übrigen auch noch seine Preise erhöht hat.
Offensichtlich hat Saudi-Arabien großes Vertrauen in die Ölnachfrage, denn das Land hob am Sonntag den August-Preis für sein Flaggschiff-Rohöl Arab Light auf ein Viermonatshoch für Asien an.
Saudi-Arabien erhöht Preise, Europa besonders betroffen
Und das ist noch nicht alles: Kepler veröffentlichte die neue Preisliste von Aramco auf X, aus der nun hervorgeht, dass die größte Preiserhöhung die Käufer von saudischem Rohöl in Europa treffen wird. Die Preiserhöhung für alle Rohölsorten beträgt ab Juli 1,40 US$ pro Barrel. Asiatische Käufer müssen im nächsten Monat zwischen 0,90 und 1,30 US$ mehr pro Barrel saudischem Rohöl bezahlen, während Käufer in Nordamerika mit einer moderateren Preiserhöhung zwischen 0,20 und 0,40 US$ pro Barrel rechnen können. Tja dann, wenn man`s kann…
Und man kann, denn im Sommer ist die Nachfrage nach Kraftstoff in der nördlichen Hemisphäre eben am höchsten.
Angespannter Markt trotz Angebotsplus
Derzeit deuten alle Indikatoren für den Ölmarkt weiterhin darauf hin, dass der physische Markt angespannt bleibt, was bedeutet, dass der Markt angesichts der saisonal steigenden Ölnachfrage problemlos in der Lage sein dürfte, zusätzliche saudische Barrel aufzunehmen. Clever von den Saudis zu warten, bis der Ölpreis abnippelt und die Amis rausspült, um sich in der Phase hoher Nachfrage Marktanteile zurückzuerobern. Und es funktioniert….
Denn die US-Öl-Produktions-Wachstumsrate gegenüber dem Vorjahr hat sich in letzter Zeit erheblich verlangsamt und die niedrigeren Preise belasten weiterhin die Bohrtätigkeit, was darauf hindeutet, dass die US-Rohölproduktion in diesem Jahr ihren Höhepunkt erreichen könnte, insbesondere wenn die Preise erneut unter Abwärtsdruck geraten.
US-Ölproduktion und Handelsstreit belasten
In diesem Zusammenhang kämen dann wieder die anhaltenden Handelsspannungen in den Fokus. Wenn es um Donald Trump und seinen Handelskrieg geht, weiß man ja praktisch nie was Genaues. Das weiß er ja selbst nicht, wie man an seinen Gesprächen mit Journalisten am Sonntag beim Boarding der Air Force One in New Jersey erahnen kann. Da spricht er von Zöllen, aber auch seinen Briefen, die er verschicken will, und das natürlich ganz viele Länder scharf auf seine Deals sind.
Glücklicherweise ist noch Howard Lutnick anwesend, der erklärt, dass die Zölle ja erst am 1. August in Kraft treten würden. Mit anderen Worten: Die Trump-Regierung verschafft sich noch mal eine Ausweitung der Deadline. So viel zum Thema: „Wir haben ja schon so viele Deals kurz vor dem Abschluss.“
Ölmarkt bleibt angespannt
Fakt ist: Der Ölmarkt ist und bleibt vorerst angespannt, was darauf hindeutet, dass er zusätzliche Barrel aufnehmen kann, Saudi-Arabiens Vorstoß also problemlos absorbiert wird.
Die Wildcard bleibt wie immer die verwirrte und verirrte US-Regierung, die uns entweder eine ganz ruhige Woche oder das Gegenteil bescheren wird.
Glücklicherweise kann man sich aber deshalb zumindest auf eines verlassen: Mit dieser US-Regierung bleibt die übergeordnete Schwäche des Dollars erhalten und damit eine weitere Stütze für Öl.
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