Novo Nordisk: Fundamentale Stärke bleibt bestehen
Die Aktie von Novo Nordisk hat in den vergangenen Monaten deutlich an Wert verloren und damit viele Anleger enttäuscht, die auf eine schnelle Erholung gesetzt hatten. Doch trotz der Kurskorrektur bleiben die fundamentalen Wachstumsperspektiven des Unternehmens intakt und eröffnen Chancen für langfristig orientierte Investoren.
Im Dezember 2024 galt Novo Nordisk nach ihrem Absturz noch als seltene Kaufgelegenheit. Doch der Kurs brach seitdem um mehr als 30 Prozent ein. Auch erneute Kaufaufrufe, basierend auf der Strategie, den Zugang zu Wegovy über die eigene NovoCare-Apotheke auszuweiten, brachte keine nachhaltige Wende. Die Aktie notiert weiterhin deutlich unter früheren Höchstständen.
Neubewertung der Lage
Angesichts des klar gebrochenen Aufwärtstrends und schwacher Kursbewegungen ist eine unvoreingenommene Neubewertung entscheidend. Novo Nordisk ist nach wie vor ein starkes Unternehmen, wenn auch derzeit nicht zum besten Preis. Die langfristigen Aussichten bleiben jedoch vielversprechend, sofern man tiefer auf die Fundamentaldaten blickt und nicht nur die Schlagzeilen zu den Quartalszahlen verfolgt.
Quartalszahlen und Marktreaktionen
Im zweiten Quartal 2025 verfehlte Novo Nordisk die Gewinnerwartungen leicht: Der Gewinn je Aktie lag bei 0,93 US-Dollar statt der prognostizierten 0,94 US-Dollar. Zudem senkte das Management die Prognosen für Umsatz- und Gewinnwachstum. Diese Ankündigungen sorgten zwar zunächst für Verunsicherung, führten jedoch nicht zu einem weiteren dramatischen Kurssturz – ein erstes positives Signal.
Tatsächlich stieg der Gewinn je Aktie im Jahresvergleich um 41 Prozent, und auch der Umsatz legte im ersten Halbjahr 2025 um rund 18 Prozent zu. Das bedeutet, dass das Unternehmen nach wie vor wächst, wenn auch mit abgeschwächter Dynamik.
Strategische Initiativen als Katalysatoren
Novo Nordisk hat in den vergangenen Monaten Maßnahmen ergriffen, um seine Marktstellung zu sichern und neue Einnahmequellen zu erschließen. Dazu gehört ein verstärkter Austausch mit der US-Arzneimittelbehörde FDA, um gegen irreführende Werbung vorzugehen. Außerdem wurde die NovoCare-Apotheke eingeführt, die inzwischen rund zehn Prozent der Gesamtverschreibungen abwickelt.
Ein weiterer Meilenstein war die Aufnahme von Wegovy in die nationale Formularliste von CVS im Juli 2025. Diese Entscheidung schafft für Patienten mit Versicherungsschutz einen stabilen Vertriebskanal und zeigt bereits erste positive Effekte.
Internationale Wachstumsdynamik
Besonders stark wächst das Geschäft in den internationalen Märkten. Novo Nordisk hält dort einen Marktanteil von rund 71 Prozent im Bereich GLP-1 und konnte die Umsätze in der Adipositastherapie im zweiten Quartal um 125 Prozent steigern. Wegovy allein legte sogar um 335 Prozent zu. Diese Märkte sind nach wie vor kaum ausgeschöpft und bieten enormes Potenzial.
Forschung und Entwicklung
Das Unternehmen arbeitet außerdem an neuen Wirkstoffen. Sowohl die subkutane als auch die orale Form von Amycretin, einem neuartigen GLP-1/Amylin-Agonisten, sollen 2026 in die Phase-III-Studien übergehen. Dies eröffnet mittelfristig Chancen für eine Beschleunigung des Umsatzwachstums über die Jahre 2025 und 2026 hinaus.
Bewertung im Branchenvergleich
Im Vergleich zu Wettbewerbern wie Eli Lilly wird Novo Nordisk derzeit deutlich günstiger gehandelt. Auf Basis der Konsensschätzungen für 2026 ergibt sich ein Kursziel von rund 68 US-Dollar, was einem Aufwärtspotenzial von etwa 24 Prozent entspricht. Während Goldman Sachs sogar noch optimistischer ist, erscheint dieses konservative Szenario realistisch.
Risiken und Unsicherheiten
Die größten Risiken liegen in möglichen Marktanteilsverlusten durch Nachahmerpräparate sowie in sinkenden Margen aufgrund flexibler Preispolitik. Zudem könnte sich die Neubewertung der Aktie länger hinziehen, da viele Analysten ihre Einschätzungen zuletzt von „Kaufen“ auf „Neutral“ gesenkt haben.
Fazit
Der Kursrückgang von Novo Nordisk spiegelt nicht eine Verschlechterung des Geschäfts wider, sondern vor allem eine Abkühlung des zuvor extrem starken Wachstums. Die Aktie ist im Branchenvergleich deutlich unterbewertet und bietet nach den aktuellen Berechnungen ein attraktives Kurspotenzial. Trotz bestehender Risiken bleibt Novo Nordisk daher eine Kaufempfehlung.