Ölmarkt im Fokus: Warum der Markt die Fakten ignoriert

Experten-Analyse

Die Ölpreise verharren auf vergleichsweise niedrigen Niveaus. Was steckt dahinter? Und was ist nun bei ihnen und entsprechenden Aktien zu erwarten? Eine Analyse.

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Wie Mister Market die Welt sieht

Manchmal ist es wirklich lustig zu beobachten, wie Mister Market kurzfristig die Welt sieht. Zum Beispiel im Ölmarkt. Da gewinnen die Ölpreise, weil „die EU neue Wege sucht, um Russland zu sanktionieren“. Aha – ist ja total überraschend.

Mich hat eher überrascht, dass Menschen zwischenzeitlich tatsächlich glauben wollten, der Herrscher der präsidialen Republik Russland würde sich zu einem Waffenstillstand hinreißen lassen, nur weil ihm der Herrscher der präsidialen Republik USA den roten Teppich ausgerollt hat. Aber lassen wir das.

OPEC+, Schieferöl, unterschätzter Preisdruck

Bleiben wir bei den Fakten, die den Ölmarkt betreffen. Da gibt es weiteres Lustiges zu beobachten. Vor zwei Wochen deuteten die Mitteilungen von OPEC+ und die Prognosen zur US-Ölproduktion eigentlich auf ein bullisches Marktumfeld hin. So geht die OPEC+ davon aus, dass die US-Produktion nicht wesentlich über das aktuelle Niveau von 13,5 Mio. Barrel pro Tag hinausgehen wird.

Das dürfte angesichts des gedrückten Preisumfelds und der Tatsache, dass die Schieferölproduktion in den USA ihr Peak erreicht hat, während die Felder vermehrt in die Erdgasproduktion übergehen, keine unrealistische Einschätzung sein. Zudem rechnet die OPEC+ weiterhin mit niedrigen Lagerbeständen und starker Nachfrage – zwei Faktoren, die typischerweise Preisanstiege begünstigen würden.

Trotzdem reagierte der Markt negativ. Warum?

Nun, die OPEC+ hat die Produktion in 2025 zwar um 1,3 Mio. Barrel/Tag erhöht, liegt aber noch immer ca. 2 Mio. Barrel/Tag unter dem Niveau von vor zwei bis drei Jahren. Das Fazit für Mr. Market also: Es besteht Spielraum für weitere Produktionssteigerungen, was Preisdruck nach unten auslösen könnte. OK, na dann.

Die OPEC+ hats zwei Wochen später auch begriffen und sich jetzt darauf geeinigt, die Ölproduktion im Oktober nur noch um 137.000 Barrel pro Tag zu erhöhen – deutlich weniger als in den Vormonaten. Der Rückgang des zusätzlichen Volumens soll also signalisieren: Hört endlich auf einen Angebotsüberschuss zu erwarten. Mal schauen, ob`s nachhaltig klappt.

Spekulanten und China

Zumindest aber zeigen die neuesten Daten, dass die Spekulanten in der vergangenen Berichtsperiode zum zweiten Mal in Folge 44.511 Kontrakte auf ICE Brent gekauft haben. Damit stieg die Netto-Long-Position auf 251.054 Kontrakte, was überwiegend auf neue Käufe zurückzuführen ist.

Auch bei NYMEX WTI erhöhten Spekulanten ihre Netto-Long-Positionen um 3.062 Kontrakte auf insgesamt 27.287 Kontrakte. Dieser Anstieg folgt auf vier aufeinanderfolgende Wochen mit Rückgängen, wobei die Netto-Positionen in der Vorwoche auf den niedrigsten Stand seit Januar 2007 gefallen waren. Das heißt, die Spekulanten sind neu nun etwas bullischer geworden.

Da helfen sicher auch die aktuellen Handelsdaten aus China: Die zeigen eine Erholung der Rohölimporte. Die Rohölzuflüsse stiegen im Vergleich zum Vormonat um 4,9 % und im Vergleich zum Vorjahr um 0,8 % auf 49,5 Mio. Tonnen (etwa 11,65 Mio. Barrel pro Tag). Sowohl staatliche als auch unabhängige Raffinerien betrieben ihre Anlagen also weiterhin mit hoher Auslastung. Damit liegen die kumulierten Importe im bisherigen Jahresverlauf um 2,5 % über dem Vorjahresniveau.

Warum Öl trotz Energiewende ein Dauerinvestment bleibt

So viel zum kurzfristigen Hin und Her. Ich persönlich schaue ja lieber auf die langfristig stabilen Faktoren:

Mein persönliches Fazit

Mein persönliches Fazit lautet: Trotz des wachsenden Anteils erneuerbarer Energien bleiben Öl & Gas noch eine ganze Zeit ein unverzichtbarer Bestandteil der globalen Energieversorgung und von daher ein attraktiver Sektor für langfristige und diversifizierte Investments.

Wir haben jedenfalls im Rohstoff Anleger Club große Freude an unseren Ölaktien.

Drei Top-Aktien mit Potenzial

Als abschließende Ergänzung: Unser neuer kostenloser Report zeigt drei Top-Aktien auf, mit denen man jetzt noch von der laufenden Rohstoff-Rallye profitieren kann.